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Endor: Der große Preis von Landshut

Das ist eine dieser verrückten Geschichten aus dem heimischen Spezialwertebereich 2020. Innerhalb von nicht einmal vier Monaten schießt der Aktienkurs von Endor um in der Spitze 325 Prozent nach oben und befördert den Börsenwert des Anbieters von hochwertigen Lenkrädern und anderem Equipment für Rennsimulatoren oder auch Konsolen auf bis zu 280 Mio. Euro. Dabei wurde der Small Cap nicht einmal von einer wild gewordenen Horde von „Robin Hood-Zockern“ in die Höhe gejazzt. Nach allem was man hört, sind vielmehr große Adressen bei dem kleinen Unternehmen aus Landshut eingestiegen, um so bei dem Trendthema Gaming einen Fuß in der Tür zu haben. Tatsächlich ist es so, dass Endor seit einigen Quartalen von Kundenanfragen überrannt wird – eine Entwicklung, die sich in der heißen Corona-Phase nochmals beschleunigt hat. Immerhin haben auch die Racingfreunde viel mehr Zeit also sonst in den eigenen vier Wänden verbracht, da kann man schon mal auf die Idee kommen, den eigenen PC oder die Konsole um die edlen Rennpakete – vertrieben unter dem Namen Fanatec – aufzurüsten.

Kein ganz billiges Vergnügen: Die Preise reichen von rund 200 Euro für ein einfaches Lenkrad bis hin zu locker 1.500 Euro für ein Komplettset aus Lenkrad, Pedalen und Schaltung. „Die unerwartet starke Nachfragesteigerung im ersten Halbjahr 2020 führte im zweiten Quartal zu Lieferengpässen in allen wichtigen Märkten“, muss Endor nun einräumen, berichtet aber gleichzeitig von enormen Wachstumsraten. So zog der Umsatz von Anfang April bis Ende Juni von 10,7 Mio. auf 24,4 Mio. Euro an. Besonders erfreulich ist, dass das Betriebsergebnis diese Entwicklung sogar überproportional mitgemacht hat. Größte Herausforderung ist es derzeit, bis zum Ende des – vermutlich etwas ruhiger verlaufenden – dritten Quartals die Produktion so zu steigern, dass die Lieferengpässe behoben sind. Immerhin geht es dann schon wieder nahtlos ins Weihnachtsgeschäft über – in der Sony mit der PS5 das Konsolengeschäft weiter anheizt.

 

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Offensichtlich zu kurz gekommen sind zuletzt freilich Themen, die auch zu den Pflichten einer börsennotierten Gesellschaft gehören: So hat Endor immer noch keinen Geschäftsbericht für 2019 vorgelegt, als Termin steht Ende Juli/Anfang August auf der Agenda. Auch einen Hauptversammlungstermin für 2020 gibt es noch immer nicht, der offiziell Finanzkalender ist noch vollständig auf dem Stand von 2019. Wohin geht die Reise bei Endor im laufenden Jahr? Zum Halbjahr türmen sich die Erlöse nun auf 36,3 Mio. Euro. Unter Berücksichtigung einer kleinen Sommerflaute und dafür umso stärkeren Monaten November/Dezember könnte der Umsatz im Gesamtjahr Richtung 75 Mio. Euro gehen – verglichen mit 39,4 Mio. Euro im Jahr zuvor. Sollte das Ergebnis auch auf Zwölf-Monats-Sicht Schritt halten, wäre hier ein Anstieg auf mindestens 8 Mio. Euro eine realistische Marke.

Welches Tempo Endor 2021 einschlagen wird, lässt sich indes kaum abschätzen. Vermutlich wäre ein Stabilisierung auf dem deutlich erhöhten Niveau schon gar nicht schlecht, auch wenn CEO Thomas Jackermeier betont: „Der langfristige starke Aufwärtstrend bleibt ungebrochen und wird durch die Veröffentlichung neuer Rennspiele und passender Fanatec Produkte noch verstärkt werden.“ Insgesamt scheint die Investmentstory für boersengefluester.de noch immer nicht ausgereizt, zumal Endor – trotz der wachsenden Popularität in Small Cap-Kreisen – vielen Anlegern noch immer eher kein Begriff ist. Darüber hinaus ist die Aktie nur im Freiverkehr der Münchner Börse – also nicht einmal in einem regulierten Markt – notiert. Ein Upgrade zumindest in den Münchner m:access oder den Frankfurter Scale plus die Teilnahme an Investorenkonferenzen würden mit Sicherheit weitere Investoren anlocken. Nun: Zurzeit hat Endor scheinbar andere (Luxus)Sorgen. Allein auf der eigenen Homepage finden sich unter Jobs zurzeit 27 Stellenanzeigen.

 

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Foto: Endor AG


 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.