Seit einer gefühlten Ewigkeit hat die Drägerwerk-Aktie eine Art eingebauten Enttäuscher. Mit schöner Regelmäßigkeit sind die Zahlen so schwach, dass sich Investoren und Analysten von dem Medizintechnikunternehmen abgewendet haben. Von dem zum Corona-Hoch im Frühjahr 2020 erreichten Topkursen hat die Notiz im Tief um rund 60 Prozent eingebüßt. Und auch die ohnehin schon reduzierten Ziele für 2022 mit einer EBIT-Marge von eher 1 Prozent sowie einem Umsatzrückgang von bis zu 9 Prozent galten zuletzt – mit Vorlage des Q3-Berichts – als nicht mehr erreichbar, selbst wenn die Lübecker mit einem starken Abschlussviertel rechneten. Nun hat Drägerwerk die vorläufigen Jahreszahlen für 2022 vorgelegt und damit durchaus für so etwas wie Erleichterung am Kapitalmarkt gesorgt.
Der währungsbereinigte Umsatz liegt mit 3.040 Mio. Euro um 11,6 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahreswert. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) liegt mit minus 87 Mio. Euro zwar deutlich im roten Bereich, gemessen an dem nach neun Monaten 2022 ausgewiesenen Betriebsverlust von minus 148,3 Mio. Euro hat das Unternehmen im viertel Quartal 2022 aber erstaunlich gut abgeschnitten und ein EBIT von entsprechend plus 61,3 Mio. Euro erwirtschaftet. Um es klar zu sagen: Eine positive Überraschung sind die Ergebniszahlen nicht wirklich, aber es hätte eben auch schlimmer kommen können. Immerhin war zuletzt immer wieder von dem unvorteilhaften Produktmix sowie den Störungen in den Lieferketten die Rede.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 2.572,26 | 2.595,01 | 2.780,82 | 3.406,28 | 3.328,42 | 3.045,23 | 3.375,50 | |
EBITDA1,2 | 240,00 | 147,91 | 193,71 | 521,07 | 421,00 | 55,80 | 315,00 | |
EBITDA-Marge3 | 9,33 | 5,70 | 6,97 | 15,30 | 12,65 | 1,83 | 9,33 | |
EBIT1,4 | 155,74 | 62,65 | 66,58 | 396,60 | 271,68 | -88,61 | 166,43 | |
EBIT-Marge5 | 6,05 | 2,41 | 2,39 | 11,64 | 8,16 | -2,91 | 4,93 | |
Jahresüberschuss1 | 98,50 | 34,90 | 33,79 | 249,89 | 154,27 | -63,64 | 111,99 | |
Netto-Marge6 | 3,83 | 1,34 | 1,22 | 7,34 | 4,64 | -2,09 | 3,32 | |
Cashflow1,7 | 143,34 | 4,09 | 164,42 | 459,98 | 384,89 | -144,23 | 189,68 | |
Ergebnis je Aktie8 | 4,18 | 1,48 | 1,44 | 10,25 | 7,19 | -3,47 | 5,92 | |
Dividende8 | 0,46 | 0,19 | 0,19 | 0,19 | 0,19 | 0,19 | 1,80 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Umso wichtiger der Blick nach vorn. So rechnet das Management des SDAX-Konzerns für 2023 mit einem währungsbereinigten Umsatzanstieg zwischen 7 und 11 Prozent sowie einer EBIT-Marge zwischen 0 und 3 Prozent. Auf der Erlösseite handelt es sich eher um eine angenehme Überraschung, bezogen auf das Profitabilitätsziel müssen Anleger sich dagegen noch gedulden mit einer validen Einschätzung. Eine EBIT-Marge von 3 Prozent wäre ein eher gutes Signal, bei einem Ergebnis auf lediglich Break-even-Niveau würde es sich dagegen um ein weiteres verlorenes Jahr aus Anlegersicht handeln. Immerhin betont das Unternehmen, dass es für das laufende Geschäftsjahr eine „schrittweise Verbesserung der Verfügbarkeit von Vorprodukten und somit eine Verbesserung der Lieferfähigkeit“ erwartet. So gesehen besteht zumindest die Chance, dass die Zahlen in die richtige Richtung laufen. Bewertungstechnisch ist die Vorzugsaktie von Drägerwerk wenig ambitioniert bewertet – eine Folge des immensen Vertrauensverlusts. Höchste Zeit als, dass die Zahlen wieder nachhaltig besser werden. Dann könnte es mit der Aktie auch wieder zügig in deutlich höhere Regionen gehen.
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Foto: © Drägerwerk AG & Co. KGaA, (Babyleo TN500 versorgt Frühgeborene mit konstanter Wärme)