Begeistert waren die Investoren am Anfang nicht gerade, als Ergomed im Mai 2016 die Übernahme der britischen Biotechcompany Haemostatix bekannt gab. Dabei ging es gar nicht mal so sehr um den Kaufpreis von inklusive Meilensteinzahlungen bis zu 28 Mio. Pfund. Vielmehr befürchteten die Börsianer, dass Haemostatix als voll konsolidiertes Unternehmen die bislang gewohnten Renditen von Ergomed ungewohnt verwässern könnte. Seit mittlerweile rund einem halben Jahr hat jedoch ein Umdenkprozess eingesetzt und immer mehr Anleger setzen darauf, dass die frühere Ausgliederung der Universität von Leicester mit ihren in der Entwicklung befindlichen Präparaten zur Blutungskontrolle bei Operationen eben doch perfekt zur Geschäftsstrategie von Ergomed passt. Hintergrund: Die an der Londoner Alternativbörse AIM gelistete Gesellschaft agiert im Stammgeschäft als Dienstleister für Pharmakonzerne bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe und ist darüber hinaus im Bereich der Arzneimittelüberwachung tätig. Den zumindest aus Börsensicht Kick liefern jedoch die direkten Beteiligungen – sogenannten Co-Developments – an besonders aussichtsreichen Wirkstoffkandidaten.
Entsprechende Vereinbarungen bestehen zurzeit mit der spanischen Pharmagesellschaft Ferrer, dem Nasdaq-Konzern Aeterna Zentaris, dem ebenfalls gelisteten amerikanischen Krebsspezialisten CEL-SCI, dem schwedischen Börsenkandidaten Modus Therapeutics und der auch aus Schweden stammenden Asarina Pharma. Den größten unmittelbaren Hebel für Ergomed haben aber die Eigenentwicklungen von Haemostatix: PeproStat und ReadyFlow. Und zum Leadprodukt PeproStat gibt es nun wichtige Neuigkeiten, denn für den Blutungsstiller wurde plangemäß die Phase-IIb-Studie eingeleitet. Demnach wird die Wirksamkeit von PeproStat in den kommenden Monaten an 120 Patienten in bis zu 30 Studienzentren in sieben Ländern getestet. Dabei handelt es sich um eine sogenannte „randomisierte plazebokontrollierte doppelt verblindete“ Studie. Das heißt: Weder Arzt noch Patient wissen, wer das Arzneimittel und wer das Placebo erhält und zu welcher Gruppe (Kontrollgruppe, Experimentgruppe) sie gehören. Psychologische Effekte werden mit Hilfe solcher Studienmethoden so gut es geht vermieden. Analysiert wird die Wirkung von PeproStat diesmal bei operativen Eingriffen in Leber, Weichgewebe, Gefäße und Rückenmark. Mit Ergebnissen ist im ersten Quartal 2018 zu rechnen. Vorausgegangen war eine Phase-I-Studie mit 20 Patienten, die sich einer Leber-Operation unterzogen haben. „Wir sind davon überzeugt, dass PeproStat die Nachteile, die mit der Anwendung aktuell am Markt verfügbarer Produkte zur Blutstillung während Operationen verbunden sind, überwinden kann“, sagt Ergomed-CEO-Miroslav Reljanovic.
Das Potenzial ist enorm: Schätzungen zufolge umfasst der Markt für Blutgerinnungsprodukte für den Einsatz bei Operationen rund 2,5 Mrd. Dollar. Haemostatix hofft darauf, dass PeproStat dem zurzeit am häufigsten eingesetzten Wirkstoff Thrombin „bedeutende Marktanteile” abjagen kann. „Verstärkte Blutungen während einer Operation verlängern die Operationszeit, können die Komplikationen erhöhen und dazu führen, dass der Patient erneut operiert werden muss. Keiner unserer verfügbaren Blutstiller ist ideal, und so sind neuartige Behandlungsansätze wie dieser sehr gefragt“, sagt Dr. Paul Hayes, vom Addenbrookes Hospital in Cambridge. Insgesamt handelt es sich um gute Nachrichten für Ergomed und sie unterstreichen, warum CEO Reljanovic das gut eingespielte Co-Development-Modell bei Haemostatix auf eine andere Ebene – nämlich die Komplettakquisition – gestellt hat. Die auch an der Börse in Frankfurt gehandelte Ergomed-Aktie sollte von Neuigkeiten um PeproStat jedenfalls profitieren.
Zudem gab es zuletzt ja auch von den Partnern Modus Therapeutics (erfolgreiche Kapitalerhöhung), Ferrer (positive Phase II-Ergebnisse für Lorediplon, ein Mittel gegen Schlaflosigkeit) sowie Aeterna Zentaris (Phase III-Studie für Zoptrex in der Indikation Gebärmutterkarzinom). Die Marktkapitalisierung von Ergomed erreicht zurzeit gut 90 Mio. Euro – das entspricht etwa dem Niveau des heimischen Biotechtitels Mologen. Die Analysten von GBC siedeln das faire Nivea für die Ergomed-Aktie zurzeit bei umgerechnet rund 3,40 Euro an.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
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