Mit der Akquisition der im Bereich Blutungskontrolle bei Operationen forschenden Haemostatix im Mai 2016 hatte der Kapitalmarkt von Beginn an seine Probleme. Immerhin war Ergomed mit seinen beiden Hauptbereichen Arzneimittelüberwachung und Auftragsforschung ein bis dahin profitabel arbeitendes Unternehmen – plus dem Zusatzkicker in Form von kleineren Beteiligungen an diversen Biotechs. Spätestens mit der Umsatz- und Gewinnwarnung vom vergangenen Sommer wurde es an der Börse jedoch ungemütlich für Ergomed und das Unternehmen setzte – neben diversen personellen Umstellungen – ein strammes Kostensenkungsprogramm auf. Damit nicht genug: Ende des Jahres haben die Briten externe Berater damit beauftragt, eine Lösung für Haemostatix zu finden, um Ergomed von den hohen Kosten einer Phase III-Studie für den Leitwirkstoff die PeproStat zu befreien. Da zudem auch das Folgeprodukt ReadyFlow bislang nicht den gewünschten Erfolg zeigt, hat Ergomed nun reinen Tisch gemacht und den kompletten Firmenwert und sonstige Themen rund um Haemostatix in der Bilanz bereinigt.
„Das Unternehmen steht in laufenden Verhandlungen mit Interessenten, jedoch hält das Management diese weder für ausreichend fortgeschritten noch bieten sie ausreichend Sicherheit, um den Buchwert der Vermögenswerte einschließlich des beim Erwerb entstandenen Goodwills zu stützen“, heißt es offiziell. Zuversicht klingt anders. Positiv formuliert besteht nun aber immerhin ein Upside-Potenzial für den Fall einer Auslizensierung oder Partnerschaft. Insgesamt türmen sich die außerordentlichen Belastungen im 2018er-Abschluss auf 8,49 Mio. Pfund (umgerechnet: 9,42 Mio. Euro) und sorgen dafür, dass Ergomed auf einen operativen Verlust von knapp 10,45 Mio. Pfund (11,59 Euro) kommt. Der geht am Ende zulasten des um 18,5 Prozent auf 28,36 Mio. Pfund geschmolzenen Eigenkapitals.
Heruntergerechnet auf die einzelne Aktie kommt Ergomed damit nun auf einen Buchwert von umgerechnet 0,68 Euro – bei einem Aktienkurs von 1,92 Euro. Verglichen mit anderen Biotechunternehmen ist das daraus resultierende Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von rund 2,8 allerdings eher niedrig und zeigt, wie groß der Sicherheitsabschlag an der Börse mittlerweile ist. Zum Vergleich: Evotec kommt auf ein KBV von nahezu neun, Morphosys liegt bei knapp sechs, Qiagen wird mit dem Faktor 3,7 auf das Eigenkapital gehandelt. Dabei stehen die Chancen gut, dass Ergomed im laufenden Jahr auf einen deutlichen Turnaround zusteuert. „Mit einem Auftragsbestand von mehr als 109 Mio. Pfund und den vollumfänglichen positiven Auswirkungen des im Geschäftsjahr 2018 implementierten Kostensenkungsprogramms fühlen wir uns sehr gut positioniert, weiter auf dieser Grundlage aufzubauen”, sagt Chairman Miroslav Reljanović.
Im umsatzmäßig momentan ein ganz klein wenig größeren Segment Auftragsforschung fokussiert sich Ergomed derweil immer stärker auf die Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung seltener Erkrankungen – sogenannter Orphan-Arzneimittel. „Während Orphan-Studien aufgrund der Natur der Erkrankungen verhältnismäßig kleiner sind als vergleichbare konventionelle Studien, sind sie tendenziell komplexer und erfordern bei ihrer Durchführung besondere fachliche Kompetenzen“, betont Ergomed. Im Bereich Arzneimittelüberwachung verfolgt die operative Tochter PrimeVigilance gar das ambitionierte Ziel, „weltweit eine Führungsrolle im Bereich Pharmakovigilanz einzunehmen“. Eher auf Hold gesetzt ist dagegen das früher gerade am Kapitalmarkt besonders intensiv verfolgte Geschäft mit Co-Developments – also direkten Beteiligungen an aussichtsreichen Biotechgesellschaften.
Insgesamt stehen die Chancen also gar nicht so schlecht, dass sich die Nachrichtenlage 2019 bei Ergomed deutlich aufhellt. Das wiederum müsste sich dann eigentlich auch positiv im Aktienkurs zeigen. Wer den Titel im Depot hat, sollte also engagiert bleiben oder eventuell aufstocken.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |