Bei der Präsentation von Enapter auf der Frühjahrskonferenz in Frankfurt am 25. Mai um 10 Uhr war der Deal noch gar kein Thema. Gut vier Stunden später ließ das auf Wasserstoffgeneratoren spezialisierte Unternehmen dann die Katze aus dem Sack: Im Zuge der laufenden Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Werksneubaus im münsterländischen Saerbeck beteiligt sich das britische Spezialchemie-Unternehmen Johnson Matthey mit 20 Mio. Euro an Enapter. Konkret hat Johnson Matthey 1.052.631 Enapter-Aktien – bewertet zu je 19 Euro – gezeichnet und hält damit nun rund 4,3 Prozent an dem von boersengefluester.de schon mehrfach vorgestellten Unternehmen (HIER). Darüber hinaus haben beide Gesellschaften eine strategische Zusammenarbeit im Bereich der Katalysatoren und Membranentwicklung mit mindestens vierjähriger Laufzeit vereinbart.
Wem der Name Johnson Matthey irgendwie bekannt vorkommt: Ja, es handelt sich um dasselbe Unternehmen, das kürzlich für die Südzucker-Tochter CropEnergies mit der Planung eines Werks zur Herstellung von Ethylacetat beauftragt worden ist – Investitionsvolumen 80 bis 100 Mio. Euro (HIER). Die Briten kennen sich also bestens aus mit nachhaltigen Technologien. Die Analysten von First Berlin Equity Research bezeichnen den Deal daher auch als „Ritterschlag“ für Enapter und haben das Kursziel prompt leicht auf 30 Euro heraufgesetzt. „Zusammen mit der im April platzierten 30 Millionen-Euro-Tranche hat Enapter bislang insgesamt 50 Millionen Euro eingeworben und verfügt damit über ausreichend Eigenkapital, um den Bau der Elektrolyseurfabrik voranzutreiben“, betont First Berlin.
In der Tat ist es überaus beachtlich, mit welch scheinbarer Leichtigkeit Enapter den Weg hin zur Massenproduktion von Elektrolyseuren für grünen Wasserstoff voranschreitet. Auch größere Kapitalerhöhungen scheinen für das Team von Enapter keine besondere Hürde. Da tun sich andere Gesellschaften sehr viel schwerer. So traurig es auch ist. Der Krieg in der Ukraine und die Loslösung des Westens von Russland forcieren nochmals die Notwendigkeit für den Aufbau alternativer Energiequellen. „Unsere Mission ist klar: Wir wollen grünen Wasserstoff billiger machen als fossile Brennstoffe, um so die Energiewende in dem erforderlichen Umfang zu ermöglichen“, sagt Enapter-Gründer und CEO Sebastian-Justus Schmidt. Kurstechnisch bekommt zwar auch Enapter das angespannte Kapitalmarktumfeld zu spüren, doch solange die Finanzierung des Werksneubaus nicht ins Stocken gerät, ist für Langfristanleger alles im Lot. Und ja: Auch wenn die Johnson Matthey-Transaktion auf der Frühjahrskonferenz zunächst einmal noch gar keine Rolle spielte. Punkten konnte Enapter bei den Investoren in Frankfurt trotzdem.
Foto: Enapter AG (Modell des geplanten Enapter Campus in Saerbeck)