Gemessen an der anhaltend starken operativen Entwicklung ist es definitiv zu wenig. Mit Blick auf die heftigen Kursverluste bei vielen anderen Aktien aus dem Nebenwertebereich, zeigt der Anteilschein von Edel momentan aber echte Nehmerqualitäten. Inklusive der Dividendenausschüttung liegt die Notiz seit Jahresbeginn sogar um rund fünf Prozent vorn, bei einer erstaunlich geringen Volatilität im Aktienkurs. Nun: Wer den Titel des im Musik- und Buchbereich tätigen Medienunternehmens im Depot hat, wird sich in der Regel hüten, hier auszusteigen. Immerhin zeigen die kürzlich vorgelegten Halbjahreszahlen zum Geschäftsjahr 2021/22 (30. September), dass die Hamburger voll auf Kurs sind, um ihre erst Ende Februar heraufgesetzte Prognose für das Gesamtjahr zu erreichen.
Die sieht mittlerweile einen Gewinn nach Steuern zwischen 10,0 und 15,0 Mio. Euro vor – nach 7,35 Mio. Euro im Jahr zuvor. Zum Halbjahr – also per Ende März 2022 – kommen die Hamburger hier bereits auf 7,7 Mio. Euro, bewegen sich damit also eher im oberen Bereich der Vorschau, selbst wenn man das Halbjahresresultat nicht einfach mal zwei nehmen darf. Immerhin fällt das wichtige Weihnachtsgeschäft bei Edel in die erste Hälfte des Geschäftsjahrs. Wie gut der Start lief, wird aber schon allein daran deutlich, dass CEO Jonas Haentjes ursprünglich nur mit einem Überschuss zwischen 7,0 und 9,0 Mio. Euro für 2021/22 kalkulierte. Wichtig: Für die Berechnung des Ergebnis je Aktie wird stets der Überschuss nach Anteilen Dritter herangezogen und dieser Wert ist bei Edel regelmäßig etwas niedriger, da die Gesellschaft am Musiklabel Kontor Records nur rund zwei Drittel der Anteile hält.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 198,15 | 209,18 | 209,50 | 214,10 | 251,33 | 277,02 | 280,22 | |
EBITDA1,2 | 16,13 | 17,30 | 16,04 | 18,75 | 25,94 | 30,96 | 31,30 | |
EBITDA-Marge3 | 8,14 | 8,27 | 7,66 | 8,76 | 10,32 | 11,18 | 11,17 | |
EBIT1,4 | 9,13 | 8,84 | 6,67 | 9,28 | 16,93 | 21,52 | 22,20 | |
EBIT-Marge5 | 4,61 | 4,23 | 3,18 | 4,33 | 6,74 | 7,77 | 7,92 | |
Jahresüberschuss1 | 4,46 | 3,98 | 2,25 | 2,71 | 7,35 | 12,38 | 12,70 | |
Netto-Marge6 | 2,25 | 1,90 | 1,07 | 1,27 | 2,92 | 4,47 | 4,53 | |
Cashflow1,7 | 11,68 | 14,69 | 20,86 | 23,69 | 23,77 | 16,59 | 32,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,19 | 0,16 | 0,08 | 0,12 | 0,31 | 0,54 | 0,57 | |
Dividende8 | 0,10 | 0,10 | 0,10 | 0,10 | 0,20 | 0,30 | 0,30 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
Volle 100 Prozent hält Edel hingehen an der im Digitalgeschäft so starken Kontor New Media. Das Unternehmen ist einer der führenden Digitalvertriebe für Musik in Europa und sorgt unter anderem dafür, dass Streamingdienste wie Spotify funktionieren. Aber für die Bestückung von YouTube-Kanälen oder anderen TV- und Musik-Plattformen ist Kontor New Media die richtige Adresse. Normalerweise würde das aus der Kontor Records entstandene Unternehmen schon allein für eine knackige Investmentstory reichen. Doch das Edel-Management hat sich bislang nicht dazu hinreißen lassen, hier ein Spin-off mit eigenem Börsenlisting in Erwägung zu ziehen. Nun: Momentan ist zwar ohnehin nicht die Zeit für solche Kunstgriffe auf der Investor Relations-Klaviatur, doch im Hinterkopf sollten Anleger schon haben, was Edel hier zu bieten hat.
Immer mehr an Gewicht gewinnt zudem die Tochter Optimal Media: Wesentlicher Treiber ist hier die Fertigung von Vinyl-Schallplatten – längst mehr als ein Retro-Trend für Liebhaber. Jedenfalls genießt die in Röbel an der Mecklenburgischen Seenplatte ansässige Optimal Media nicht nur in der Verlagsszene einen erstklassigen Ruf. Im ersten Halbjahr 2021/22 zogen die Optimal-Umsätze jedenfalls nochmal um 23 Prozent an. Für den Edel-Konzern bleibt es gegenwärtig wohl bei der ursprünglichen Umsatzprognose von 250 bis 260 Mio. Euro, jedenfalls hat der Vorstand im Zuge der Neuformulierung des Gewinnziels die Erlösentwicklung nicht explizit angesprochen. Denkbar freilich, dass es hier zu der bis spätestens Ende Juni avisierten Veröffentlichung des kompletten Halbjahresberichts ein Update geben wird. Boersengefluester.de bleibt dabei, dass die Edel-Aktie ihr Potenzial an der Börse längst noch nicht ausgespielt hat.
Dabei hat das im Frankfurter Scale-Segment gelistete Unternehmen für jeden Anleger was zu bieten: So kommen sowohl Dividenden- als auch KGV-Fans auf ihre Kosten. Immerhin wird der Titel gerade einmal mit dem gut Zehnfachen des von boersengefluester.de für 2023 erwarteten Gewinn gehandelt. Das Thema Dividende rückt zwar erst wieder im kommenden Frühjahr in den Vordergrund, die jüngste Hauptversammlung fand Ende März 2022 statt. Selbst bei einer konstanten Dividende von 0,20 Euro beträgt die Rendite derzeit aber knapp vier Prozent. Ein Malus bleibt der geringe Börsenwert von knapp 116 Mio. Euro mit dem damit verbundenen wenig liquiden Börsenhandel.
Foto: Optimal Media (Liam Gallagher Sammler-Edition)