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Expedeon: Plötzlich eine Cash-Aktie

Den Namen 4basebio merken sich Aktionäre des Laborzulieferers Expedeon besser jetzt schon mal. Zur außerordentlichen Hauptversammlung am 19. Dezember 2019 in Heidelberg steht nämlich die Umfirmierung in 4basebio – in dem Kunstwort spiegeln sich die vier DNA-Basen Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin wider – als Punkt 4 mit auf der Agenda und drückt den wahrscheinlich wichtigsten Deal der jüngeren Firmengeschichte aus. Für einen Verkaufspreis von insgesamt 120 Mio. Euro – davon fließen knapp 106 Mio. Euro unmittelbar, der Rest auf ein Zwei-Jahres-Treuhandkonto – hat Expedeon Mitte November rund 85 Prozent des betrieblichen Konzernvermögens an den britischen Onlinehändler für Antikörper Abcam verkauft. Vereinfacht ausgedrückt bleibt das frühere Genomik-Stammgeschäft der Sygnis AG um Kits für die DNA-Herstellung im Unternehmen, während die in den vergangenen Jahren zugekauften Firmen – allen voran die mittlerweile namensgebende britische Expedeon – an Abcam gehen. „Die Gesellschaft dürfte 2020 nur noch etwa 10 Prozent des aktuellen Umsatzniveaus, also rund 1,6 bis 2,0 Mio. Euro, ausweisen“, urteilen die Analysten von GBC in ihrer neuesten Studie (HIER) zu Expedeon.

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An der Börse folgte ein Kurssprung auf den Deal zwar prompt, nach Auffassung von boersengefluester.de aber noch nicht in letzter Konsequenz. So kommt Expedeon auf dem gegenwärtig deutlich erhöhten Kursniveau auf einen Börsenwert von knapp 86,5 Mio. Euro – bei Netto-Finanzverbindlichkeiten von zuletzt etwa 6 Mio. Euro. Mit Blick auf den vereinbarten Kaufpreis werden die Heidelberger plötzlich also zu einem Cashwert, denn der gesamte Mittelzufluss entspricht rund 2,29 Euro je Aktie – bei einer aktuellen Notiz von 1,65 Euro.

Ein gewisser Teil des Abschlags ist freilich mit möglichen Unsicherheiten im Zuge der Umsetzung der Transaktion zu erklären. Der sehr viel größere Teil geht derweil auf das Konto der künftigen geschäftlichen Ausrichtung, schließlich dürfte das Unternehmen vorerst in den roten Zahlen bleiben. Andererseits bietet das Finanzpolster eine super Chance für Expedeon, sich im wachsenden Markt für Gentherapien genau so aufzustellen, wie es bislang nicht ohne weiteres möglich gewesen ist. Zudem dürfte das Thema Kapitalerhöhungen – langjährige Expedeon-Aktionäre haben hier viel Erfahrung gesammelt – vorerst vom Tisch sein, selbst wenn das Unternehmen auch künftig über Zukäufe wachsen will.

Ebenfalls wichtig: Der Vorstand hat sich klar zu einem weiteren Listing an der Frankfurter Börse bekannt (siehe dazu auch den FAQ-Bereich auf der extra eingerichteten Transaktions-Webseite). Zudem steht eine Aktienrückkaufprogramm von bis zu 10 Prozent der Aktien auf der Schiene. Für risikobereite Investoren ist der Titel damit eine Wette wert, jedenfalls versprechen die kommenden Wochen einen kontinuierlich positiven Nachrichtenfluss.

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.