Auf der Frankfurter Buchmesse suchte man Edel im laufenden Jahr vergebens. Dabei hatte das Musik- und Verlagshaus 2012 noch einen sehr prominenten Stand auf der Leitveranstaltung der Branche. Von Börsenaktivitäten wie Roadshows oder Small-Cap-Präsentationen haben sich die Hamburger bereits seit längerer Zeit zurückgezogen. Aus heutiger Sicht mag man kaum glauben, dass Edel – neben der damaligen EM. TV – mal einer der heißesten Medienwerte vom Neuen Markt war. Immerhin: Vorstandschef Michael Haentjes ist noch immer an Bord und hat aus dem zwischenzeitlich viel zu schnell gewachsenen Unternehmen eine feine Firma mit toller Reputation in der Verlagsbranche geformt.
Für Privatanleger kommt Edel seit geraumer Zeit vor allem als Dividendenwert in Frage. Zur Hauptversammlung im Mai 2014 (einen konkreten Termin gibt es noch nicht) will das Unternehmen erneut 0,10 Euro pro Aktie ausschütten. Bezogen auf den aktuellen Kurs ergibt sich daraus eine Rendite von fast 4,9 Prozent. Edel weist darauf hin, dass die Dividende nicht der Kapitalertragsteuer unterliegt – häufig wird daher etwas lapidar von einer „steuerfreien Dividende“ gesprochen. Wirklich steuerfrei sind diese Ausschüttungen aber nur für Investoren, die das jeweilige Papier bereits vor 2009 – also vor Einführung der Abgeltungsteuer – im Depot haben! Für alle anderen Anleger setzt lediglich eine zeitliche Verschiebung der Besteuerung ein. Denn die steuerfreien Dividenden werden über die Haltedauer kaufpreismindernd fortgeschrieben. Sobald ein Anleger seine Aktie verkaufen will, wird die Abgeltungsteuer fällig – und zwar auf die Differenz zwischen Verkaufspreis und ursprünglichem Kaufpreis, der um die erhaltenen Dividenden gekürzt wurde. Für Privatanleger bleibt jedoch ein Vorteil: der Steuerstundungseffekt.
Aber auch losgelöst von der Dividendenzahlung hat der Small Cap seine Reize: Der Börsenwert von knapp 47 Mio. Euro entspricht nur rund 30 Prozent des aktuellen Umsatzes von 155,6 Mio. Euro. Ergebnismäßig konnte Edel die Vorjahreswerte zwar nicht ganz erreichen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag im Geschäftsjahr 2012/13 (per 30. September) mit 6,9 Mio. Euro letztlich aber nur um rund zehn Prozent unterhalb der Vergleichszahl von 2011/12. Zum Halbjahr hinkte das Betriebsergebnis noch um fast 42 Prozent zurück. „Das Ergebnis des ersten Halbjahres mag enttäuschend aussehen, doch haben wir an einigen Stellen des Unternehmens die Weichen für weiteres Wachstum und höheren Gewinn gestellt“, kommentierte Haentjes damals. Gedrückt wurde der Profit unter anderem durch weiter rückläufige Margen bei der Tochter Optimal Media GmbH. Der Mediendienstleister aus Röbel an der Müritz ist im Druckbereich tätig, verarbeitet aber auch CDs/DVDs oder andere Tonträger für Edel. Als positives Gegengewicht entwickelt sich dagegen zunehmend die Tochter Kontor New Media GmbH. Was wohl nur wenige Börsianer wissen: Die Gesellschaft zählt für Plattformen wie iTunes von Apple, Amazon, Musicload der Deutschen Telekom oder Spotify zu den wichtigsten Digitalvertrieben in Europa.
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Edel mit einer „Fortsetzung der soliden Unternehmensentwicklung“. Auf Basis der aktualisierten Ergebnisschätzungen von boersengefluester.de kommt der Nebenwenwert derzeit auf ein 2014er-KGV von rund 13,7. Das ist nicht unbedingt ein super Schnapper, lässt aber durchaus Platz nach oben. Wer also einen dividendenstarken Nebenwert aus der Medienszene sucht, ist bei Edel gut aufgehoben. Wenig inspirierend sieht nur der Chart aus. Allerdings hellt sich das Bild in den Wochen vor der Hauptversammlung regelmäßig auf. Clevere Anleger positionieren sich also rechtzeitig.
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