Offiziell spricht die Exceet Group von der „Wertoptimierung ihrer Aktivitäten“. Etwas flapsiger ausgedrückt könnte man sagen, dass die vor vielen Jahren mal als SPAC gestartete Beteiligungsgesellschaft alles aus ihrem Portfolio verkauft, was geht. Gut abzulesen ist das in der Bilanz sowie der Gewinn- und Verlustrechnung des jetzt vorgelegten Geschäftsberichts für 2021: Operative Geschäftseinheiten im klassischen Sinn gibt es nach der Veräußerung des Leiterplattenspezialisten GS Swiss PCB sowie des Softwareanbieters exceet Secure Solutions nicht mehr. Lediglich die Tochter Luco Elektrokomponenten und Systeme gehört formal noch zu Exceet – steht aber auch im Schaufenster. Durch die bisherigen Verkaufserlöse weist Exceet für 2021 einen Überschuss von 87,05 Mio. Euro aus – nach 3,11 Mio. Euro im Jahr zuvor. Entsprechend kletterte das Eigenkapital der in Luxemburg ansässigen Gesellschaft von 40,56 auf 118,16 Mio. Euro.
Auf der Aktivseite stehen mittlerweile knapp 117 Mio. Euro an liquiden Mitteln, Finanzverbindlichkeiten gibt es nicht. Und spätestens an dieser Stelle wird es interessant, denn der gesamte Börsenwert des Unternehmens erreicht gerade einmal knapp 92 Mio. Euro. Allerdings peilt der unter anderem auch bei Vita34, Formycon, PNE, NFON und Schaltbau engagierte Großaktionär Active Ownership Group (AOC) keine Auflösung von Exceet an, sondern legt den Fokus auf neue Investments. Welche Ausrichtung der Vorstand hier genau vorhat, ist aus dem Geschäftsbericht freilich nicht zu entnehmen.
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So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass die Aktie zurzeit mit einem derart großen Discount zum inneren Wert gehandelt wird. Auf der Beobachtungsliste von boersengefluester.de bleibt der Spezialwert aber allemal. Kann ja sein, dass sich hier schon bald eine spannende Investmentstory entwickelt. Und umgekehrt ist das Rückschlagrisiko durch die üppige Cash-Ausstattung eng begrenzt, selbst wenn die Exceet Group zurzeit Strafzinsen an die Banken zahlt und auch der laufende Geschäftsbetrieb am Kontostand des im streng regulierten Börsensegment Prime Standard gelisteten Unternehmens nagt. Zur berücksichtigen ist darüber hinaus der recht enge Streubesitzanteil von nur gut 14 Prozent. Die Handelsumsätze in der Aktie sind jedenfalls überschaubar.
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