Mächtig diskutiert wurde in den vergangenen Monaten über die für den 1. März 2017 geplante Einführung eines neuen Börsensegments, welches den Entry Standard ersetzen soll. Vor allem an den von der Deutschen Börse AG angeführten Mindestkriterien für die teilnehmenden Unternehmen erhitzen sich die Gemüter. Dabei geht es nicht so sehr um die geforderte Mindestkapitalisierung von 30 Mio. Euro und den Streubesitz von Untergrenze 20 Prozent, sondern um Punkte wie einen positiven Jahresüberschuss oder ein positives bilanzielles Eigenkapital. Gerade die Darstellung schwarzer Zahlen zum Listing könnte einer kreativen Bilanzierung Vorschub leisten. Damit nicht genug: Selbst die geforderte Mindestmitarbeiterzahl von 20 könnte bei Gesellschaften aus dem Beteiligungs- oder Immobiliensektor für Probleme sorgen. Nicht besonders glücklich sind etliche Unternehmen aber darüber, zu einem von der Deutschen Börse in Auftrag gegebenen qualitativen Research-Report verdonnert zu werden. Immerhin verfügen etliche Firmen ja bereits über eine Coverage durch Analysten. Zudem befürchten einige Vorstände, dass durch das Zwangsresearch weitere Kosten auf sie zukommen. „Die Berichte sollen die Transparenz und die Visibilität der Unternehmen bei Investoren verbessern und die Emittenten für Anleger vergleichbarer machen”, argumentiert dagegen die Deutsche Börse.
Immerhin ist nun klar, wer den Auftrag bekommen hat: Edison Investment Research. Regelmäßigen Lesern von boersengefluester.de ist das britische Analysehaus gut bekannt, immerhin sind deren Analysen direkt von unserer Webseite aus (rechts außen) abrufbar – ein Service, der häufig genutzt wird. Aber auch auf dem von der Deutschen Börse organisierten Eigenkapitalforum ist Edison prominent vertreten. Dementsprechend wurde in der Szene bereits darüber getuschelt, dass Edison vermutlich gute Karten haben wird – obwohl natürlich eine ganze Reihe von Researchhäusern auf diesen Auftrag gehofft haben. „Wir freuen uns, diese wichtige Marktreform unterstützen zu dürfen. Edison wird seine globale Expertise nutzen, um das Profil und das Verständnis für die Unternehmen, die in dem neuen Segment notiert sind, zu erhöhen“, sagt Klaus Schinkel, Direktor der deutschen Aktivitäten von Edison. Die Auftaktstudien sollen einen Umfang von acht bis zehn Seiten haben – zweimal jährlich wird es ein vermutlich vierseitiges Update geben.
Eine Anlageempfehlung sowie ein Kursziel werden die neuen Edison-Studien – wie übrigens auch die anderen Aktien-Analysen der Briten – nicht enthalten. Das dürfte zwar ganz nach dem Geschmack der Deutschen Börse sein. Unter Investoren wird dieser Punkt der Firmenpolitik von Edison allerdings immer wieder bemängelt. Offen ist auch, wie lange die Zusammenarbeit der beiden Parteien angelegt ist. Nun: Noch steht ja noch nicht einmal fest, wie viele Gesellschaften sich überhaupt für das neue Segment entschließen werden. Die Kollegen von 4investors haben in den vergangenen Wochen regelmäßig Interviews mit Vorständen geführt und um ihre Meinung zu dem Börsenprojekt gebeten. Es lohnt sich, die einzelnen Interviews zu lesen (HIER).
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