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Energiekontor: Kurs hat noch Reserven

Im Normalfall haben stille Reserven eine beruhigende Wirkung – auch an der Börse. Schließlich zeigen sie an, dass eigentlich mehr in dem Unternehmen steckt, als man es in den Bilanzzahlen und dem Aktienkurs sieht. Bei Energiekontor war in den vergangenen Monaten jedoch eher das Gegenteil der Fall. In erster Linie deshalb, weil der Projektentwickler mehr stille Reserven aufgebaut hat, als er es normalerweise wohl tun würde. So hat Energiekontor 2017 drei Windparks – und zuletzt sogar den ersten Solarpark – in den Eigenbestand übernommen, statt die fertig gestellten Projekte an Dritte zu verkaufen. Nun gehört der Eigenbestand bei Energiekontor seit vielen Jahren zum Geschäftsmodell, die Auswirkungen aufs Zahlenwerk waren 2017 aufgrund der schwierigen Marktlage jedoch enorm. So knickte der Überschuss von 25,33 auf 11,89 Mio. Euro ein. Entsprechend zerlegte es das Ergebnis je Aktie von 1,74 auf 0,82 Euro. Den Dividendenvorschlag – traditionell ein starkes Argument für den Anteilschein von Energiekontor – wird das Unternehmen zur Hauptversammlung (HV) am 23. Mai 2018 um 20 Cent auf 0,60 Euro je Aktie kürzen. Was für Bestandsaktionäre ein schwacher Trost ist, könnte sich für Neueinsteiger aber als Gelegenheit erweisen: Nach dem Kursrutsch von rund einem Viertel in den vergangenen zwölf Monaten, bringt es der Small Cap gegenwärtig auf eine Dividendenrendite von fast 4,5 Prozent.

 

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Bedenken sollten Anleger jedoch, dass die Rahmenbedingungen in Deutschland ungemütlich bleiben. „Das Jahr 2018 wird voraussichtlich ein Übergangsjahr für die gesamte Wind- und Solarenergiebranche werden. Hauptgrund dafür sind die dramatisch gesunkenen Preise im Zuge des 2017 eingeführten Ausschreibungssystems“, betont die Gesellschaft und rechnet mit einem weiteren Rückgang des Gewinns vor Steuern – ohne jedoch konkreter zu werden. Gut möglich also, dass im kommenden Jahr erneut eine Dividendenkürzung ins Haus steht. „Übergangsjahre“ haben sich selten als Jahre mit einer überdurchschnittlichen Performance erwiesen. Soweit die negativen Aspekte. Andererseits hält boersengefluester.de das Geschäftsmodell von Energiekontor für durchaus sturmerprobt, zumal sich die Bremerhavener nicht nur auf dem Inlandsmarkt tummeln. Per saldo sollen die Zahlen bereits 2019 wieder von Wachstum geprägt sein. Und da die Börse bekanntlich einige Monate in die Zukunft schaut, wird die Schwächeperiode der Aktie auch wieder ein Ende finden.

Ohnehin scheint es so, dass sich die Notiz schon weitgehend erleichtert hat und im Bereich um 13 Euro eine Unterstützung sucht. Langfristig orientierte Investoren bleiben also engagiert. Ansonsten gehört das Papier zumindest auf die Watchlist. So können wir uns gut vorstellen, dass mit nahender HV auch wieder mehr Käufer den Weg zu Energiekontor finden.

 

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Foto: Energiekontor AG

 

Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.