Präsentationen von Andreas Eckert, dem Vorstandschef Eckert & Ziegler, haben beinahe schon Unterhaltungswert. Schließlich nimmt der Manager, ihm sind knapp ein Drittel der Aktien des auf Strahlenmedizin und andere nukleare Komponenten spezialisierten Unternehmens zuzurechnen, kein Blatt vor den Mund. Den Kampf gegen Krebs mit Hilfe von radioaktiven Isotopen bezeichnet Eckert schon mal als „Biotech der 50er Jahre”. Und sich selbst vergleicht er – annähernd 16 Jahre nach dem Börsengang im Mai 1999 – bereits mit einem „lebenden Reptil”. Sonderlich viel zu staunen, hatten die Investoren in den vergangenen beiden Jahren allerdings nicht. Wenn überhaupt, dann nur weil die Berliner es geschafft haben, die eigenen Prognosen konsequent zu verfehlen. Dementsprechend gilt es nun, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Die Zahlen zum Auftaktquartal gingen schon mal in die richtige Richtung, auch wenn Eckert & Ziegler enorm vom Rückenwind durch den Währungseinfluss des Dollars profitiert hat. Zudem hat sich das operative Ergebnis von 3,66 Mio. Euro im wichtigen Segment „Isotope Products” fast genau auf Vorjahreshöhe bewegt. Das war nicht unbedingt so zu erwarten, denn neben dem medizinischen Einsatz werden die Produkte von Eckert & Ziegler auch von Öl- und Gasfirmen zur Messtechnik eingesetzt. Allgemein gab es hier die Befürchtung, dass Gesellschaften wie Halliburton ihre Investitionen im Zuges des rückläufigen Ölpreises massiv drosseln würden. Bislang ist die Medtechgesellschaft jedoch gut davongekommen.
Knackpunkt im Vorjahr war das Segment Strahlentherapie. Hier sind Produkte wie radioaktive Kleinimplantate zur Behandlung von Prostatakrebs (Seeds) sowie Geräte zur Bestrahlung von Tumoren (Afterloader) zusammengefasst. Den Einstieg in den Markt für Bestrahlungsgeräte hatte Eckert & Ziegler bereits im Jahr 2003 gewagt. Um Platzhirschen wie dem US-Konzern Varian Medical Systems (WKN: 852812) oder Elekta (WKN: 896279) aus Schweden möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, adressierten die Berliner ihre Geräte lange Zeit schwerpunktmäßig Richtung Entwicklungs- und Schwellenländer. Voll ins Kontor geschlagen hat 2014 daher die Ukraine-Krise. Aber auch die jüngsten Zukäufe in den USA haben sich nicht gerade als Verstärkung erwiesen. „Wir haben hier großzügig eingekauft. Die Hälfte der Tische blieb aber leer”, erklärt Vorstand Eckert auf der DVFA-Frühjahrskonferenz in Frankfurt. Auf der von der BankM mitorganisierten Veranstaltung präsentierten sich gut 50 Unternehmen vor Investoren, Fachpresse und Analysten. Weiteres Problem: Der Hoffnungsträger, das neue Bestrahlungsgerät SagiNova, hat die US-Zulassung von der Gesundheitsbehörde FDA erst Ende April 2015 – und damit deutlich später als ursprünglich gedacht – erhalten. Jetzt kommt es also drauf an. „Die entscheidende Schlacht wird 2015 im Bereich der Strahlentherapie geschlagen”, weiß auch Firmenlenker Eckert.
Momentan sind die Börsianer zuversichtlich, dass die Gesellschaft ihre Ziele für 2015 tatsächlich einlösen kann. Der Aktienkurs des Small Caps hat sich von seinen Anfang des Jahres erreichten Tiefständen bei knapp 17 Euro bereits wieder deutlich erholt und nähert sich der Marke von 23 Euro. Beim aktuellen Kurs von 22,60 Euro bringt Eckert & Ziegler knapp 120 Mio. Euro auf die Waagschale. Dem steht allein ein Eigenkapital von rund 95 Mio. Euro entgegen. Den Umsatz will die Gesellschaft im laufenden Jahr auf mehr als 133 Mio. Euro steigern – nach zuletzt 127,3 Mio. Euro. Das „Bauchgefühl” von Andreas Eckert sagt sogar, dass auch 140 Mio. Euro drin sein könnten. Das Ergebnis je Aktie soll den Vorjahreswert von 1,28 Euro übertreffen und auf das 2013er-Niveau von 1,71 Euro pro Anteilschein zurückkehren. In diesem Bereich bewegen sich auch die Erwartungen der Analysten. Mit optimistischen Szenarien halten sich die Finanzexperten nach den jüngsten Enttäuschungen noch zurück. Insgeheim hoffen die Börsianer aber natürlich, dass Eckert & Ziegler im laufenden Jahr in der Lage ist, sich beim Ergebnis je Aktie womöglich Richtung 2 Euro vorzutasten. Unter KGV-Aspekten wäre der Titel damit jedenfalls ein echter Hingucker. Nicht ganz verkehrt ist auch die Dividendenrendite. Zur Hauptversammlung am 3. Juni 2015 steht erneut eine Ausschüttung von 0,60 Euro pro Anteilschein auf der Agenda. Damit bringt es der Titel auf eine Rendite von fast 2,7 Prozent. Die Chancen stehen also gut, dass der Aufwärtstrend von Eckert & Ziegler noch eine Weile anhält. Hauck & Aufhäuser setzt das Kursziel mittlerweile bei immerhin 27 Euro an. Das wären noch knapp 20 Prozent Potenzial Richtung Norden.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 138,63 | 168,71 | 178,49 | 176,14 | 180,44 | 222,26 | 246,09 | |
EBITDA1,2 | 26,62 | 32,14 | 43,13 | 44,64 | 57,04 | 55,52 | 58,83 | |
EBITDA-Marge3 | 19,20 | 19,05 | 24,16 | 25,34 | 31,61 | 24,98 | 23,91 | |
EBIT1,4 | 17,97 | 23,39 | 32,06 | 33,69 | 47,45 | 44,54 | 45,45 | |
EBIT-Marge5 | 12,96 | 13,86 | 17,96 | 19,13 | 26,30 | 20,04 | 18,47 | |
Jahresüberschuss1 | 15,12 | 16,89 | 22,48 | 23,11 | 34,66 | 29,75 | 26,77 | |
Netto-Marge6 | 10,91 | 10,01 | 12,59 | 13,12 | 19,21 | 13,39 | 10,88 | |
Cashflow1,7 | 26,83 | 21,21 | 40,43 | 36,79 | 33,86 | 34,30 | 47,40 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,70 | 0,78 | 1,07 | 1,11 | 1,66 | 1,41 | 1,26 | |
Dividende8 | 0,20 | 0,30 | 0,42 | 0,45 | 0,50 | 0,50 | 0,05 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Forvis Mazars |
Foto: Eckert & Ziegler AG