Es wird wohl noch einige Jahre dauern. Doch Florian Spatz, CEO von Elumeo, spricht bei der Präsentation des Zwischenberichts für die ersten neun Monate 2023 von einer „Revolution im Bereich Home-Shopping“, die sich abzeichnet. Konkret geht es um die Kombination von Bewegtbildern und personalisierten, virtuellen Einkaufswelten. Für das in erster Linie durch seinen Schmuck-Verkaufskanal Juwelo sowie die Video-Shopping-App Jooli bekannte Unternehmen Elumeo sollen die sich bietenden technischen Möglichkeiten den Umsatz im Kerngeschäft Juwelo bis 2030 auf stattliche 100 Mio. Euro hieven. Über den Daumen gepeilt wollen die Berliner sich damit in etwa verdoppeln beziehungsweise bis zum Zielpunkt um jährlich mindestens 10 Prozent wachsen. Den Grundstock dafür legt die Gesellschaft bereits jetzt, an allen Ecken und Ende wird optimiert: Neue Paymentfunktionen, neue Apps und auch der Einsatz von KI-basierten Lösungen etwa im Bereich der Übersetzung von Sendungen in verschiedene Sprachen versprechen einiges an Potenzial.
Doch auch bei Elumeo reicht ein Blick auf den Aktienkurs, um zu erkennen, dass sich die Gesellschaft in einem ruppigen Umfeld bewegt. „Die Konsumenten halten sich weiter zurück“, sagt Florian Spatz. Wenig verwunderlich, dass momentan eher günstigere Schmuckstücke – mit für Elumeo entsprechend niedrigerer Marge – gefragt sind. So gesehen ist es dann auch schon ein Erfolg, dass die Umsatzerlöse im dritten Quartal 2023 mit 11,00 Mio. Euro hauchdünn über dem entsprechenden Vorjahreswert von 10,93 Mio. Euro liegen. Die für Elumeo wesentliche Steuerungszahl, das um Aufwendungen für Jooli sowie andere Sondereffekte adjustierte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes EBITDA), erreichte im dritten Quartal mit 526.000 Euro immerhin den besten Wert seit Q3 2022. Nun: Das nicht durch den Weichspüler gelaufene „normale“ EBITDA war im dritten Quartal mit minus 53.000 Euro leicht negativ. Zum Vergleich: Für Q1 2023 zeigte Elumeo ein EBITDA von minus 575.000 Euro, für Q2 2023 dann ein positives EBITDA von 287.000 Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 67,56 | 51,12 | 44,09 | 42,42 | 50,68 | 45,84 | 45,39 | |
EBITDA1,2 | -0,01 | -17,49 | -2,13 | 1,22 | 2,93 | -0,46 | -1,97 | |
EBITDA-Marge3 | -0,01 | -34,21 | -4,83 | 2,88 | 5,78 | -1,00 | -4,34 | |
EBIT1,4 | -1,60 | -18,43 | -2,35 | 0,29 | 1,98 | -1,40 | -2,85 | |
EBIT-Marge5 | -2,37 | -36,05 | -5,33 | 0,68 | 3,91 | -3,05 | -6,28 | |
Jahresüberschuss1 | -6,04 | -27,40 | -2,60 | 0,15 | 9,24 | -3,33 | -3,26 | |
Netto-Marge6 | -8,94 | -53,60 | -5,90 | 0,35 | 18,23 | -7,26 | -7,18 | |
Cashflow1,7 | -4,70 | -6,29 | 0,78 | 2,43 | 1,19 | -1,42 | -0,09 | |
Ergebnis je Aktie8 | -1,10 | -4,98 | -0,47 | 0,03 | 1,68 | -0,60 | -0,20 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Die Volatilität ist also enorm. Entscheidend wird nun, wie die Gesellschaft im wichtigen Abschlussquartal mit Black Friday und dem Weihnachtsgeschäft vorankommt. Dabei ist die Saisonalität bei Elumeo weniger ausgeprägt als bei klassischen Juwelieren, Parfümerien oder anderen Einzelhändlern mit überwiegend Geschenkartikeln im Programm. Die offizielle Prognose für das Gesamtjahr sieht ein bereinigtes EBITDA im niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich vor. Je nachdem, wie man die qualitative Prognose des Vorstands interpretiert, sollte im Abschlussviertel also ein rein operatives Ergebnis von mindestens 1 Mio. Euro hängen bleiben. Umso wichtiger, dass die Gesellschaft die Kosten für Personal und TV-Übertragung im Griff hat und bei Marketingausgaben, insbesondere für Jooli im Wachstumsmarkt Indien, sehr behutsam vorgeht.
Am Ende bleibt die Elumeo-Aktie aber eine Wette auf eine Belebung des Konsumklimas. Sollten die Verbraucher wieder mehr Geld ausgeben, verfügt Elumeo über einen enormen Hebel. Technisch ist das Unternehmen jedenfalls stark positioniert. Mit einem Börsenwert von zurzeit knapp 14 Mio. Euro gehört die Gesellschaft jedoch in die Kategorie Microcap, und die hat es zurzeit besonders schwer am Kapitalmarkt. Dabei verfügt das Unternehmen über ein Eigenkapital von zuletzt etwas mehr als 10 Mio. Euro und weist eine Netto-Liquidität – Leasingverbindlichkeiten einmal ausgeklammert – von rund 500.000 Euro aus. Das Kursziel der NuWays-Analysten von Mitte August liegt mit 5,70 Euro massiv über der aktuellen Notiz. Chancen sind also vorhanden.
Foto: Unsplash+
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