Egal, wie spannend die Investmentstory von Enapter rund um den Aufbau einer Serienfertigung von Elektrolyseuren auch ist: An der Börse wird zurzeit überall Risiko rausgenommen. So hat die Enapter-Aktie – zumindest gemessen am Hoch vom vergangenen Oktober – mittlerweile um deutlich mehr als ein Drittel an Wert eingebüßt. Dabei bringt es die Gesellschaft aber noch immer auf eine Kapitalisierung von fast 450 Mio. Euro. Gemessen an den für 2022 avisierten knapp 45 Mio. Euro Umsatz sowie einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von dann vermutlich minus 8,7 Mio. Euro ist das zunächst einmal noch immer abstrus hoch. Doch bei Enapter ist Weitblick gefragt. Die von dem Unternehmen entwickelten Geräte zur Herstellung von Wasserstoff treffen mehr denn je den Zeitgeist.
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Interessant ist insbesondere, dass sich die Geräte ähnlich wie die Server in einem Rechenzentrum modular stapeln lassen und so für die unterschiedlichsten Anwendungen geeignet sind: von der Notstromversorgung bis hin zu industriellen Anwendungen. Von dem neuen Gerät EL 4.0, was ab dem zweiten Halbjahr 2023 ausgeliefert werden soll, liegen schon jetzt mehr als 400 Bestellungen vor. „Der EL 4.0 erlaubt uns die Produktion hochzufahren und zügig in die Massenproduktion einzusteigen und damit eine schnelle Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff in vielen Projekten sicherzustellen“, sagt CEO Sebastian-Justus Schmidt. Neben den bereits eingebuchten Aufträgen taxiert Enapter die Vertriebspipeline weiterhin auf rund 260 Mio. Euro. Natürlich werden längst nicht alle Anfragen am Ende tatsächlich zu Umsatz führen, doch das Potenzial ist in der Tat enorm.
Zudem genießt das Produkt eine enorme politische Zugkraft. Entsprechend sollten Unternehmen, die sich auf alternative Techniken zur dezentralen Energieversorgung – wie Enapter oder auch 2G Energy – spezialisiert haben, grundsätzlich auch vor einer guten Zukunft stehen. Während die Blockheizkraftwerke von 2G freilich schon etabliert sind, steht Enapter noch relativ am Anfang. Viel kommt etwa auch darauf an, dass das gewaltige Bauvorhaben im münsterländischen Saerbeck plangemäß (siehe dazu auch unsere frühere Berichterstattung HIER) weiter plangemäß vorankommt.
Dafür befindet sich Enapter zurzeit in fortgeschrittenen Verhandlungen mit insgesamt drei strategischen Investoren. Pro Investor geht es dabei um ein potenzielle Eigenkapitalzufuhr via Kapitalerhöhung von 20 bis 70 Mio. Euro. Bis Ende März soll dieser Prozess abgeschlossen sein. Für den Fall einer Verzögerung steht CEO Schmidt mit einer Brückenfinanzierung parat. Die Analysten von First Berlin haben das Kursziel für die Aktie zuletzt bei 24 Euro angesetzt.
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