Eine Art Doppelleben führt die Aktie des Werkzeugmaschinenbauers DMG Mori. Als SDAX-Titel steht DMG Mori formal zwar ganz normal im täglichen Rampenlicht an der Börse und wird an der aktuellen Ertragsentwicklung und auch Substanzgesichtspunkten bewertet. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse – die japanische DMG Mori Company hält etwas mehr als 75 Prozent und hat dementsprechend einen Beherrschungsvertrag mit der früheren Gildemeister abgeschlossen – gilt die normale Aktieneinordnung aber eben nur noch bedingt. Sensibler reagieren die Anleger beinahe auf Stimmrechtsveränderungen oder sonstiges Getuschel um weitere Maßnahmen bezüglich der Börsennotiz. Anfang Januar 2019 sorgte etwa der streitlustige Investor Paul E. Singer aufgrund einer internen Umstrukturierung für Schlagzeilen, weil dadurch sein Anteil formal von 5,07 auf 8,11 Prozent geklettert war. Ansonsten herrscht allerdings vergleichsweise Ruhe an der Aktionärsfront.
Für „normale“ Privatanleger ist der Anteilschein von DMG Mori insbesondere wegen der Garantiedividende von 1,03 Euro je Aktie: Bezogen auf den gegenwärtigen Kurs von 43,60 Euro kommt das Papier so auf eine Rendite von knapp 2,4 Prozent. Freilich gibt es beherrschte Unternehmen mit einer höheren Garantiedividende (siehe dazu unsere Übersicht HIER), dafür bekommen Anleger in DMG aber eine immer noch recht liquide Aktie. So gesehen ist der Titel eine Art Anleihenersatz. Gänzlich loslösen kann sich aber auch DMG Mori nicht von den fundamentalen Rahmendaten – und hier zeigt sich gegenwärtig ein ebenfalls zweigeteiltes Bild: Die Vorabdaten für 2018 waren mit Erlösen von 2.655,1 Mio. Euro und einem Überschuss von 149,5 Mio. Euro ein gutes Stück besser, als von boersengefluester.de erwartet. „Wir haben viel bewegt und Neues geschaffen. Unsere Rekordwerte bei Auftragseingang, Umsatz, EBIT und Free Cashflow bestätigen unseren Kurs“, sagt CEO Christian Thönes.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 2.348,45 | 2.655,13 | 2.701,49 | 1.831,29 | 2.052,92 | 2.365,67 | 2.498,57 | |
EBITDA1,2 | 252,98 | 280,86 | 299,84 | 156,74 | 190,81 | 297,80 | 300,46 | |
EBITDA-Marge3 | 10,77 | 10,58 | 11,10 | 8,56 | 9,30 | 12,59 | 12,03 | |
EBIT1,4 | 180,15 | 217,13 | 221,74 | 81,71 | 123,77 | 216,51 | 220,01 | |
EBIT-Marge5 | 7,67 | 8,18 | 8,21 | 4,46 | 6,03 | 9,15 | 8,81 | |
Jahresüberschuss1 | 118,36 | 149,53 | 154,44 | 52,11 | 85,57 | 153,35 | 163,22 | |
Netto-Marge6 | 5,04 | 5,63 | 5,72 | 2,85 | 4,17 | 6,48 | 6,53 | |
Cashflow1,7 | 171,72 | 230,38 | 234,13 | 67,28 | 244,93 | 276,79 | 190,48 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,49 | 1,88 | 1,93 | 0,66 | 1,07 | 1,84 | 1,95 | |
Dividende8 | 1,03 | 1,03 | 1,03 | 1,03 | 1,03 | 1,03 | 1,03 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: PricewaterhouseCoopers |
Doch was den Ausblick angeht, dominieren Molltöne: So ist von „globalen Unsicherheiten“ und einer abnehmenden Dynamik des weltweiten Werkzeugmaschinen-Verbrauchs die Rede. Was das genau für DMG bedeutet, lässt Thönes allerdings noch offen und verweist auf die Bilanz-Konferenz am 12. März 2019. Dann wird sich zeigen, in welchem Umfang es den Bielefeldern gelingen soll, sich gegen den Markttrend zu stemmen. Eine geringe Ergebnissteigerung für 2019 wäre vermutlich schon ein Erfolg, würde der Aktie allerdings nicht wirklich von dem optisch hohen KGV befreien. Per saldo bleibt der Titel für uns zurzeit eine Halten-Position. Im SDAX kann DMG Mori – sofern die Kriterien Free-Float-Marktkapitalisierung und Handelsumsatz ausreichen – formal übrigens bleiben, so lange der Streubesitz oberhalb von 10 Prozent liegt. Ob sich die Deutsche Börse jedoch einen Gefallen damit tut, überhaupt Unternehmen mit einem Beherrschungsvertrag in ihren Indizes gelistet zu lassen, ist eine sehr streitbare Frage. Schließlich haben Aktien mit limitiertem Eigenleben wie MAN in der Vergangenheit viel zu lange einen der begehrten Indexplätze belegt.
Foto: Pixabay