Wertpapierprospekte von jungen Wachstumsfirmen, die noch in der Verlustzone agieren, lesen sich meist bedrohlich. Das ist bei dem jetzt vorgelegten Dokument von Enapter zur Durchführung der bereits Ende Oktober angekündigten Kapitalerhöhung um bis zu 1.304.347 Aktien zu je 23 Euro nicht anders. Demnach reicht die Kapitaldecke des Anbieters von Elektrolyseuren zur Erzeugung von Wasserstoff gerade einmal noch bis Februar 2022. Kein Wunder: Immerhin baut Enapter zurzeit eine top moderne Fabrik im münsterländischen Saerbeck, um dort die Massenproduktion von Elektrolysegeräten anzugehen (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER). Entsprechend sollen rund 95 Prozent des Emissionserlöses von netto rund 28,3 Mio. Euro aus der der formal jetzt startenden Kapitalerhöhung auch in das Saerbeck-Projekt fließen. Zur weiteren Einordnung: Der komplette Finanzierungsbedarf für das neue Werk sowie diverse andere Themen beträgt bis Ende 2022 etwas mehr als 104 Mio. Euro. Es liegt also noch eine erheblich Wegstrecke vor dem Unternehmen, die im Wesentlichen durch die Aufnahme von Bankkrediten gepflastert wird.
Zumindest die Etappe der aktuellen Kapitalerhöhung ist aber eine entspannte Runde. Um den Prozess zu beschleunigen, wurden nämlich bereits unmittelbar nach Bekanntgabe der Finanzierungspläne Ende Oktober das komplette Volumen vorab bei institutionellen Investoren platziert. Eine Transaktion, die in rasendem Tempo über die Bühne ging, was wiederum für das Vertrauen in die Equity Story um Großaktionär und CEO Sebastian-Justus Schmidt spricht. Formal haben die Erwerber jedoch keine jungen Aktien aus der jetzigen Kapitalerhöhung bekommen, sondern – über den Zwischenweg der emissionsbegleitenden mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank – erst einmal Stücke aus dem Bestand von Schmidt bzw. seinem Investmentvehikel BluGreen Company übernommen. Nach Abschluss der Transaktion werden die Stücke wieder entsprechend umgebucht.
Angesichts dieser Konstruktion ist es entsprechend so, dass durch die offiziell am 7. Dezember startende Kapitalerhöhung nicht nochmals frisches Geld an Enapter fließt, sondern damit das Wertpapierdarlehen des Großaktionärs bedient wird. Gleichwohl können bestehende Streubesitzaktionäre ihr Bezugsrecht jetzt ganz normal ausüben und für je 17 alte Aktien eine junge beziehen. Komplett unüblich ist so eine Vorgehensweise übrigens nicht. Der nachgelagerte Part dient dazu, den Investoren die Möglichkeit zu geben, die drohende Verwässerung ihren Anteilsbesitzes auszugleichen. Abzuwarten bleibt indes, wie viele Anleger von dieser Option überhaupt Gebrauch machen. Immerhin handelt es sich um steigt die gesamte Aktienstückzahl um weniger als sechs Prozent.
So wichtig der Mittelzufluss für Enapter auch ist: Die Effekte auf der Aktienseite halten sich in Grenzen. Entsprechend hat sich auch an den fundamentalen Eckdaten nichts geändert: Für 2022 rechnet Enapter bei Erlösen von knapp 45 Mio. Euro mit einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von minus 7 Mio. Euro – nach minus 7,7 Mio. Euro für das laufende Jahr. Mit dem Sprung in die schwarzen Zahlen (auch unterm Strich) rechnet First Berlin ab 2024. Für 2025 kalkulieren die Analysten dann bereits mit einem Überschuss von etwas mehr als 23,5 Mio. Euro. Das ist dann wohl auch die Erklärung dafür, warum ein Hoffnungswert wie Enapter schon jetzt auf eine Marktkapitalisierung von 566 Mio. Euro. Boersengefluester.de findet die Story jedenfalls hoch interessant.
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