Nanyan Ding reagierte ungehalten, als wir sie anriefen. Die in München arbeitende Aufsichtsratsvorsitzende von Fast Casualwear ist seit jüngstem auch zuständig für Investor Relations. Doch Fragen zu dem chinesischen Modeunternehmen beantwortet sie nicht – nicht Journalisten und auch nicht Aktionären. Ist das Verschleierungstaktik oder Unvermögen? Für letzteres spricht die jüngste Ad-hoc-Meldung, die verkündet, dass es einen neuen Vorstand gibt. Hier erscheint eine Web-Adresse, die auf eine gesperrte Seite führt. Das Chaos bei Fast ist also nicht überstanden. Nun bricht auch noch das operative Geschäft weg. Die Aktie ist nur etwas für Zocker.
Um satte 77 Prozent auf 7,5 Mio. Euro ist der Umsatz im zweiten Quartal zusammengeschmolzen, nachdem in den ersten drei Monaten noch ein Plus von 57 Prozent erzielt worden sein soll. Angesichts dieses abrupten, gravierenden Geschäftseinbruches – ohne Vorwarnung – zweifeln wir daran, ob die Q1-Zahlen tatsächlich stimmen. Im ganzen Quartalsbericht findet sich nicht ein Wort, warum es zu diesem Desaster gekommen ist. Dass die Buchführung von Fast mehr Fragen als Antworten bringt, zeigen die Forderungen, die zum Ende des ersten Quartals fast doppelt so hoch waren wie die Umsätze. Kein Wunder, dass nun fast 10 Mio. Euro davon abgeschrieben werden mussten. Noch immer wartet Fast aber auf 36 Mio. Euro von Kunden. Unterm Strich bleibt ein Quartalsverlust von 13,4 Mio. Euro.
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Und wie geht es nun weiter? Zhang Wenya, seit Ende Juli Alleinvorstand von Fast, schreibt dazu im Halbjahresbericht: „Der Konzern rechnet damit, dass der Umsatz im Jahr 2014 um 25% – 30% im Vergleich zu 2013 sinken wird. Dadurch verringert sich die EBIT-Marge auf voraussichtlich 8% -10%.“ Das bedeutet aber immer noch ein positives Ergebnis. Wo soll das herkommen? Dazu sagt der Halbjahresbericht: „Wir haben Sofortmaßnahmen umgesetzt, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und wieder auf einen nachhaltig profitablen Wachstumskurs zurückzukehren. Eine dieser Maßnahmen war beispielsweise, die Anzahl der Mitarbeiter insbesondere im Bereich Produktion zu reduzieren. Insgesamt ist die Anzahl der Mitarbeiter von 980 zum 31. Dezember 2013 auf 671 zum 30. Juni 2014 zurückgegangen.“ Da die gesamten Personalkosten 2013 nicht einmal drei Prozent vom Umsatz ausmachten, ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Wir wollten es ein wenig genauer wissen und fragten bei IR-Frau Ding per E-Mail Ende September nach:
- Sie wollen ein positives Jahresergebnis erreichen (EBIT-Marge mindestens 8 Prozent). Wie wollen Sie die 6,7 Mio. Euro EBIT-Verlust zur Jahresmitte aufholen?
- Was sind die wesentlichen Gründe für den Umsatzeinbruch?
- Warum haben Sie die Preise so stark erhöht? Ist das ein Grund für den Umsatzrückgang? Wie sieht Ihre Preispolitik künftig aus?
- Sie haben die Verkaufspreise kräftig anheben können. Dennoch sind die Umsatzkosten nicht so stark gefallen wie die Umsätze. Woher kommt das?
- Warum sind die Verkaufs- und Vertriebskosten im 2. Quartal so stark gestiegen, wo der Umsatz doch eingebrochen ist? Warum sind die im 2. Quartal so viel höher als im 1. Quartal?
- Warum sind die Vorräte trotz sinkender Umsätze gestiegen?
- Sie haben Abschreibungen auf Forderungen vorgenommen. Was ist der Hintergrund? Wird sich das im Jahresverlauf wiederholen?
- Warum sind Ihre Zahlungsmittel in der Verfügung beschränkt?
- Sie haben rund 23,4 Mio. Euro in Sachanlagen investiert, davon fast 18 Mio. Euro im zweiten Quartal. Worum handelt es sich dabei? Von wem haben Sie die Anlagen/Ländereien gekauft? Warum haben Sie diese gekauft?
- Die Landnutzungsrechte haben sich um 11,4 Mio. verringert: Um welche Landnutzungsrechte handelt es sich? Was ist der Hintergrund für die Verringerung? Die Anzahlungen auf Landnutzungsrechte haben sich um 11,3 Mio. Euro verringert: Was ist der Hintergrund?
- Wann wird die HV stattfinden? Warum gibt es da Verzögerungen?
- Übernehmen Sie die IR-Arbeit für das Unternehmen?
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Weil wir nach drei Tagen immer noch keine Antwort erhielten, riefen wir unter der Nummer an, die auf der „geheimen“ Internetseite www.fast-casualwear-ag.de zu finden ist. Ding hatte die E-Mail noch nicht einmal gelesen. Nachdem sie sie gefunden hatte, erklärte sie nur kurz, dass sie diese Fragen nicht beantworten könne, weil sie alle Aktionäre gleich behandeln müsse. Außerdem sollten wir unsere Fragen in Englisch stellen, damit sie diese nach China weiterreichen könne. Das Gespräch war schnell zu Ende. Gut eine Stunde später rief sie zurück, entschuldigte sich für ihren harschen Ton und versprach, die Fragen zu beantworten. Inzwischen sind mehr als zwei Wochen vergangen. Antworten? – Fehlanzeige! Auch auf einen Termin für die 2013er-Hauptversammlung müssen Anleger noch immer warten. Kein Hinweis, warum sie verschoben wurde.
Es wundert nicht, dass die Fast-Aktie immer weiter abrutscht. Inzwischen kostet sie nicht einmal mehr als 0,50 Euro. Auch die Ankündigung, dass ein weiterer Vorstand an Bord gekommen ist, brachte keine neuen Impulse. Eine seriöse Anlage ist die Fast-Casualwear-Aktie nicht.
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