Getuschel um einen Ankerinvestor für Euromicron gibt es schon seit mindestens einem halben Jahr. Immerhin befinden sich rund 95 Prozent der Aktien des finanziell nicht gerade auf Rosen gebetteten Anbieters von IT-, Netzwerk- und Sicherheitsinfrastrukturen im Streubesitz. Da täte ein verlässlicher Partner auf Investorenseite nur zu gut. Dass nun aber ausgerechnet die stockkonservative Funkwerk sich an Euromicron beteiligen will, hätte boersengefluester.de nun wirklich nicht gedacht. Konkret kann das in den Bereichen Zugfunk, Videosysteme und Reisendeninformationen tätige Unternehmen aus Kölleda über zwei Kapitalerhöhungen auf bis zu 28 Prozent der Aktien an Euromicron kommen – vorerst also dicht unterhalb der 30-Prozent-Schwelle bleiben, die eine Pflichtofferte für die restlichen Anteilseigner auslösen würde. Vorsorglich heißt es dazu schon einmal: „Nach Erwerb der Backstop-Aktien ist nicht beabsichtigt, innerhalb der nächsten zwölf Monate weitere Stimmrechte durch Erwerb oder auf sonstige Weise zu erlangen.“
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In einem ersten Schritt hat Funkwerk dazu 717.639 neue Euromicron-Aktien zu jeweils 3,40 Euro gezeichnet, was auf einen Emissionserlös von brutto 2,44 Mio. Euro hinausläuft. Damit hält Funkwerk nun schon einmal 9,09 Prozent an Euromicron. In einem zweiten Schritt ist dann die Durchführung einer Kapitalerhöhung im Umfang von bis zu 2.152.919 neuen Anteilscheinen zu ebenfalls 3,40 Euro geplant, an der allerdings auch bestehende Aktionäre teilnehmen können. Wichtig: Funkwerk wird alle nicht bezogenen Aktien übernehmen, so dass der hieraus mögliche Erlös von brutto 7,32 Mio. Euro ebenfalls garantiert ist. Das heißt: Sollte tatsächlich niemand außer Funkwerk an der Kapitalerhöhung teilnehmen (was freilich unwahrscheinlich ist), würde die mehrheitlich zur Hörmann-Gruppe gehörende Gesellschaft künftig 28,57 Prozent an Euromicron halten. Im anderen Extremfall, wenn also alle Streubesitzaktionäre an der Maßnahme teilnehmen würden, bliebe der Anteil von Funkwerk an Euromicron bei 9,09 Prozent. Die Wahrheit dürfte wohl irgendwo nördlich der Mitte liegen, immerhin haben die Frankfurter aus Börsensicht durch das Engagement von Funkwerk ein neue Perspektive bekommen, etwa beim Aubau neuer digitaler Geschäftsmodelle.
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Der Beginn der Bezugsfrist ist für Ende Juli 2019 vorgesehen. „Wir stärken damit nicht nur unsere Finanzierungskraft erheblich, sondern stellen uns auch strategisch schlagkräftiger auf“, sagt Bettina Meyer, Sprecherin des Vorstands von Euromicron. Die frei von Bankschulden agierenden Thüringer könnten den bis zu 9,76 Mio. Euro umfassenden Deal angesichts eines Bestands an liquiden Mitteln von zuletzt mehr als 28 Mio. Euro locker aus Portokassen zahlen. Umgekehrt kann Euromicron angesichts einer Netto-Verschuldung von rund 106 Mio. Euro jedes zusätzliche Liquiditätspolster dringend gebrauchen. Schließlich steht zum 31. Januar 2020 die nächste Darlehnstilgung in Höhe von immerhin 25 Mio. Euro an. Beinahe logisch, dass Funkwerk bereits auf der nächsten Euromicron-Hauptversammlung am 29. August 2019 in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt mindestens einen eigenen Kandidaten in den bislang dreiköpfigen Aufsichtsrat entsenden will.
Die eigentlich spannende Frage lässt sich jetzt indes noch nicht beantworten: Befruchten sich beide Unternehmen tatsächlich gegenseitig? Immerhin könnten die Voraussetzungen – auch was die aktuellen Margen angeht – unterschiedlicher kaum sein. Andererseits hat das Management von Funkwerk in den vergangenen Jahren gezeigt, wie man ein Ruder erfolgreich herumreißt. Schließlich ging es auch Funkwerk längst nicht immer so gut wie momentan. Und das Projekt Euromicron ist mit einem erheblichen Hebel ausgestattet. Zusammengefasst: Für Euromicron hat sich die Chance-Risiko-Kombination ein gutes Stück verbessert, für Funkwerk hat sie sich (im Zweifel) eher verschlechtert. Jedenfalls ist es eine sehr mutige Entscheidung, die Funkwerk-Chefin Kerstin Schreiber getroffen hat.
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Foto: Pixabay
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