Allein mit dem Argument „Sonderkonjunktur durch Corona“ lässt sich die Entwicklung von Einhell Germany schon längst nicht mehr erklären. Dafür laufen die Geschäfte des Anbieters von Heimwerkergeräten und Gartenequipment wie Rasenmäher oder auch Heckenscheren nun schon viel zu lange so ungewöhnlich gut. Letztlich hat Einhell Germany einfach vieles richtig gemacht: vom universell einsetzbaren Akkusystem bis hin zu den Investitionen in verbesserte Arbeitsabläufe wie etwa dem kürzlich in Betrieb genommenen Hochregallager am Firmensitz in Landau an der Isar. Jüngstes Ausrufezeichen sind die ersten Eckdaten für 2021 sowie der Blick nach vorn: Demnach kommt Einhell Germany für das vergangene Jahr auf Erlöse von rund 920 Mio. Euro und toppt damit die bisherige Prognose von 880 Mio. Euro um immerhin rund 4,5 Prozent. Zum Ergebnis macht CFO Jan Teichert noch keine Angaben.
Unterstellt man jedoch, dass die bisherige Renditevorgabe von 8,5 Prozent erreicht wurde, dürfte der Gewinn vor Steuern um rund 3,5 Mio. Euro höher ausfallen als bislang zu vermuten war. Für das laufende Jahr stellt das Unternehmen einen Umsatzanstieg um fünf bis zehn Prozent in Aussicht und nennt das jüngste Margenziel von 8,5 Prozent als Richtgröße. Verglichen mit dem rasanten Umsatzwachstum von 2020 und 2021wird das laufende Jahr also nicht mithalten können. Das mag auf den ersten Blick vielleicht ein wenig enttäuschen. Allerdings ist es so, dass im Grunde schon für 2021 mit einer allmählichen Sättigung der Extra-Nachfrage zu rechnen war. Wenn Einhell Germany auf das mittlerweile erreichte Niveau von 920 Mio. Euro nun noch einmal um bis zu zehn Prozent draufsetzen will, hält boersengefluester.de das für eine überaus starke Leistung.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 553,35 | 577,90 | 605,69 | 724,68 | 927,42 | 1.032,52 | 971,53 | |
EBITDA1,2 | 43,76 | 43,50 | 43,47 | 68,63 | 94,43 | 107,22 | 97,27 | |
EBITDA-Marge3 | 7,91 | 7,53 | 7,18 | 9,47 | 10,18 | 10,38 | 10,01 | |
EBIT1,4 | 38,51 | 38,66 | 35,04 | 59,01 | 82,38 | 92,52 | 81,06 | |
EBIT-Marge5 | 6,96 | 6,69 | 5,79 | 8,14 | 8,88 | 8,96 | 8,34 | |
Jahresüberschuss1 | 21,56 | 26,13 | 24,58 | 41,81 | 60,15 | 60,80 | 51,56 | |
Netto-Marge6 | 3,90 | 4,52 | 4,06 | 5,77 | 6,49 | 5,89 | 5,31 | |
Cashflow1,7 | -9,19 | -13,76 | 56,01 | 36,31 | -151,44 | 40,77 | 211,68 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,87 | 2,30 | 2,13 | 3,63 | 5,19 | 5,29 | 5,19 | |
Dividende8 | 0,40 | 0,56 | 0,46 | 0,73 | 0,87 | 0,97 | 0,97 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Rödl & Partner |
Entsprechend gehen wir auch davon aus, dass die bislang so harte Marke von 220 Euro beim Aktienkurs bald überwunden wird. Immerhin ist der Spezialwert alles andere als hoch bewertet. Das KGV auf 2022er-Basis beträgt nicht einmal 15. Und mit Blick auf unsere Schätzungen für 2023 dürfte es nochmal eine kleine Ermäßigung geben. Angenommen, die (nicht börsennotierten) Stammaktien wären genauso teuer wie die Vorzüge mit derzeit 214 Euro, käme Einhell Germany auf einen Börsenwert von knapp 808 Mio. Euro. Billigt man den mit einem Stimmrecht ausgestatteten Stämmen einen Aufschlag von rund 20 Prozent zu, läge die Kapitalisierung bei knapp 900 Mio. Euro. Das ist immer noch weniger als der zuletzt erzielte Umsatz und entspricht einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von knapp drei. Angesichts der sehr ansehnlichen Eigenkapitalrendite lässt sich dagegen nun gar nichts sagen.
Per saldo bleibt der Titel eine Art Dauerempfehlung von boersengefluester.de. Größtes Risiko bleibt die schwer zu kalkulierende Entwicklung bei den Logistikkosten sowie die allgemeine Warenverfügbarkeit. Einhell setzt hier auf eine erhöhte Vorratshaltung, was zwar zusätzliches Kapital bindet. Aber etwas anderes bleibt Einhell gar nicht übrig.
Foto: Einhell Germany AG