Es gibt zurzeit ja nicht gerade fürchterlich viele Werte in der rund 650 Aktien umfassenden Datenbank von boersengefluester.de, deren Kurse in unmittelbarer Sichtweite zum All-Time-High notieren. Dem Anteilschein von FCR Immobilien gelingt momentan dieses Kunststück. Dabei kommt das in erster Linie auf Immobilien für Supermärkte und Einkaufszentren spezialisierte Unternehmen zurzeit auf einen Börsenwert von rund 179 Mio. Euro und liegt damit zwischen den beiden vom Geschäftsmodell her am ehesten vergleichbaren Gesellschaften DEFAMA Deutsche Fachmarkt (121 Mio. Euro Börsenwert) und Deutsche Konsum REIT (429 Mio. Euro Börsenwert). Nun will boersengefluester.de das Trio an dieser Stelle gar nicht direkt miteinander vergleichen, zumal jedes Unternehmen im Detail dann doch seine ganz spezielle Ausrichtung hat.
Rein mit Blick auf die Cover-Auswahl des Geschäftsberichts 2021 ist jedoch schon auffällig, wie sehr FCR Immobilien mittlerweile die Verquickung von Immobilien und Digitalisierung – sprich intelligente Software – in den Fokus rückt. Ein Thema, das längst auch auf jeder Kapitalmarktpräsentation eine Menge Raum bekommt. Da macht der jüngste Vortrag von CFO Christoph Schillmaier auf dem Round Table von AlsterResearch am 31. Mai 2022 keine Ausnahme. Die ganz heißen Themen sind mit dem veränderten Zinsumfeld, der labilen Konjunktur – inklusive Inflation – zurzeit aber natürlich ganz andere. Zumindest was die Perspektiven für das Finanzergebnis angeht, sieht Schillmaier die eigene Company auf jeden Fall im Vorteil, da in den kommenden Jahren drei vergleichsweise hoch verzinsliche Anleihen im Gesamtvolumen von bis zu 85 Mio. Euro auslaufen: „Bis 2025 können wir die Zinskosten daher auf jeden Fall noch senken.“ Welcher Hebel hier möglich ist, zeigt ein Vergleich des mit einem Kupon von 6,0 Prozent ausgestatteten Bonds 2018/23 zu der jüngsten Schuldscheinplatzierung bei einem institutionellen Investor über 10 Mio. Euro mit einer jährlichen Verzinsung von 2,95 Prozent. „Das ist schon eine Ansage und spiegelt die Stärke des Unternehmens wider“, sagt Schillmaier.
Bemerkenswert auch ein Blick auf das mittlerweile auf mehr als 100 Objekte gewachsene Immobilienportfolio mit einem Marktwert von zurzeit 413 Mio. Euro. Möglichst auf die relativ kurze Sicht will FCR Immobilien hier auf die runde Marke von 500 Mio. Euro kommen – zuletzt mit klarer Ausrichtung auf vollvermietete Objekte. „Die Ankaufspipeline ist weiter sehr gut gefüllt“, sagt Schillmaier bei seiner Präsentation und blickt unverändert positiv nach vorn: „Langfristig ist auch die 1 Milliarde Euro ein Ziel.“ Für 2022 steht aber zunächst einmal ein annualisierter FFO, quasi der Cashflow aus der Bestandsbewirtschaftung der Immobilien, von rund 13 Mio. Euro auf der Agenda – nach 7,1 Mio. Euro im Jahr zuvor. Damit wird FCR zurzeit mit dem 13,8fachen des annualisierten FFO am Kapitalmarkt bewertet, was freilich über dem Niveau von DEFAMA liegt, die hier auf einen Faktor von rund 12 kommt.
Noch höher liegt in dieser Disziplin die Aktie der Deutschen Konsum REIT mit einem Multiple von Börsenwert zu FFO von etwa 14 (auf voll verwässerter Basis durch die ausstehenden Wandelanleihen). Keine direkte Eile scheint es bei FCR derweil mit Blick auf die Auflösung des „Tradingportfolios“ zu geben. Bekanntestes Asset hier ist das Hotel Pelagone in der Toskana. Nun: Angesichts der zurückgekommenen Reiselust arbeitet die Zeit hier wohl eher für FCR. Zudem verriet uns CEO Falk Raudies erst vor wenigen Wochen beim Hintergrundgespräch auf der MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz, dass zu dem Hotel auch ein umfangreicher Grundbesitz gehört. Entsprechend hat er 2021 zwei Kaufangebote von potenziellen Interessenten dankend abgelehnt. Trotzdem ist die Ausgangslage klar: „Das Hotel in der Toskana werden wir verkaufen“, sagt Schillmaier.
Insgesamt hört sich das alles nach einer stimmigen Entwicklung an. Und so verwundert es vielleicht doch nicht so sehr, dass die FCR-Aktie derart gut performt an der Börse. Die Analysten von AlsterResearch setzen den fairen Wert des Small Caps bei zurzeit 22 Euro an (HIER). Beim aktuellen Kurs von 18,30 Euro entspricht das einem Potenzial von etwa 20 Prozent. Nur das Thema Dividende können Neuanleger zumindest für das laufende Jahr abhaken, denn die Hauptversammlung fand bereits Mitte Mai statt. Ausgeschüttet wurden 0,35 Euro pro Anteilschein. Im kommenden Jahr dürfte es kaum weniger werden.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 16,39 | 37,30 | 38,91 | 26,56 | 52,49 | 35,00 | 56,63 | |
EBITDA1,2 | 4,93 | 7,60 | 18,47 | 14,84 | 19,16 | 28,56 | 24,22 | |
EBITDA-Marge3 | 30,08 | 20,38 | 47,47 | 55,87 | 36,50 | 81,60 | 42,77 | |
EBIT1,4 | 3,74 | 7,10 | 18,11 | 14,42 | 18,55 | 27,45 | 23,00 | |
EBIT-Marge5 | 22,82 | 19,03 | 46,54 | 54,29 | 35,34 | 78,43 | 40,62 | |
Jahresüberschuss1 | 0,98 | 2,90 | 9,75 | 9,56 | 12,15 | 14,18 | 8,70 | |
Netto-Marge6 | 5,98 | 7,77 | 25,06 | 35,99 | 23,15 | 40,51 | 15,36 | |
Cashflow1,7 | 2,69 | 11,34 | -3,67 | 9,87 | 13,31 | 18,51 | 25,15 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,11 | 0,16 | 1,07 | 1,05 | 1,25 | 1,45 | 0,89 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,35 | 0,30 | 0,30 | 0,35 | 0,35 | 0,25 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: MSW |
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