Mit Schwung hat der Aktienkurs von Edel kürzlich die charttechnisch so wichtige 200-Tage-Durchschnittslinie von unten nach oben durchstoßen. Eine bemerkenswerte Entwicklung, denn die fundamentalen Daten des Medienunternehmens waren zuletzt alles andere als erbaulich. Im Spätsommer 2019 mussten die Hamburger kurz vor Toreschluss sogar ihre Gewinnziele für das Geschäftsjahr 2018/19 (30. September) kürzen – siehe dazu auch unseren Bericht HIER. Mittlerweile haben sich die Investoren jedoch mit der neuen Sachlage arrangiert und blicken eher Richtung Zukunft. Womit boersengefluester.de nicht unbedingt gerechnet hat: Trotz des markanten Ergebniseinbruchs von 3,98 auf 2,25 Mio. Euro – bezogen auf die einzelne Aktie entspricht das einer Halbierung auf 0,08 Euro – steht auch zur nächsten Hauptversammlung am 7. Mai 2020 eine abermals „steuerfreie“ Dividende von 0,10 Euro pro Anteilschein auf der Agenda. Das wiederum hievt Edel auf eine Rendite von zurzeit 4,6 Prozent. Gut möglich, dass sich bereits jetzt erste Renditejäger für Mai eindecken.
Am Ausblick für 2019/20 hat Edel gegenüber den Anfang Dezember kommunizierten Vorabdaten nichts verändert: Demnach ist bei einem leicht niedrigeren Umsatz mit einem eher unveränderten Überschuss zu rechnen. „Im Fokus stehen das Wachstum des Digitalgeschäfts bei der Kontor New Media und bei den eigenen Musik-& Entertainmentlabels, sowie die Optimierung der Buchverlagsbereiche und der Fertigungsaktivitäten“, betont die Gesellschaft. Hintergrund: In der Kontor New Media ist unter anderem das Geschäft mit Downloads und Streaming angesiedelt, wo das Unternehmen zwischen den Rechteinhabern und den Verkaufsplattformen für Endkunden wie Spotify, iTunes oder Amazon positioniert ist. Positive Impulse sollten zudem vom Finanzergebnis kommen, weil Edel zuletzt günstigere Anschlussfinanzierungen für 2019 ausgelaufene Schuldscheindarlehen umsetzen konnte. Problematisch bleibt hingegen das rückläufige Geschäfts mit CDs und DVDs.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 198,15 | 209,18 | 209,50 | 214,10 | 251,33 | 277,02 | 280,22 | |
EBITDA1,2 | 16,13 | 17,30 | 16,04 | 18,75 | 25,94 | 30,96 | 31,30 | |
EBITDA-Marge3 | 8,14 | 8,27 | 7,66 | 8,76 | 10,32 | 11,18 | 11,17 | |
EBIT1,4 | 9,13 | 8,84 | 6,67 | 9,28 | 16,93 | 21,52 | 22,20 | |
EBIT-Marge5 | 4,61 | 4,23 | 3,18 | 4,33 | 6,74 | 7,77 | 7,92 | |
Jahresüberschuss1 | 4,46 | 3,98 | 2,25 | 2,71 | 7,35 | 12,38 | 12,70 | |
Netto-Marge6 | 2,25 | 1,90 | 1,07 | 1,27 | 2,92 | 4,47 | 4,53 | |
Cashflow1,7 | 11,68 | 14,69 | 20,86 | 23,69 | 23,77 | 16,59 | 32,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,19 | 0,16 | 0,08 | 0,12 | 0,31 | 0,54 | 0,57 | |
Dividende8 | 0,10 | 0,10 | 0,10 | 0,10 | 0,20 | 0,30 | 0,30 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Ernst & Young |
Rein aus Börsensicht ist Edel mit einer Marktkapitalisierung von knapp unter 50 Mio. Euro – davon sind gut 30 Prozent dem Streubesitz zuzurechnen – ein reinrassiger Spezialwert. Soll heißen: Die Handelsumsätze sind überschaubar, das Interesse institutioneller Investoren eher begrenzt. Großaktionär ist Firmengründer Michael Haentjes, der sein Vorstandsmandat aber bereits vor einiger Zeit auf seinen Sohn Jonas Haentjes übertragen hat und seit dem in der Funktion des Vorsitzendes des Verwaltungsrats – also quasi als Aufsichtsratschef – agiert. Was boersengefluester.de auch weiterhin nicht gefällt, ist die Schmalspurkommunikation mit den Aktionären. Auch der frisch vorgelegte Geschäftsbericht 2018/19 enthält keine einschätzenden Worte des Vorstands. Hier könnte Edel deutlich mehr tun – insbesondere als Medienunternehmen. Wer den im Frankfurter Freiverkehrssegment Scale gelisteten Titel im Depot hat, kann jedoch engagiert bleiben. Nach den massiven Kursverlusten von 2018 und auch 2019 wäre es schließlich unklug, jetzt auszusteigen, wo der Kurs endlich einmal wieder Richtung Norden zeigt und sogar die Marke von 2 Euro locker geknackt hat.
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