Bittere Nachrichten für die Aktionäre des Biotechunternehmens Epigenomics: Die US-Gesundheitsbehörde FDA ist noch immer nicht voll überzeugt von dem blutbasierten Test zur Früherkennung von Darmkrebs der Berliner und verlangt weitere Daten. Vor allen Dingen möchte die FDA wissen, ob sich die Zahl der Menschen, die sich einem Vorsorgetest unterziehen, tatsächlich erhöhen wird. Ende Juni soll nun ein nächstes Treffen mit der FDA stattfinden. Schon jetzt ist aber sicher: Der von vielen Börsianern erwartete Spaziergang ist das Zulassungsverfahren für den so wichtigen US-Markt auf keinen Fall – im Gegenteil.
Trotz der gebotenen Zurückhaltung kann auch Epigenomics-Vorstand Thomas Taapken seine Enttäuschung nicht verbergen: „Wir waren von der Beurteilung unseres PMA-Antrags durch die FDA überrascht. Wir setzen den Dialog fort, um mehr über die Hintergründe der Einschätzung der Behörde zu erfahren und arbeiten konsequent daraufhin, unseren PMA-Antrag entsprechend anzupassen, um einen geeigneten Weg festzulegen, das Produkt auf dem US-Markt zur Zulassung zu bringen.“ Fest steht damit aber schon jetzt, dass sich der Zeitablauf verzögern wird und die Investoren ihre Erwartungshaltung dementsprechend dosieren müssen.
Die Kursachterbahnfahrt wird also weiter gehen. Doch die Bedingungen werden schärfer. Wurden die Ergebnisse des ersten FDA-Treffens mitunter noch als eine Art lästige Zusatzaufgabe empfunden, bekommen die bislang zu zuversichtlichen Anleger nun kalte Füße. Immerhin ist nahezu die komplette Investmentstory von Epigenomics auf eine Marktdurchdringung in den USA zugeschnitten. Da hilft es derzeit wenig, dass Epi proColon – so der Name des Produkts – schon länger auf dem europäischen Markt zugelassen ist und Vermarktungspartnerschaften für viele andere Länder eingestielt wurden. Im frühen Börsenhandel rauschte die Epigenomics-Aktie bereits um 50 Prozent in die Tiefe. Um 16:30 Uhr findet am 3. Juni eine Telefonkonferenz mit Vorstandschef Taapken statt. Bleibt abzuwarten, ob er die angespannten Nerven der Anleger beruhigen kann. Deutsche Biotechs und Amerika: Das bleibt eine maximal knisternde Kombination.