So ändern sich die Zeiten. Ende August 2021, auf der Abendveranstaltung des Hamburger Investorentags (HIT) ging es an einem Nachbartisch noch munter um die – wie es damals hieß – „beste deutsche Aktie überhaupt“: Gemeint war der Anteilschein von Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik, dessen Kurs zu jener Zeit auf sein All-Time-High von gut 140 Euro zusteuerte. Umso krasser der anschließende Rutsch um rund 70 Prozent innerhalb von nur etwas mehr als acht Monaten auf jetzt 41 Euro. Zusammen mit AboutYou und der Auto1 Group gehört der Titel sogar zu den drei schlechtesten SDAX-Werten seit Jahresbeginn 2022.
Sicher: Das allgemeine Börsenumfeld hat sich signifikant geändert, zudem musste Eckert & Ziegler aufgrund eines Rückschlags bei dem Pharmariesen Novartis indirekt Federn lassen. Per saldo haben die Berliner mit ihren Zahlen für 2021 sowie den Daten für das Auftaktviertel 2022 aber nicht wirklich enttäuscht. Und so geht der Löwenanteil der Kurswende auf den Abbau der zuvor arg luftigen Bewertungsrelationen. Stand jetzt kommt Eckert & Ziegler auf einen Börsenwert von knapp 875 Mio. Euro – bei einer Netto-Liquidität von etwa 65 Mio. Euro. Das korrespondiert mit einem für 2022 vom Vorstand avisierten Überschuss von rund 38 Mio. Euro, was einem cashbereinigten KGV von etwas mehr als 20 entspricht. Sicher nicht zu viel für ein etabliertes Unternehmen wie Eckert & Ziegler.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 138,63 | 168,71 | 178,49 | 176,14 | 180,44 | 222,26 | 246,09 | |
EBITDA1,2 | 26,62 | 32,14 | 43,13 | 44,64 | 57,04 | 55,52 | 58,83 | |
EBITDA-Marge3 | 19,20 | 19,05 | 24,16 | 25,34 | 31,61 | 24,98 | 23,91 | |
EBIT1,4 | 17,97 | 23,39 | 32,06 | 33,69 | 47,45 | 44,54 | 45,45 | |
EBIT-Marge5 | 12,96 | 13,86 | 17,96 | 19,13 | 26,30 | 20,04 | 18,47 | |
Jahresüberschuss1 | 15,12 | 16,89 | 22,48 | 23,11 | 34,66 | 29,75 | 26,77 | |
Netto-Marge6 | 10,91 | 10,01 | 12,59 | 13,12 | 19,21 | 13,39 | 10,88 | |
Cashflow1,7 | 26,83 | 21,21 | 40,43 | 36,79 | 33,86 | 34,30 | 47,40 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,70 | 0,78 | 1,07 | 1,11 | 1,66 | 1,41 | 1,26 | |
Dividende8 | 0,20 | 0,30 | 0,42 | 0,45 | 0,50 | 0,50 | 0,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Allerdings dürften etwa 13 Mio. Euro des in Aussicht gestellten Überschusses unter anderem aus der Neubewertung von Entwicklungsprojekten stammen, so dass das operative KGV noch immer spürbar höher – in der Region um 30 – anzusiedeln ist. Zumindest aus diesem Blickwinkel ist die Bewertung des SDAX-Titel also noch immer nicht so richtig günstig. Trotzdem ist boersengefluester.de zuversichtlich, dass die Aktie bald wieder Licht am Ende des Tunnels sehen sollte. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser spendieren jedenfalls weiterhin ein rasantes Kursziel von mehr als 150 Euro. Zur Hauptversammlung am 1. Juni 2022 steht zunächst einmal die Ausschüttung einer Dividende von 0,50 Euro an, was aber selbst auf dem aktuellen Niveau nur für eine Rendite von 1,2 Prozent reicht. Unterm Strich gehört Eckert & Ziegler aber auf jeden Fall in die „Fallen Angel“-Kategorie. Soll heißen: Jetzt einsteigen und anschließend geduldig abwarten, sollte sich am Ende auszahlen. Auch wenn es wohl noch eine ganze Weile dauern wird, bis auf Investorenkonferenzen mal wieder geschwärmt wird von Eckert & Ziegler.
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