Kaum eine Branche liefert an der Börse ein so zweigeteiltes Bild wie die Automobilzulieferer: Während Titel wie Grammer, Paragon, SHW oder Delignit auf Sechs-Monats-Sicht eine super Performance abliefern, liegen die Aktionäre von ElringKlinger oder Continental zweistellig hinten. In die Gruppe der Enttäuschungen reiht sich auch die EDAG Engineering Group ein. Gemessen am Ausgabekurs von 19 Euro Anfang Dezember 2015 liegt der Anteilschein des Ingenieursdienstleisters um 22 Prozent hinten. Den bisherigen Höchstkurs von 22,95 Euro erreichte der Titel bereits am zweiten Handelstag. Seit dem geht es – von gelegentlichen Erholungen abgesehen – eher Richtung Süden. Kein Wunder: Die Unternehmenszahlen blieben zuletzt deutlich hinter den Erwartungen zurück, zudem gilt EDAG als Leidtragender der Sparbemühungen des Volkswagen-Konzerns in Folge des Abgasskandals. Immerhin sind die Wolfsburger der mit einigem Abstand wichtigste Kunde von EDAG. Zum Halbjahr kam die Gesellschaft – zu der auch der ehemals selbst börsennotierte Autozulieferer Rücker gehört – zwar noch auf ein leichtes Umsatzplus von zwei Prozent auf 362,4 Mio. Euro.
Insbesondere der enorme Preisdruck führte jedoch dazu, dass das um außerordentliche Faktoren bereinigte Betriebsergebnis von 35,6 auf 22,7 Mio. Euro einknickte. Dementsprechend sank die Marge von 10,0 auf 6,3 Prozent. Um gegenzusteuern, hat die Gesellschaft ein Sparprogramm aufgelegt, was allerdings auch mit Einmalbelastungen verbunden ist. Ob EDAG angesichts solcher Rationalisierungsmaßnahmen tatsächlich für im kommenden Jahr eine unveränderte Dividende von 0,75 Euro je Aktie auskehrt, scheint für boersengefluester.de eher unwahrscheinlich. Trotzdem hat der Titel auf dem aktuellen Kursniveau von 14,70 Euro auch seine reizvollen Seiten: Für 2016 stellt das Management bislang eine Umsatzsteigerung im unteren einstelligen Prozentbereich sowie eine bereinigte EBIT-Marge von sechs bis acht Prozent in Aussicht. Demnach könnte die Gesellschaft mit Sitz in Arbon (Schweiz) im laufenden Jahr auf ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern von etwa 48 Mio. Euro kommen. Näheren Aufschluss wird der für den 11. November angekündigte Neun-Monats-Bericht geben.
Kapitalisiert ist EDAG zurzeit mit 367,5 Mio. Euro – bei einer Netto-Finanzverschuldung von zuletzt gut 143 Mio. Euro. Demnach würde die Gesellschaft mit dem 10,6fachen des 2016er-EBIT gehandelt. Zur Einordnung: Bei dem Entwicklungsdienstleister Bertrandt beträgt die Relation von Unternehmenswert zu EBIT gut elf, andere Zulieferer wie Grammer, Stabilus oder Paragon werden sogar mit merklich höheren Multiples gehandelt. Mit ein wenig Fortune hat die EDAG-Aktie also den Großteil der schlechten Nachrichten eingepreist und die Investoren blicken bereits auf 2017. Der Chart lässt zumindest auf eine Bodenbildung hoffen. Patzen darf EDAG bei den Q3-Zahlen freilich nicht. Daher warten vorsichtige Investoren vor einem Neuengagement wohl auch besser die Veröffentlichung des Zwischenberichts ab. Mit Sicht auf zwölf Monaten sollte sich ein Investmemt aber auf jeden Fall lohnen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 716,69 | 788,25 | 782,77 | 653,46 | 687,62 | 795,05 | 844,78 | |
EBITDA1,2 | 56,33 | 91,78 | 66,14 | 24,39 | 67,78 | 90,55 | 95,31 | |
EBITDA-Marge3 | 7,86 | 11,64 | 8,45 | 3,73 | 9,86 | 11,39 | 11,28 | |
EBIT1,4 | 27,59 | 48,19 | 20,25 | -20,46 | 26,03 | 51,07 | 53,94 | |
EBIT-Marge5 | 3,85 | 6,11 | 2,59 | -3,13 | 3,79 | 6,42 | 6,39 | |
Jahresüberschuss1 | 14,35 | 23,74 | 7,02 | -23,40 | 11,42 | 28,86 | 28,90 | |
Netto-Marge6 | 2,00 | 3,01 | 0,90 | -3,58 | 1,66 | 3,63 | 3,42 | |
Cashflow1,7 | 51,57 | 91,05 | 78,87 | 150,11 | 23,59 | 34,00 | 40,74 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,57 | 1,02 | 0,28 | -0,94 | 0,46 | 1,15 | 1,16 | |
Dividende8 | 0,75 | 0,75 | 0,00 | 0,00 | 0,20 | 0,55 | 0,55 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
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