Mit Bavaria Industriekapital, Nordex und Windsor gibt es im laufenden Jahr bereits drei Aktien, deren Kurs um mindestens 100 Prozent zugelegt hat. Boersengefluester.de stellt die Unternehmen vor und analysiert die weiteren Aussichten des Trios.
Die 2003 gegründete Bavaria Industriekapital (WKN: 260555) war ursprünglich auf die Sanierung von maroden Unternehmen spezialisiert und galt unter Börsianern als so etwas wie die „kleine Arques“. Für Akquisitionsobjekte zahlte die an der Theresienwiese in München sitzende Firma anfangs ebenfalls meist nur symbolische Kaufpreise – auch mangels Masse an eigenen Mitteln. Mittlerweile konzentriert sich Bavaria auf Firmen aus der verarbeitenden Industrie oder industriellen Dienstleistungen mit einem Umsatz ab 50 Mio. Euro. Zuletzt gehörten neun Unternehmen zum Konsolidierungskreis, wobei im Februar 2013 die bis dahin wichtigste Beteiligung – der Motorenzulieferer Kienle+Spiess (K+S) – verkauft wurde. „Wir haben uns lange überlegt, ob wir verkaufen oder regelmäßig weiter Dividenden beziehen sollten“, sagt Bavaria-Vorstandssprecher Raimar Scholz. K+S erlöste 2012 rund 200 Mio. Euro und kam dabei auf eine Umsatzrendite von mehr als sechs Prozent. Hauptgründe für die Trennung waren schließlich die geringe Wachstumsdynamik von K+S sowie das hohe Klumpenrisiko. Mit Spannung erwarten Investoren nun, wie Bavaria den Verkaufserlös einsetzt. Das Management ließ bereits durchblicken, dass künftig in begrenztem Umfang sogar Investments in börsennotierten Unternehmen denkbar seien. Das wäre ein Novum für die Münchner. Immerhin: Die Belastungen aus dem mittlerweile nicht mehr zum Portfolio gehörenden Textilmaschinenhersteller SwissTex Winterthur sind verkraftet. An der Börse bringt es „Baikap“ auf eine Kapitalisierung von knapp 150 Mio. Euro. Das klingt zunächst einmal recht ordentlich, allerdings beträgt der Streubesitz nur 15,8 Prozent. Die Gesellschaft befindet sich weitgehend in Familienbesitz. Super liquide ist der Handel in dem Small Cap damit also nicht. Auslöser des steilen Kursanstiegs seit Jahresbeginn ist in erster Linie der Verkauf von Kienle+Spiess. Positiv wirkt aber auch die angekündigte Fortsetzung des Aktienrückkaufprogramms. So will das Management bis Jahresende rund 420.000 eigene Anteile erwerben – eine normale Dividende ist für 2012 erneut nicht vorgesehen. Auf der Hauptversammlung am 7. Juni steht dieser Punkt kritisch zur Diskussion, auch wenn sich die Anteilseigner angesichts der Traumperformance von 100 Prozent seit Jahresbeginn kaum beschweren können. Womöglich bringt das Aktionärstreffen im Münchner Künstlerhaus aber Neuigkeiten hinsichtlich der Mittelverwendung aus dem K+S-Deal.
Beim Windkraftanlagenbauer Nordex (WKN: A0D655) dürfen sich die Investoren ebenfalls über einen Kursverdoppler seit Anfang Januar freuen. Für Kurzfristanleger ist das zwar schön. Doch gemessen an den 2007er-Ständen von knapp 40 Euro ist das aktuelle Niveau von 6 Euro noch immer ziemlich mickrig. Immerhin: Es geht wieder voran bei dem TecDAX-Unternehmen. 2012 drückten Sondereffekte von 75 Mio. Euro aus der Reorganisation der Aktivitäten in China und den USA das Konzernergebnis auf minus 61 Mio. Euro. Bereinigt um diese Einmalaufwendungen erzielte Nordex im vergangenen Jahr bei Erlösen von 1,07 Mrd. Euro einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 14 Mio. Euro. Angesichts des guten Auftragsbestands kalkulieren die Hamburger für das laufende Jahr mit Umsätzen von 1,2 bis 1,3 Mrd. Euro und einer EBIT-Marge zwischen zwei und drei Prozent. Das würde auf ein operatives Ergebnis in einer Range von 24 bis 39 Mio. Euro hinauslaufen. Mit dieser Verbesserung sind die Analysten zufrieden, auch wenn sie den rapiden Kursanstieg mehrheitlich für etwas überzogen halten. Zurzeit beträgt der Börsenwert von Nordex rund 438 Mio. Euro, was etwa 35 Prozent des geplanten Umsatzes entspricht. Auf den ersten Blick klingt das nach Schnäppchen, allerdings ist die aus dem Umsatz erwirtschaftete EBIT-Marge noch vergleichsweise klein. Zur Einordnung: Neue Produkte und weitere Kostensenkungen sollen mittelfristig zu einer EBIT-Marge von fünf Prozent führen. Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) müssen die Anleger ebenfalls Weitblick mitbringen. Auf 2014er-Basis beträgt das KGV stolze 30. Mit Sicht auf die ersten Prognosen für 2015 dürfte sich diese Relation dann etwa halbieren. Die Nordex-Aktie ist also eine heiße Turnaroundstory. Seit Anfang Mai befindet sich der Titel im Konsolidierungsmodus, ohne dabei wirklich Terrain abzugeben. Der Titel gehört also auf die Beobachtungsliste. Kurzfristig drängt sich aber kein Investment auf.
Unter Berücksichtigung der jüngsten Dividendenzahlung ebenfalls in die Rubrik „Kursverdoppler 2013“ gehört die Windsor-Aktie (WKN: 619070). Börsianer honorieren hier den kompletten Umbau von einem gemischten Immobilien- und Pharmaladen hin zu einem reinrassigen Gesundheitswert. Der Startschuss fiel Anfang April mit dem 35prozentigen Einstieg bei dem Generikaexperten Haemato Pharm AG aus Schönefeld. Verkäufer war der ebenfalls börsennotierte Windsor-Großaktionär MPH Mittelständische Pharma Holding (WKN: A0NF69). Künftig soll Windsor alleiniger Eigentümer von Haemato Pharm werden und dann auch unter diesem Namen firmieren. „Ab 1. Juli 2013 rechnen wir mit einer Einbeziehung der Ergebnisse der Haemato Pharm AG im Rahmen einer Vollkonsolidierung“, sagt Windsor-Vorstandschef Christian Pahl. Nach Abschluss der Transaktion sollen die Berliner mehr als 200 Mio. Euro Umsatzerlöse erzielen. Dem steht eine Kapitalisierung von knapp 65 Mio. Euro entgegen. Kein Wunder, dass die Nebenwerteszene ein Auge auf die Windsor-Aktie geworfen hat. Nach der Hauptversammlung am 30. Mai gab es zudem eine Dividende von 0,25 Euro pro Anteilschein. Das entsprach stattlichen acht Prozent Rendite. Noch ist offen, ob die Berliner auch im kommenden Jahr ähnlich spendabel sind. Vorerst befindet sich die Windsor-Aktie auf Konsolidierungskurs. Bei Nebenwerten mit hoher Dividendenrendite kommt es häufig vor, dass sich nach der Ausschüttung viele Dividendenjäger verabschieden und damit einen gewissen Kursdruck auslösen. Fazit: Bei Windsor bahnt sich eine interessante Small-Cap-Story an. Die erste Halbzeit bot mit einem Kurszuwachs von rund 100 Prozent jede Menge Action für Anleger. Zurzeit ist Pause. Die zweite Halbzeit könnte aber, in Form wieder steigender Aktienkurse, schon bald angepfiffen werden. Spätestens, wenn sich der erhoffte wirtschaftliche Erfolg des Umbaus einstellt, sollte es soweit sein.