Plötzlich waren alle ganz heiß auf die Aktie von ElringKlinger. Offenbar brauchte es einen Impuls wie den der Analysten von JPMorgan, die den Titel Anfang des Jahres aufgrund des Wandels von einem klassischen Automobilzulieferers hin zu einem stärker auf Batterien und Brennstoffzellen ausgerichteten Elektro-Investment mit einem auf 16 Euro erhöhten Kursziel zum Kauf empfohlen haben. Doch die Euphorie hielt nicht lange, mit dem strauchelnden Gesamtmarkt knickte auch die Notiz von ElringKlinger ein und befindet sich jetzt sogar deutlich unterhalb des Niveaus vom Jahresbeginn. Nun: Wenn die Analysten von JPMorgan mit ihrer Einschätzung richtig liegen und man als Anleger damals nicht auf den fahrenden Zug aufgesprungen ist, dann müsste ein Engagement jetzt umso lohnender sein.
Analytisch ist der Spezialwert jedenfalls alles andere als ambitioniert bewertet. Unter Berücksichtigung der zuletzt auf gut 360 Mio. Euro reduzierten Netto-Finanzverbindlichkeiten wird das Unternehmen an der Börse gerade einmal mit dem 0,6fachen der für 2021 zu erwartenden Erlöse und weniger als dem 5fachen des von boersengefluester.de prognostizierten EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) gehandelt. Der Discount zum Buchwert beträgt annähernd ein Viertel. Selbst für die grundsätzlich eher niedrigen Multiples im Automotivesektor sind das attraktive Relationen.
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Rein mit Blick auf den Börsenwert von zurzeit knapp 675 Mio. Euro bewegt sich ElringKlinger etwa auf Augenhöhe mit dem Lkw-Zulieferer Jost Werke, aber spürbar oberhalb von Bertrandt. Bis September 2021 war die Gesellschaft sogar noch im SDAX enthalten. Soll heißen: Die Handelsliquidität in der Aktie ist im Normalfall ausreichend groß. Interessant wird, ob die Baden-Württemberger – der Firmensitz befindet sich in Dettingen an der Erms – nach zuvor drei Nullrunden zur Hauptversammlung am 19. Mai 2022 eine Dividende auf die Tagesordnung setzen wird. Die Erwartungshaltung der Börsianer bewegt sich hier zumindest Richtung Wiederaufnahme – wenn auch auf kleiner Flamme.
Ende Februar dürfte es ein erstes Update in Form von Eckdaten für 2021 geben. Am 29. März steht dann die Veröffentlichung des Geschäftsberichts an. Summa summarum bietet die jüngste Schwächephase für unseren Geschmack eine gute Einstiegsgelegenheit. Die größten Herausforderungen sind auch für ElringKlinger – neben den weiter laufenden Umstrukturierungsmaßnahmen – die stark gestiegenen Rohstoffpreise sowie der allgemeine Teilemangel. Auf diese Punkte werden die Investoren beim Ausblick daher ganz genau sehen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 1.664,04 | 1.699,00 | 1.727,03 | 1.480,44 | 1.624,39 | 1.798,43 | 1.847,12 | |
EBITDA1,2 | 238,39 | 196,65 | 180,91 | 181,46 | 216,10 | 174,30 | 200,30 | |
EBITDA-Marge3 | 14,33 | 11,57 | 10,48 | 12,26 | 13,30 | 9,69 | 10,84 | |
EBIT1,4 | 137,32 | 96,18 | 61,23 | 27,74 | 102,03 | -42,23 | 82,91 | |
EBIT-Marge5 | 8,25 | 5,66 | 3,55 | 1,87 | 6,28 | -2,35 | 4,49 | |
Jahresüberschuss1 | 73,78 | 47,90 | 5,01 | -39,98 | 54,56 | -90,71 | 33,48 | |
Netto-Marge6 | 4,43 | 2,82 | 0,29 | -2,70 | 3,36 | -5,04 | 1,81 | |
Cashflow1,7 | 95,48 | 91,55 | 277,58 | 217,79 | 156,11 | 101,28 | 129,70 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,10 | 0,69 | 0,06 | -0,64 | 0,88 | -1,41 | 0,62 | |
Dividende8 | 0,50 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,15 | 0,15 | 0,15 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Foto: ElringKlinger AG