Die Aktie von DocCheck hat diesen typischen Corona E-Commerce-Chart: 2020/21 steil nach oben – seitdem im freien Fall. So hat der Anteilschein im laufenden Jahr bereits um mehr als 60 Prozent an Wert verloren. Hauptgrund sind die massiv gesunkenen Umsatzerlöse im DocCheck-Shop – einer auf Ärzte zugeschnittenen Online-Plattform für Praxiszubehör und Medizinbedarf. Im ersten Halbjahr knickten die Erlöse hier um fast zwei Drittel auf nur noch knapp 12 Mio. Euro ein. Das ist zwar noch immer deutlich mehr als in der Zeit vor Corona, aber die arg rückläufigen Verkaufszahlen für COVID-Schnelltests zeigen Wirkung, zumal die Kölner ihre Kapazitäten in der Hochphase erheblich ausgebaut haben und es auch sonst an allen Ecken und Enden Preissteigerungen zu verkraften gilt. Die für viele Unternehmen zurzeit typische Gemengelage eben. Und da sind die merklichen Preissteigerungen für Energie im Grunde erst zu einem geringen Teil enthalten. Die volle Wucht wird sich erst 2023 zeigen.
Per saldo knickte das operative Konzern-Ergebnis (EBIT) in den ersten sechs Monaten 2022 von 9,7 auf 4,3 Mio. Euro ein. Vermutlich müsste es schon sehr gut laufen, damit die DockCheck-Gruppe dieses Resultat bis zum Jahresende auf rund 8 Mio. Euro ausbauen kann. Boersengefluester.de kalkuliert zurzeit eher mit einem EBIT von etwas mehr als 7 Mio. Euro für 2022. Bis zu diesem Punkt keine besonders prickelnde Investmentstory, aber es gibt eben auch eine andere Seite von DocCheck: Die Bilanz des Unternehmens ist nämlich – zumindest für Nebenwerte-Verhältnisse – goldgerändert: Wertpapiere, Edelmetalle, Krypto-Währungen, Immobilien und sogar stattliches Forstvermögen summieren sich Richtung 25 Mio. Euro und decken den aktuellen Börsenwert damit zu mehr als 40 Prozent ab.
Abzüglich dieser Posten gibt es das operative Geschäft aus dem Online-Shop sowie den verbundenen Media-Dienstleistungen plus einem Venture Capital-Ableger dann tatsächlich zum Discountpreis. Dabei wird das gesamte Unternehmen an der Börse zu etwa dem Doppelten des Buchwerts gehandelt – auch das eine sehr faire Relation. Was das Thema Dividende angeht, würde der Spezialwert selbst bei einer Halbierung der Ausschüttung zur nächsten Hauptversammlung noch auf eine Rendite von etwa vier Prozent kommen. Auch das eine überdurchschnittliche interessante Situation. Wert sich an dem geringen Streubesitz von nur etwa 20 Prozent und dem damit einhergehenden geringen Handelsvolumen nicht stört und sogar dem Blick auf den gruseligen Aktienchart etwas Gutes abgewinnen kann, findet in dem Small Cap zurzeit zwar keine operative Perle, aber doch zumindest einen prall gefüllten Schmuckkasten. Gerade in fundamental unsicheren Zeiten sollte diese Form der Stabilität eigentlich höher im Aktienkurs gerichtet sein.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 28,07 | 28,33 | 32,38 | 63,10 | 85,92 | 60,90 | 53,42 | |
EBITDA1,2 | 4,33 | 4,61 | 6,25 | 15,60 | 19,20 | 13,10 | 8,62 | |
EBITDA-Marge3 | 15,43 | 16,27 | 19,30 | 24,72 | 22,35 | 21,51 | 16,14 | |
EBIT1,4 | 3,48 | 3,74 | 4,58 | 13,76 | 16,64 | 10,40 | 3,54 | |
EBIT-Marge5 | 12,40 | 13,20 | 14,15 | 21,81 | 19,37 | 17,08 | 6,63 | |
Jahresüberschuss1 | 2,40 | 2,22 | 3,10 | 9,61 | 11,82 | 6,00 | 2,13 | |
Netto-Marge6 | 8,55 | 7,84 | 9,57 | 15,23 | 13,76 | 9,85 | 3,99 | |
Cashflow1,7 | 2,86 | 3,82 | 1,79 | 11,54 | 10,93 | 5,95 | 7,51 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,48 | 0,45 | 0,63 | 1,82 | 2,25 | 1,25 | 0,45 | |
Dividende8 | 0,40 | 0,40 | 0,10 | 1,00 | 1,00 | 0,75 | 0,50 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
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