Für die Aktionäre von Fabasoft hätte es in den vergangenen Monaten kaum besser laufen können. Um runde 111 Prozent verteuerte sich der Anteilschein des Softwareanbieters für das Erfassen, Bearbeiten, Aufbewahren und Auffinden von elektronischen Dokumenten. Dabei zählt die Gesellschaft aus Linz nicht unbedingt zu den wachstumsstärksten Unternehmen. Seit einer gefühlten Ewigkeit bewegen sich die Erlöse von Fabasoft in einer Range zwischen 20 und 23 Mio. Euro. Einer der wichtigsten Kundengruppen von Fabasoft sind Behörden – und die müssen sparen. Verantwortlich für das Investoreninteresse ist die zunehmende Etablierung von Cloud-Services im Produktprogramm der Österreicher. Das Konzept von Fabasoft: Sichere Speicherlösungen „Made in Europe“ – in diesem Fall Deutschland , Österreich und Schweiz. Angesichts der nicht endenden Debatte über Datensicherheit und Abhörskandale trifft Fabasoft mit diesem Angebot offenbar den Nerv der Kunden.
Cloud-Technologien stehen hoch im Kurs. Das zeigt der enorme Aufschwung von Aktien wie InVision oder die Übernahmeofferte im Volumen von 70 Mio. Euro von Cancom für Pironet NDH. Demnach zahlt der TecDAX-Konzern für Pironet fast einen Multiplikator von 24 auf das für 2013 zu erwartende Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT). Der Aufschlag auf den Umsatz beträgt immerhin rund 50 Prozent. Angesichts solcher Prämien haben sich die Investoren auch bei Fabasoft in Stellung gebracht. Die jüngsten Zahlen sehen sehr ordentlich aus. Nach neun Monaten des Geschäftsjahrs 2013/14 (31. März) steht bei Erlösen von knapp 19 Mio. Euro ein Überschuss von 1,63 Mio. Euro zu Buche. In der vergleichbaren Vorjahresperiode wies Fabasoft einen Verlust von 0,93 Mio. Euro aus. Einen konkreten Ausblick für das Gesamtjahr haben die Linzer noch nicht präsentiert. Im Neun-Monats-Bericht heißt es nur: „Ausgehend von den in den ersten drei Quartalen umgesetzten Maßnahmen und den ermutigenden Erfolgen geht das Management von einer herausfordernden aber auch chancenreichen Entwicklung in den bevorstehenden Quartalen aus.“
Klarer Pluspunkt für Fabasoft ist die ansprechende Bilanz. Die Eigenkapitalquote betrug zuletzt annähernd 52 Prozent. Finanzverbindlichkeiten sind fast nicht vorhanden. Dafür verfügt die Gesellschaft per Ende Dezember 2013 über liquide Mittel von 12,1 Mio. Euro. Insgesamt kommt das Unternehmen damit auf ein Nettocash von knapp 2,40 Euro pro Aktie – bei einem Kurs von 6,88 Euro. Für 2012/13 zahlte Fabasoft eine außergewöhnlich hohe Dividende von 0,38 Euro pro Anteilschein, was den Titel weit vorn in den Rendite-Hitlisten auftauchen ließ. Am Tag der Hauptversammlung rentierte der Small Cap damals mit 9,2 Prozent. Für 2013/14 kalkuliert boersengefluester.de konservativ mit einer niedrigeren Dividende von 0,25 Euro. Die Rendite würde sich damit aber immer noch nördlich von 3,5 Prozent bewegen.
Mehrheitsaktionäre bei Fabasoft sind mit gut 67 Prozent die beiden Vorstände Helmut Fallmann und Leopold Bauernfeind. Der Streubesitz sollte bei knapp 23,8 Prozent liegen. Einen Termin für die Veröffentlichung des kompletten Zahlenwerks für 2013/14 sowie für die Hauptversammlung 2014 gibt es noch nicht. Im Vorjahr legte Fabasoft den Geschäftsbericht Anfang Juni vor. Bewertungstechnisch hat der Small Cap noch immer Luft. Die gesamte Marktkapitalisierung beträgt zurzeit 34,4 Mio. Euro. Demnach würden die Linzer nur mit einem Aufschlag von rund einem Drittel auf die für 2013/14 zu erwartenden Erlöse gehandelt. Bezogen auf das von boersengefluester.de erwartete Betriebsergebnis von rund 2 Mio. Euro ergibt sich ein Multiple auf das EBIT von etwa 17. Auch wenn Fabasoft inhaltlich und von der Größe her wohl eher mit Easy Software in eine Peer Group gehört. Verglichen mit dem von Cancom für Pironet gebotenen Preis, sieht die Bewertung von Fabasoft noch relativ moderat aus. Wir trauen dem Titel daher eine Fortsetzung des Aufwärtstrends zu.
Foto: Fabasoft AG