Der E-Commerce-Sektor war so ziemlich die heftigste Branche, die man als Investor zuletzt im Depot haben konnte. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit haben sich viele Anleger, die während des Corona-Hypes in Aktien wie Zalando, HelloFresh oder Delivery Hero aufgesprungen waren, massiv die Finger verbrannt. Tendenziell noch schlechter entwickelten sich die Unternehmen aus dem Nebenwertesektor wie Bike24, Mister Spex, Fashionette, About You, oder Westwing. Immerhin hat die jüngste Übernahme-Offerte von XXXLutz für home24 wieder für E-Commerce-Hoffnung am Kapitalmarkt gesorgt. Beinahe etwas aus dem Radar verloren hatte boersengefluester.de dabei die Aktie des Online-Schmuckhändlers Elumeo. Aber auch hier ging es wenig zimperlich zur Sache: Innerhalb von zwölf Monaten knickte die Notiz von rund 8 auf nur noch etwas mehr als 2 Euro ein – was einem aktuellen Börsenwert von nur gut 14 Mio. Euro entspricht.
Normalerweise eine Witzbewertung, zumindest gemessen an den ursprünglich einmal kommunizierten Erwartungen. Aber die Krise hat eben auch um Elumeo keinen Bogen gemacht. Umso mehr lohnt trotzdem ein Abgleich mit dem jetzt vorgelegten Zwischenbericht für die ersten neun Monate 2022. Erfreulich: Nach dem schwachen Auftaktviertel haben die Berliner nun auch im dritten Quartal ein – in erster Linie um Sonderaufwendungen für die Entwicklung des Video-Shopping-Kanals Jooli sowie Optionsprogramme und Währungseffekte – bereinigtes EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von mehr als 700.000 Euro erzielt. Bei Erlösen von im dritten Quartal knapp 11 Mio. Euro lässt das auf ein funktionierendes Kosten-Management schließen. Abgespeckt hat Elumeo insbesondere in Italien, aber auch sonst wird jeder Marketing-Euro zweimal umgedreht.
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„Entscheidend war, dass unsere im ersten Quartal 2022 eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen nicht nur kurzfristig, sondern nachhaltig wirken“, sagt CEO Florian Spatz. Keine erkennbaren Abstriche gibt es dagegen bei den Investitionen für die Weiterentwicklung der Jooli-App: Hier flossen in allen drei Quartalen des laufenden Jahres jeweils mindestens 400.000 Euro rein, so dass sich die Gesamtaufwendungen hierfür in den ersten neun Monaten 2022 auf 1,3 Mio. Euro türmen. Weltweit hat sich die Zahl der Jooli-Kanäle auf fast 600 erhöht, in Deutschland sind es derzeit rund 115. Von Schmuck, über Handtaschen bis hin zu Gewürzen oder Apfelwein-Bembel.
Wichtig: Bei Elumeo werden die Entwicklungsausgaben nicht aktiviert und fließen direkt durch die Gewinn- und Verlustrechnung. Wenn man so will, eine Abschreibungsdauer von einem Jahr. Vor diesem Hintergrund, sehen die berichteten Neun-Monats-Zahlen mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von minus 247.000 Euro und einem Fehlbetrag von unterm Strich 288.000 Euro – bei um 8,7 Prozent rückläufigen Erlösen von 34,45 Mio. Euro – schon deutlich weniger abschreckend aus. Für das Gesamtjahr bleibt CEO Florian Spatz bei seiner bisherigen Prognose, wonach bei einem Umsatzminus im einstelligen Prozentbereich mit einem bereinigten EBITDA im niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich zu rechnen ist. Auch das eher ein positives Signal, immerhin reduzieren nicht wenige Unternehmen momentan ihre Ausblicke für das laufende Jahr.
Per saldo geht boersengefluester.de davon aus, dass Elumeo 2022 damit leicht in den roten Zahlen abschließen wird. Mit ein wenig Rückendwind von der Konsumneigung der Bürger könnte das aber bereits im kommenden Jahr schon ganz anders aussehen. Dabei wird der Microcap aktuell nur zu etwas mehr als dem Buchwert gehandelt. Und die Jooli-Fantasie ist für unseren Geschmack im Aktienkurs überhaupt nicht mehr eingepreist, obwohl der Hoffnungsträger durchaus markante Fortschritte macht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 67,56 | 51,12 | 44,09 | 42,42 | 50,68 | 45,84 | 45,39 | |
EBITDA1,2 | -0,01 | -17,49 | -2,13 | 1,22 | 2,93 | -0,46 | -1,97 | |
EBITDA-Marge3 | -0,01 | -34,21 | -4,83 | 2,88 | 5,78 | -1,00 | -4,34 | |
EBIT1,4 | -1,60 | -18,43 | -2,35 | 0,29 | 1,98 | -1,40 | -2,85 | |
EBIT-Marge5 | -2,37 | -36,05 | -5,33 | 0,68 | 3,91 | -3,05 | -6,28 | |
Jahresüberschuss1 | -6,04 | -27,40 | -2,60 | 0,15 | 9,24 | -3,33 | -3,26 | |
Netto-Marge6 | -8,94 | -53,60 | -5,90 | 0,35 | 18,23 | -7,26 | -7,18 | |
Cashflow1,7 | -4,70 | -6,29 | 0,78 | 2,43 | 1,19 | -1,42 | -0,09 | |
Ergebnis je Aktie8 | -1,10 | -4,98 | -0,47 | 0,03 | 1,68 | -0,60 | -0,20 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Foto: Dylan Gillis auf Unsplash