Allmählich nimmt es groteske Züge an: Im August 2022 touchierte der Aktienkurs von Energiekontor noch die runde Marke von 100 Euro. Etwas mehr als zwei Jahre später wird der Anteilschein des Projektierers und Betreibers von Wind- sowie Solarparks nur noch zu 50 Euro gehandelt. Nun brauchen Investoren die jüngsten Zwischenberichte von Energiekontor nur zu überfliegen, dann werden sie sehen, dass das Unternehmen zurzeit mit vielen Problemen und Verzögerungen zu kämpfen hat. Andererseits ist es aber eben auch so, dass es solche Phasen schon immer gegeben hat und die Geschäftsstrategie von Energiekontor nicht auf einzelne Quartale ausgelegt ist. Soll heißen: Die Projekte, die gerade nicht fertiggestellt oder abgenommen werden, sind die Treiber der Jahre 2025 und 2026. Zudem ist der SDAX-Konzern robust aufgestellt und verfügt über enorme stille Reserven in der Bilanz.
Nicht gerade alltäglich für ein Unternehmen mit immerhin gut 700 Mio. Euro Börsenwert ist zudem, dass die Kursziele der Analysten locker in den Bereich eines Verdopplers gehen. Hoffnung macht zudem der Langfristchart von Energiekontor: Nach der Rally von 2020 konsolidierte die Notiz über einen. Längeren Zeitraum, doch leicht oberhalb von 50 Euro hatte sich der Kurs damals immer regelmäßig gefangen. Nun muss sich die Geschichte nicht 1:1 wiederholen, doch angesichts der starken Projektpipeline der Bremer hat boersengefluester.de den klaren Eindruck, dass die Investoren derzeit die Risiken sehr viel höher gewichten als die sich bietenden Chancen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 149,87 | 110,19 | 63,70 | 146,61 | 156,52 | 187,57 | 241,80 | |
EBITDA1,2 | 49,59 | 40,62 | 38,85 | 65,38 | 81,71 | 99,79 | 135,55 | |
EBITDA-Marge3 | 33,09 | 36,86 | 60,99 | 44,59 | 52,20 | 53,20 | 56,06 | |
EBIT1,4 | 32,89 | 22,08 | 16,30 | 45,99 | 61,68 | 79,97 | 114,44 | |
EBIT-Marge5 | 21,95 | 20,04 | 25,59 | 31,37 | 39,41 | 42,64 | 47,33 | |
Jahresüberschuss1 | 11,89 | 6,68 | 0,24 | 20,43 | 36,21 | 44,54 | 83,32 | |
Netto-Marge6 | 7,93 | 6,06 | 0,38 | 13,93 | 23,13 | 23,75 | 34,46 | |
Cashflow1,7 | 4,44 | 45,43 | 13,34 | 17,88 | 61,99 | 138,65 | 144,78 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,82 | 0,46 | 0,02 | 1,43 | 2,52 | 3,16 | 5,93 | |
Dividende8 | 0,60 | 0,40 | 0,40 | 0,80 | 0,90 | 1,00 | 1,20 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PKF Deutschland |
Die bisherige Prognose für das Gesamtjahr ist, dass der Gewinn vor Steuern mit einer Bandbreite von 30 bis 70 Mio. Euro spürbar unter dem hohen 2023er-Referenzwert von 95,5 Mio. Euro für 2023 liegen wird. Bis 2028 will der Vorstand den Gewinn vor Steuern dann aber wieder bis auf 120 Mio. Euro hieven. Im Normalfall sollte diese Ergebnisregion für einen Gewinn je Aktie leicht oberhalb von 6 Euro reichen – entsprechend einem einstelligen KGV für die Energiekontor-Aktie. Abzuwarten bleibt freilich, ob Energiekontor die zuletzt erst auf 1,20 Euro je Aktie erhöhte Dividende zur Hauptversammlung Ende Mai 2025 unverändert lässt. Vorsichtige Investoren kalkulieren hier besser mit einer Anpassung nach unten, was den gesamten Kennzahlenmix aber nicht entscheidend verschlechtert. Am 14. November 2024 stehen die Neun-Monats-Zahlen als nächste Bewährungsprobe an. Wenig später wird der Vorstand dann auf dem Eigenkapitalforum der Deutschen Börse AG in Frankfurt präsentieren.
Foto: shutterstock