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Euromicron: Hopp oder top

Normalerweise sind die Analysten der Solventis Wertpapierhandelsbank ja nicht für explosive Kursziele bekannt. Bei Euromicron machen die Mainzer allerdings eine Ausnahme und siedeln den fairen Wert des Small Caps bei stattlichen 16,05 Euro an – das wäre auch auf dem aktuellen Niveau von 7,80 Euro ein glatter Verdoppler. Zwar hat sich die Notiz des Spezialisten für Netzwerke in Gebäuden, kritischen Infrastrukturen (Versorger, Telekom, Verkehr etc.) und Industrie in den vergangenen Wochen bereits ein wenig aus dem Kurskeller befreit. Der Blick auf den Langfristchart zeigt aber, dass das seit mittlerweile einem Jahr an der Spitze von Euromicron stehende Vorstandsteam um Bettina Meyer (Sprecherin) und Jürgen Hansjosten noch eine Menge Vertrauen am Kapitalmarkt zurückgewinnen muss. Ein probates Mittel dafür ist die Teilnahme an Konferenzen wie dem Aktienforum von Solventis am 21. April am Frankfurter Flughafen oder auch die Frühjahrskonferenz der DVFA, wo Euromicron am 11. Mai ebenfalls präsentieren wird. Zentrale Botschaft der für die Finanzen und den Bereich Investor Relations zuständigen Bettina Meyer: Bis 2018 soll aus dem ertragsschwachen und zusammengekauften Firmenverbund eine smarte Company mit Erlösen von rund 400 Mio. Euro und einer EBITDA-Marge von acht bis elf Prozent werden. Das entspräche einem Ergebnis vor Zinsen, Steuer und Abschreibungen in einem Korridor zwischen 32 und 44 Mio. Euro, wobei die untere Marke die realistischere Variante ist.

 

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Zur Einordnung: 2016 kamen die Frankfurter – bereits bereinigt um die Sonderkosten für die Reorganisation – gerade einmal auf eine EBITDA-Rendite von vier Prozent. Unterm Strich fiel dabei ein Fehlbetrag von mehr als 13 Mio. Euro an, der das Eigenkapital auf 97 Mio. Euro drückte. Bei einer Marktkapitalisierung von gegenwärtig knapp 56 Mio. Euro, müsste eigentlich schon das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von weniger als 0,6 eine Steilvorlage für Investoren sein. Doch so einfach ist die Rechnung nicht: Ein Dauerbegleiter bei Euromicron ist die Diskussion um die Werthaltigkeit des auf der Aktivseite ausgewiesenen Firmenwerts (Goodwill) von zuletzt 108,2 Mio. Euro – das sind immerhin fast 40 Prozent der Bilanzsumme. Sollte es hier zu weiterem Korrekturbedarf kommen, würde das Eigenkapital auf der rechten Seite der Bilanz wie Eis in der Sonne schmelzen. Doch nach den jüngsten Tests der Wirtschaftsprüfer zeigt sich Vorstandssprecherin Meyer in Sachen Goodwill entspannt, und beziffert das Risiko zusätzlicher Abschreibungen auf „Null Komma Null Prozent“. Das ist mal ne Ansage. Ein heißes Eisen bleibt die Aktie aber dennoch: Insbesondere die Umstrukturierung der Finanzierung ist ein zentrales Thema für den Aktienkurs. So werden allein aus einem Schuldscheindarlehn von 2011 Verbindlichkeiten von 14,5 Mio. Euro am 15. Juli 2016 fällig.

Für das laufende Jahr kündigt Meyer derweil ein moderates Umsatzwachstum „um die fünf Prozent“ an und rechnet mit einer operativen EBITDA-Marge – also bereinigt um einmalige Effekte aus der Reorganisation von vermutlich nochmals 2,5 Mio. Euro – zwischen 4,5 und 5,5 Prozent. Unterm Strich sollte dann nach unseren Berechnungen bereits ein kleiner Überschuss übrig bleiben. Interessant aus Bewertungssicht wird Euromicron aber erst ab 2017. Und bis zur ersten Dividende seit 2012 werden wohl nochmals „mindestens drei Jahre“ vergehen, sagt Meyer. Fazit boersengefluester.de: Mit einem überschaubaren Betrag können Anleger hier auf den Turnaround setzen. Die Q1-Zahlen gibt es dann am 10. Mai 2016.

 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.