Wer sich in den vergangenen Wochen vielleicht gefragt hat, warum die Aktie des auf mittelständische Geschäftskunden spezialisierten Telekomanbieters Ecotel Communication so gut unterwegs ist und beständig Rekordkurse aufstellt: Bei seiner Präsentation (Download HIER) auf der Montega-Plattform Connect lieferte CFO Holger Hommes die Erklärung – und zwar ziemlich eindrucksvoll. Gut 35 Minuten Druckbetankung über die Transformation des traditionellen Geschäfts mit ISDN-Anschlüssen hin zu einem Komplettanbieter für breitbandige Trägerleitungen mit hohem Skalierungspotenzial, was sich nun endlich auch in den Zahlen widerspiegelt. Sehr viel knackiger kann ein Story aus dem Telekomsektor zurzeit kaum rüberkommen. Entsprechend ausgedehnt fällt die Zugabe in Form der Frage-Antwort-Runde mit den deutlich mehr als 30 auf Connect eingewählten Investoren aus.
Dabei ist es noch gar nicht so lange her, als sich Präsentationen von Ecotel in erster Linie um anstehende Umstrukturierungen und den Aufbau der neuen Plattformen drehten. Super spannend klang das lange Zeit nicht. Ganz im Gegensatz zu jetzt, wo sich das Unternehmen als Serviceanbieter positioniert. „Wir besetzen nun einen Markt, der uns vorher verbaut war“, sagt Hommes. Folglich liegt der Schwerpunkt nun umso stärker auf der Gewinnung von Neukunden. Die Anfang August aktualisierte Prognose sieht für das Gesamtjahr 2021 nun ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) von 15 bis 16 Mio. Euro vor. Der vorherige Ausblick bewegte sich in einer Spanne von 12 bis 14 Mio. Euro. Zur Einordnung: Zum Halbjahr stand ein EBITDA von 8,0 Mio. Euro zu Buche. Es handelt sich also um ein nahezu lineares Wachstum mit vergleichsweise guter Planbarkeit.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 120,62 | 98,86 | 82,75 | 98,30 | 95,87 | 93,33 | 106,29 | |
EBITDA1,2 | 6,86 | 7,44 | 8,71 | 11,56 | 18,12 | 77,10 | 12,45 | |
EBITDA-Marge3 | 5,69 | 7,53 | 10,53 | 11,76 | 18,90 | 82,61 | 11,71 | |
EBIT1,4 | 2,21 | 2,15 | 1,48 | 4,02 | 10,63 | 17,93 | 7,67 | |
EBIT-Marge5 | 1,83 | 2,17 | 1,79 | 4,09 | 11,09 | 19,21 | 7,22 | |
Jahresüberschuss1 | 1,36 | 1,39 | 0,89 | 2,63 | 7,27 | 70,15 | 7,43 | |
Netto-Marge6 | 1,13 | 1,41 | 1,08 | 2,68 | 7,58 | 75,16 | 6,99 | |
Cashflow1,7 | 4,23 | 6,67 | 9,96 | 10,26 | 15,43 | 28,49 | 6,10 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,13 | 0,13 | -0,05 | 0,28 | 1,36 | 17,51 | 1,93 | |
Dividende8 | 0,13 | 0,13 | 0,00 | 0,14 | 2,25 | 18,82 | 0,47 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
Auch nicht ganz unwichtig: Mit einem Börsenwert von mittlerweile fast 85 Mio. Euro bewegen sich die Düsseldorfer in Regionen, wo auch zunehmend institutionelle Investoren auf den im im streng regulierten Börsensegment Prime Standard gelisteten Titel aufmerksam werden. Entsprechend hat sich Ecotel auch für die MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz von GBC Anfang Dezember angemeldet und auch sonst die Taktung von Unternehmensmeldungen erhöht. Oder wie CFO Hommes es ausdrückt: „Wir machen uns gerade transparenter.“ Bilanziell ist Ecotel mit einer Eigenkapitalquote von zum Halbjahr 46,4 Prozent sowie einer Netto-Liquidität von knapp 5,2 Mio. Euro ohnehin sehr solide aufgestellt. Und wenn die Gesellschaft die seit dem ersten Quartal des laufenden Jahres erhöhten Tilgungsraten beibehält, könnte Ecotel Ende 2022 sogar frei von Darlehen sein.
Vorerst keine Veränderung ist indes bei der Dividendenstrategie geplant: Demnach soll weiterhin rund die Hälfte des Jahresüberschusses an die Aktionäre ausgekehrt werden, was den Spezialwert zur Hauptversammlung im kommenden Jahr – auf Basis des aktuellen Aktienkurses von 24,20 Euro – auf eine Dividendenrendite von knapp zwei Prozent befördern sollte. Sphene Capital-Analyst Peter Thilo Hasler versieht die Ecotel-Aktie zurzeit mit einem Kursziel von knapp 37 Euro, womit der Titel noch immer reichlich Potenzial besitzt. Kein Wunder: Immerhin wird der Anteilschein unter Berücksichtigung der Netto-Liquidität gerade einmal mit dem gut Fünffachen des für 2021 erwarteten EBITDA gehandelt.
Kleine Abzüge in der B-Note gibt es allerdings dafür, dass sich nur knapp 20 Prozent der Aktien im Streubesitz befinden. Konkrete Überlegungen zur Ausweitung des Freefloats gibt es derweil nicht, was irgendwie auch verständlich ist. Immerhin ist der Aufbau der neuen Ecotel ja gerade erst frisch abgeschlossen und die Gesellschaft hatte in der Vergangenheit wahrlich andere Probleme. „Wir mussten eine Zeit – wie es bei uns intern heißt – Wasser treten“, sagt CFO Holger Hommes und spielt dabei auf die Jahre 2017 bis 2020 an, in denen sich Ecotel stark mit sich selbst beschäftigt hat. Nun: Umso besser stehen die Gesellschaft und auch der Aktienkurs jetzt da. Dabei geht die Story nun erst richtig los.
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