Überraschender Schnitt: Bei Essanelle Hair Group wird der Börsenrückzug eingeleitet. Das jedenfalls ließ Großaktionär Saxonia Holding – hinter der Holding verbirgt sich die Friseurkette Klier – verlauten. Die Vorbereitungen für einen Verschmelzungsvertrag sind angelaufen, auf der nächsten Hauptversammlung am 27. Juni 2014 soll die Übertragung der Aktien gegen eine „angemessene Barabfindung“ beschlossen werden. Dem Vernehmen nach besitzt die HairGroup AG, über die der Deal laufen soll, bereits 91,2 Prozent der Stimmen. Bislang hatte Essanelle den Streubesitz stets mit rund 10,23 Prozent angegeben. Bemerkenswert: Auf dem Frankfurter Eigenkapitalforum im November 2013 hatte Essanelle-Vorstandschef Achim Mansen noch mitgeteilt, dass er keine Hinweise auf mögliche Veränderungen beim Großaktionär habe.
Nun hat offenbar ein Umdenken stattgefunden. Dabei hatte Essanelle seine Rolle als attraktiver Dividendenzahler für Klier perfekt umgesetzt. Seit dem Jahr 2007 zahlt Essanelle kontinuierlich 0,50 Euro pro Anteilschein. Saxonia war Ende 2007 bei Essanelle eingestiegen und hatte den Aktionären damals ein – ursprünglich gar nicht mal so luxuriöses – Angebot über 9,60 Euro pro Anteilschein gemacht. Doch im Zuge der einsetzenden US-Häuserkrise (Subprime) und dem sich anschließenden heftigen Börsencrash entschieden sich beinahe 90 Prozent der Aktionäre für die Annahme des Angebots. Kurzfristig eine weise Entscheidung, denn tatsächlich ging die Notiz bis Anfang 2009 bis auf 5,50 Euro in die Knie.
Doch seit dem hat sich der Kurs beständig erholt und bewegte sich zuletzt in einer Range zwischen 11 und 12 Euro. Klingt nicht sonderlich prickelnd, doch den Dividendenabschlag hat das Papier meist locker aufgeholt. Und 0,50 Euro Dividende entsprechen – selbst auf dem aktuellen Niveau von 12,32 Euro – noch immer einer Verzinsung von gut vier Prozent. So gesehen war die Essanelle-Aktie stets eine schicke Renditeaktie. Nun kommt es darauf an, was die Bewertungsgutachter als „angemessene“ Abfindung ansehen. Essanelle kommt zurzeit auf einen Börsenwert von 56,6 Mio. Euro. Das entspricht einem Aufschlag von rund 60 Prozent auf das Eigenkapital. Angesichts der soliden wirtschaftlichen Entwicklung ist ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,6 keinesfalls zu hoch angesiedelt. Zudem verfügt die Gesellschaft über ein Netto-Cash-Guthaben von knapp 1 Mio. Euro.
Noch offen ist, wie sich die Erträge des Friseurhandwerks mit der Einführung des Mindestlohns entwickeln werden. Bis 2015 soll der Lohnsatz im gesamten Bundesgebiet auf 8,50 Euro steigen. Wer den Titel im Depot hat, sollte erst einmal gar nichts unternehmen und warten bis erste Fakten auf dem Tisch liegen. Letztlich sollte hier ein ansehnlicher Aufschlag möglich sein. Zudem dürfte die HairGroup in den kommenden Wochen weiter zukaufen. Boersengefluester.de hatte mehrfach auf das Papier hingewiesen und es unter Dividendenaspekten empfohlen. Nun fliegt “Hair Force One” Richtung Squeeze-out – ein Verlust für den Kurszettel. Soviel steht schon jetzt fest.