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Euromicron: Erster kleiner Rückzieher

Auf der Hauptversammlung am 16. Juli 2015 hatte das neue Vorstandsteam von Euromicron um Bettina Meyer (Sprecherin, Finanzen) und Jürgen Hansjosten (IT, Strategie) noch die Planungen für 2015 bestätigt. Demnach sollte der Netzwerkspezialist mit Fokus auf Gebäudetechnik und kritische Infrastrukturen – unter Berücksichtigung der Belastungen aus der Umstrukturierung – bei Erlösen zwischen 340 und 360 Mio. Euro eine EBITDA-Marge von fünf bis sieben Prozent erreichen. Nun die erste Einschränkung: Vermutlich werden die Ziele nur am unteren Bereich der genannten Bandbreite erreicht. Und selbst bei dieser Einschätzung muss sich Euromicron noch strecken. Zum Halbjahr entsprach das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen mit 3,92 Mio. Euro nur 2,50 Prozent der Erlöse von 156,76 Mio. Euro. Unterm Strich blieb zur Jahreshälfte ein Verlust je Aktie von 0,43 Euro stehen.

 

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An der Börse hat der Neustart von Euromicron nach dem Debakel um falsch kalkulierte Aufträge und einem kompletten Vorstandswechsel überhaupt noch nicht gezündet. Offensichtlich befürchten die Investoren, dass noch weitere Belastungen auftreten. Neben dem angekündigten „Rückzug aus verlustträchtigen bzw. nicht strategisch relevanten Geschäftsbereichen“ bleibt die Neustrukturierung der Finanzierungsseite eine der wichtigen Baustellen. Bis zum Ende des dritten Quartals soll dieser Punkt abgeschlossen sein. Normalerweise müsste Euromicron über eine Barkapitalerhöhung frische Mittel einwerben und die Nettoverschuldung von zuletzt 86 Mio. Euro – bei einer Marktkapitalisierung von knapp 64 Mio. Euro – zu drücken. Die Eigenkapitalquote beträgt zurzeit 35,5 Prozent. Ebenfalls ein mögliches Pulverfass sind die in der Bilanz stehenden Firmenwerte von fast 114 Mio. Euro, womit der Goodwill fast 38 Prozent der Bilanzsumme ausmacht. Sollte es hier zu Sonderabschreibungen kommen, würde das Eigenkapital wie Eis in der Sonne schmelzen. Mit entsprechender Vorsicht ist auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,60 zu betrachten.

Soweit die negativen Faktoren: Auf der Habenseite steht, dass Euromicron grundsätzlich in zukunftsträchtigen Bereichen unterwegs ist. Das „Internet der Dinge“ sorgt normalerweise für großes Interesse und sportliche Bewertungen am Kapitalmarkt. Allerdings müssen die Frankfurter einen schwierigen Spagat aus Wachstumsstory und Gesundschrumpfen hinlegen. Nach den jüngsten Zahlen befürchten wir, dass der Kurstrend nach unten wohl noch eine Weile anhalten wird. Auf Basis der 2015er-Zahlen wird Euromicron mit einem Faktor von knapp neun bezogen auf Enterprise Value (Börsenwert plus Nettofinanzverbindlichkeiten) zu EBITDA gehandelt. Super günstig ist das nicht gerade. “Messbare Erfolge der strategischen Neuausrichtung werden sich erst sukzessive in unseren Zahlen widerspiegeln, deutlich spürbar voraussichtlich schon ab dem kommenden Geschäftsjahr 2016″, sagt Firmenlenkerin Meyer. Mittelfristig peilt Meyer sogar EBITDA-Renditen von acht bis elf Prozent an, was den Titel in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen würde. Gegenwärtig halten wird es aber noch nicht für angebracht, die Bewertung der Euromicron-Aktien schon auf derartige Ertragshebel abzustellen.

 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.