Als die Fabasoft-Aktie Anfang des Jahres zeitweilig über 50 Euro notierte, hätte wohl niemand gedacht, dass der Anteilschein des Unternehmens aus Linz nur gut ein halbes Jahr später deutlich mehr als ein Drittel weniger kosten würde. Immerhin gehört Fabasoft zu den Unternehmen, die normalerweise beständig liefern und darüber hinaus noch eine piekfeine Bilanz haben. Doch die Ende August vorgelegten Zahlen zum Auftaktviertel des Geschäftsjahrs 2021/22 (31. März) fielen deutlich schlechter aus als gedacht, was – in Kombination mit dem allgemein ruppigeren Börsenumfeld – für den Kursabschwung bei Fabasoft sorgte. In absoluten Zahlen hat die in erster Linie auf Dokumenten- und Datenmanagement spezialisierte Softwaregesellschaft vom Top bei knapp 592 Mio. Euro nun um etwas mehr als 211 Mio. Euro an Börsenwert eingebüßt. Eine Größenordnung, bei der ein Blick auf die Aktie allemal wieder lohnt. Immerhin ist im Q1-Bericht an keiner Stelle davon zu lesen, dass grundlegende Trends zum Nachteil von Fabasoft gedreht haben. Vielmehr ist von Verschiebungen oder der Umgestaltung bei einigen laufenden Projekten die Rede.
Soll heißen: Planänderungen durch Corona kommen offenbar nun auch im behördlichen Sektor, einer wichtigen Kundengruppe von Fabasoft, an. Nun: Am Drang hin zu digitaleren Arbeitsabläufen – Stichwort E-Akte – ändern diese Verzögerungen eher nichts. Im Gegenteil: Auch in den Behörden wird sich die Arbeitswelt in den kommenden Jahren signifikant ändern. Und davon sollte Fabasoft auf jeden Fall profitieren. Zudem haben die Linzer ihre Beteiligung an der wachstumsstarken Tochter Mindbreeze – einer Art “Mini-Google” speziell für Unternehmen – zuletzt von 76,0 auf 85,5 Prozent aufgestockt. Es ist noch nicht so lange her, da galt Mindbreeze sogar als potenzieller Kandidat für ein eigenes IPO. Ebenfalls interessant: Zumindest im deutschsprachigen kooperiert Mindbreeze mit dem börsennotierten IT-Dienstleister Adessso, und die Dortmunder sind fürwahr eine hochkarätige Adresse.
Eine konkrete Prognose zu den Konzernzahlen liefert Fabasoft auch im laufenden Jahr nicht, entsprechend schwierig sind die Schätzungen für Umsatz und Ergebnis. Hinzu kommt, dass auch bei Fabasoft die Tendenz hin cloudbasierten Lösungen geht – mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf das klassische Lizenzgeschäft. Dem Rückgang beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 46 Prozent auf 2,43 Mio. Euro zum Auftaktviertel 2021/22 wertet boersengefluester.de jedenfalls keine Signalwirkung bei, auch wenn das laufende Geschäftsjahr am Ende wohl nicht die Güteklasse von 2020/21 haben wird.
Nichtsdestotrotz sind wir aber sicher, dass Fabasoft in den kommenden Jahren ein großer Digitalisierungsprofiteur sein wird. Und auf dem aktuellen Kursniveau hat sich das Chance-Risiko-Verhältnis – trotz der enttäuschenden Q1-Zahlen – eher verbessert. Für langfristig orientierte Anleger ist der Spezialwert jedenfalls ein gute Adresse mit einer zudem auch noch ansprechenden Dividendenrendite.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 31,96 | 40,28 | 51,06 | 55,09 | 58,27 | 69,23 | 80,95 | |
EBITDA1,2 | 7,05 | 11,50 | 16,78 | 19,55 | 17,65 | 16,76 | 21,60 | |
EBITDA-Marge3 | 22,06 | 28,55 | 32,86 | 35,49 | 30,29 | 24,21 | 26,68 | |
EBIT1,4 | 5,25 | 8,92 | 11,71 | 13,89 | 11,53 | 9,99 | 13,39 | |
EBIT-Marge5 | 16,43 | 22,14 | 22,93 | 25,21 | 19,79 | 14,43 | 16,54 | |
Jahresüberschuss1 | 3,94 | 6,49 | 8,55 | 9,73 | 7,88 | 6,83 | 9,63 | |
Netto-Marge6 | 12,33 | 16,11 | 16,75 | 17,66 | 13,52 | 9,87 | 11,90 | |
Cashflow1,7 | 7,93 | 11,60 | 14,11 | 21,01 | 16,65 | 7,03 | 19,48 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,37 | 0,55 | 0,72 | 0,80 | 0,68 | 0,57 | 0,83 | |
Dividende8 | 0,18 | 0,50 | 0,65 | 0,85 | 0,75 | 0,30 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
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