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Edding: Komplett neues Terrain

Nachdem die Notiz der Vorzugsaktie von Edding zwischen Mitte Juni und Juli noch nahezu regungslos bei 80 Euro verharrte, gab es plötzlich kein Halten mehr: Bis auf 98,25 Euro schoss der Kurs in die Höhe – so hoch wie nie zuvor. Allein seit Jahresbeginn 2015 türmte sich das Plus für den Anteilschein damit auf mehr als 50 Prozent. Für den sonst eher trägen Spezialwert ist das eine Sensation und bestärkte diejenigen Investoren, die schon seit vielen Jahren auf die Substanz des Herstellers von Schreibwaren und neuerdings auch Nagellacken hinweisen. Unterstellt, dass die nicht börsennotierten Stämme genauso teuer wären wie die Vorzugsaktie, kam der Hersteller von Schreibwaren und neuerdings auch Nagellacken auf dem Gipfel auf eine Marktkapitalisierung von gut 105 Mio. Euro. Setzt man einen (wohl realistischen) Aufschlag von 20 Prozent für die Stämme an, hätte sich ein Börsenwert von 117 Mio. Euro ergeben. Gemessen an den Fundamentaldaten ist auch eine solche Größenordnung nicht zu dick aufgetragen. Allerdings ging es zuletzt einfach etwas zu schnell nach oben, so dass die jüngste Korrektur bis auf 88 Euro keine Überraschung darstellt und auch nicht überbewerten werden sollte. Viele Anleger wird es einfach in den Fingern jucken, einen Teil ihrer Buchgewinne bei Edding zu realisieren.

 

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Die nun vorgelegten vorläufigen Halbjahreszahlen zeigen allerdings, dass sich Gesellschaft auf dem richtigen Weg befindet. Bei einem Erlösanstieg von knapp acht Prozent auf 65,4 Mio. Euro kam das Ergebnis vor Steuern um mehr als 18 Prozent auf 5,2 Mio. Euro voran. Ein stockkonservatives Unternehmen wie Edding spricht in diesem Zusammenhang von einem „nur moderaten“ Zuwachs. Hochschreiben auf das Gesamtjahr lässt sich die Entwicklung allerdings nicht. Vorstandschef Per Ledermann bleibt daher bei seiner Prognose, wonach sich bei „moderaten Steigerungen der Umsatzerlöse das operative Ergebnis sowie der Jahresüberschuss insgesamt voraussichtlich auf dem Niveau des Vorjahres bewegen werden“. Zu berücksichtigen ist insbesondere, dass die Ahrensburger im Vorjahr die Marketingaufwendungen um 777.000 Euro reduziert hatten und hier nun wieder aufs Pedal drücken. Exemplarisch dafür ist die Einführung des Nagellacks L.A.Q.U.E im typischen Edding-Look, der über die Filialen der Drogeriekette Müller in Deutschland vertrieben wird. Verkaufszahlen nannte Edding allerdings noch nicht.

 

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Typischerweise ist die zweite Jahreshälfte für Edding zwar etwas wichtiger – und auch ertragsstärker – als die Zeit von Anfang Januar bis Ende Juni. Angesichts der niedrigen Marketingbasis von 2014, scheint die eher verhaltene Prognose des Vorstands für das laufende Jahr allerdings angebracht. Gleichwohl gehen wir davon aus, dass Edding auf einen leichten Gewinnanstieg zusteuert. Auf Basis unserer Ergebnisprognosen für 2016 kommt der Titel derzeit auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 11,2. Zum Vergleich: Das von boersengefluester.de ermittelte Zehn-Jahres-Durchschnitts-KGV beträgt 10,4. Trotz der imposanten Rally: Die Bewertung ist also noch immer geerdet. Lediglich das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von gegenwärtig 2,3 hat sich vom langjährigen Mittelwert, der sich bei etwa 1,5 bewegt, ein Stück weit entfernt. Noch ist aber alles im Lack. Wir gehen daher davon aus, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis der Titel die 100-Euro-Hürde knackt. Meist braucht es ein paar Anläufe, bis solche wichtigen Psychomarken geknackt werden. Definitiv ein Malus sind allerdings die niedrigen Handelsumsätze in dem Papier. Wer hier ordert, muss Limits setzen und braucht mitunter auch Geduld.

 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.