Manche schwören auf nachhaltige Dividenden oder ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), andere verlassen sich nur auf die Charttechnik oder gar ihr Bauchgefühl. Jeder Anleger hat seine eigene Methode, wenn es darum geht, die richtige Aktienauswahl zu treffen. Boersengefluester.de ist seit jeher ein großer Fan von Screening-Methoden – und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Wenn man eine große Aktiengesamtheit anhand von bestimmten Kriterien filtert, bleiben am Ende meist auch Titel übrig, auf die man ansonsten vermutlich so nicht gekommen wäre. Es gibt als ein starkes Überraschungsmoment. Das heißt nicht, dass alle Papiere, die einen Bewertungsparcours erfolgreich durchlaufen, am Ende auch zwingend kaufenswert sind. Als Ideengeber sind solche Screenings aber perfekt. Offenbar sehen das auch eine Menge Privatanleger so, denn unser Permanent-Aktien-Screening gehört fast schon zu den Klassikern auf boersengefluester.de.
Bemerkenswert finden wir dabei auch, dass clevere Auswahlverfahren mitunter schon mit ganz wenigen Hürden auskommen und sie sich so auch ohne eigenen Bloomberg-Terminal nachbilden lassen. Meist liefert bereits unsere Excel-Datenbank DataSelect das nötige Handwerkszeug. Einen prima Surf-Tipp bekamen wir vor wenigen Tagen von einem Leser, der sich, der uns auf die Webseite QUANT INVESTING aufmerksam machte. Und da boersengefluester.de es wissen wollte, haben wir einige der dort vorgestellten Strategien für deutsche Aktien gleich mal nachgebaut. So viel vorweg: Ein Back-Testing der Screenings haben wir noch nicht gemacht, als Einstieg in die Materie finden wir die Modelle aber trotzdem prima – schon allein wegen der Einfachheit in der Umsetzung.
I. Von den 20 Prozent der Aktien mit der besten Kursentwicklung in den vergangenen sechs Monaten, die mit dem niedrigsten Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) auswählen.
Auffällig ist, dass bei diesem Verfahren eine Menge Immobilienwerte und Beteiligungsgesellschaften als potenzielle Investmentkandidaten übrig bleiben. Grundsätzlich gefällt boersengefluester.de der Ansatz aber recht gut. Aktien mit einer Bewertung unterhalb des Buchwerts müssen zwar nicht zwingend eine attraktive Wahl sein, insbesondere wenn das Eigenkapital durch anhaltende Verluste weiter schmilzt. Die Kombination mit steigenden Aktienkursen (als erstes Ordnungskriterium) deutet andererseits aber darauf hin, dass zumindest ein gesteigertes Interesse an diesen Papieren besteht.
II. Von den 20 Prozent der Aktien mit dem niedrigsten Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), die mit der besten Kursentwicklung in den vergangenen sechs Monaten auswählen.
Momentan liefert diese Anordnung der Kriterien – zumindest bei den Top 15 – nahezu identische Ergebnisse wie Variante 1. Lediglich S IMMO nimmt den Platz von Adler Real Estate ein. In anderen Börsenphasen kann sich dieses Bild jedoch drehen. Eine eindeutige Präferenz für I oder II hat boersengefluester.de zurzeit nicht. Vermutlich ist es sinnvoll, stets beide Varianten zu betrachten.
III. Von den 20 Prozent der Unternehmen mit der höchsten operativen Rendite (EBIT/EV), die Aktien mit der besten Kursentwicklung in den vergangenen sechs Monaten auswählen.
Normalerweise bezieht boersengefluester.de die operative Marge auf die Relation von Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zum Umsatz. In dieser speziellen Variante setzen Investoren das Betriebsergebnis aber ins Verhältnis zum Unternehmenswert (Enterprise Value), der sich aus der Summe von Marktkapitalisierung und Netto-Finanzschulden ergibt. So wird auch der Fremdkapitalanteil berücksichtigt. Je höher die Kennzahl EBIT/EV, desto vorteilhafter. Auffällig: Erneut sind Immobilienwerte prominent vertreten. Allerdings sind auch interessante Spezialwerte wie Alexanderwerk, Lang & Schwarz oder DEAG Deutsche Entertainment in der aktuellen Endauswahl. Auch hier gilt: Boersengefluester.de wird die weitere Entwicklung dieser Strategie im Auge behalten. Die momentane Liste scheint jedenfalls durchaus für einen zweiten Blick geeignet.
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