Der neuerliche SDAX-Abstieg per 21. Dezember 2020 – immerhin schon der zweite innerhalb von neun Monaten – ist am Aktienkurs von Dr. Hönle bislang komplett abgeperlt. Kein Wunder: Was vor zwei Jahren die Klebstofffantasie war, ist neuerdings das stark anziehende Geschäft mit Luftentkeimungslösungen für COVID- und andere Viren. „Wir sehen hier ein riesiges Potenzial“, sagt Finanzvorstand Norbert Haimerl bei seiner Präsentation auf der von GBC organisierten MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz. Im Zentrum stehen dabei die Produkte der erst vor wenigen Monaten erworbenen österreichischen Tochter Sterilsystems. Neu für Dr. Hönle, dass es sich hierbei vielfach um Endkundengeschäft handelt und die Produkte daher sogar über den eigenen Webshop vertrieben werden. Die ausgedehnten Lieferzeiten signalisieren jedenfalls eine enorme Nachfrage. „Hier gehen wir in die Massenproduktion rein“, sagt Haimerl. Da ist fast nur folgerichtig, dass die Umluftgeräte aus der SteriWhite-Familie sogar im TV zu bester Sendezeit kurz vor der Tagesschau beworben werden. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Haimerl für Sterilsystems mit Erlösen von rund 10 Mio. Euro sowie einem Betriebsergebnis zwischen 2,5 und 3,0 Mio. Euro.
Offenbar ein Luck-buy, der Dr. Hoenle hier gelungen ist – auch wenn über den Kaufpreis damals Stillschweigen vereinbart wurde. Ansonsten musste das in Gräfelfing bei München ansässige Unternehmen im vergangenen Jahr deutliche Einbußen hinnehmen. Bei einem Erlösrückgang um knapp 13 Prozent auf 93,9 Mio. Euro fiel das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um mehr als die Hälfte auf 8,1 Mio. Euro zurück. „Alle Bereiche haben unter der Corona-Krisengelitten“, sagt Haimerl. Die exakten Zahlen – inklusive Dividendenvorschlag – legt Dr. Hönle Ende Januar 2021 vor. Kursmäßig hat sich die Aktie seit dem März-Tief bei rund 25 Euro zurück auf 55 Euro gekämpft. Gemessen am 2018er-Rekord von 89 Euro liegt der Titel damit zwar immer noch ein gutes Stück unter Wasser, letztlich können Anleger mit der Performance der vergangenen Monate aber durchaus zufrieden sein. Immerhin verfügt die Gesellschaft zurzeit wieder über eine knackige Investmentstory, insbesondere geformt durch die Aktivitäten im Entkeimungsbereich.
Aber keine Frage: Um die früheren Rekordhochs anzupeilen, muss auch der hochrentable Klebstoffsektor wieder anspringen. „Wir haben hier eine sehr gute Projektpipeline, die sich Corona-bedingt leider verzögert“, sagt Haimerl bei seiner Präsentation. Eingesetzt werden die Spezialklebstoffe von Dr. Hönle etwa in Smartphones, bei Displays oder auch in der Medizintechnik. Kapitalisiert ist die Noch-SDAX-Gesellschaft zurzeit mit knapp 333 Mio. Euro. Gemessen am mittelfristig wieder zu erwartenden Ergebnispotenzial finden wir das noch vergleichsweise geerdet.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 101,93 | 126,49 | 107,75 | 93,88 | 115,17 | 126,50 | 106,34 | |
EBITDA1,2 | 18,14 | 33,84 | 20,32 | 14,71 | 13,85 | 15,40 | 0,33 | |
EBITDA-Marge3 | 17,80 | 26,75 | 18,86 | 15,67 | 12,03 | 12,17 | 0,31 | |
EBIT1,4 | 15,21 | 30,69 | 17,00 | 8,10 | 0,35 | -10,10 | -9,42 | |
EBIT-Marge5 | 14,92 | 24,26 | 15,78 | 8,63 | 0,30 | -7,98 | -8,86 | |
Jahresüberschuss1 | 10,41 | 21,73 | 12,40 | 5,61 | -4,86 | -11,90 | -10,93 | |
Netto-Marge6 | 10,21 | 17,18 | 11,51 | 5,98 | -4,22 | -9,41 | -10,28 | |
Cashflow1,7 | 12,15 | 27,88 | 23,06 | 16,61 | 1,13 | -6,00 | 3,14 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,89 | 3,84 | 2,26 | 1,02 | -0,80 | -2,20 | -1,82 | |
Dividende8 | 0,60 | 0,80 | 0,80 | 0,50 | 0,20 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |