Alles eine Frage des Einstiegs: Wer Mitte Oktober 2014 bei DIC Asset zu Kursen um 6 Euro zugegriffen hat, kommt – inklusive Dividende – seitdem auf eine Performance von mittlerweile 50 Prozent. Damals begann die Spekulation, dass die Aktien von Wohnimmobilienunternehmen womöglich auf ihren Zenit zusteuern würden und es an der Zeit wäre, auf die bis dahin relativ zurückgebliebenen Anbieter von Gewerbeimmobilien zu setzen. Im Prinzip keine schlechte Investmentstrategie, denn tatsächlich hat der Konzentrationsprozess bei den Bestandshaltern und Entwicklern von Lagerhallen oder Büroräumen längst eingesetzt. So hat Alstria Office REIT die Deutsche Office übernommen und DEMIRE (Deutsche Mittelstand Real Estate) aus Frankfurt ist mit Fair Value REIT zusammengegangen. Außerdem sind neue Player wie WCM entstanden bzw. haben – wie bei TLG Immobilien aus Berlin oder publity aus Leipzig – den Gang an die Börse umgesetzt. Dennoch: Verglichen mit den heftigen Avancen im Wohnungssektor verläuft die Entwicklung im Gewerbebereich wesentlich softer. Und so ist es auch fast kein Wunder, dass die meisten Aktien aus dem Sektor in den vergangenen Monaten per saldo nicht mehr recht vom Fleck kamen.
Immerhin: Die Aktie von DIC Asset liegt auch auf Sicht von drei und sechs Monaten noch vorn. Wer Ende 2015 zugegriffen hat, kommt allerdings auf ein Minus von gut sieben Prozent im Depot. Boersengefluester.de ist jedoch zuversichtlich, dass der SDAX-Titel wieder an Terrain gewinnen wird. Vor Frankfurter Wirtschaftsjournalisten sagte der bis Ende 2015 noch als Vorstandsvorsitzender von DIC Asset agierende Ulrich Höller jedenfalls, dass die Gesellschaft „ein ausgezeichnetes Jahr” hinter sich habe. Neuer CEO von DIC Asset ist jetzt der ehemalige Bilfinger-Manager Aydin Karaduman. Höller wechselt in den Aufsichtsrat von DIC Asset und übernimmt als Hauptaufgabe den Vorsitz des Anfang 2015 gegründeten Immobilieninvestors GEG German Estate Group. Hinter GEG stehen mit zurzeit rund 75 Prozent die Deutsche Immobilien Chancen-Gruppe (DIC) sowie die Private-Equity-Gesellschaft KKR. Die Deutsche Immobilien Chancen-Gruppe wiederum hält rund ein Drittel der Anteile an der börsennotierten DIC Asset. Auf den Aktienkurs des SDAX-Titels werden die Aktivitäten der (nicht gelisteten) GEG also keinen Einfluss haben, auch wenn die Gesellschaft mit Projektvolumen ab 75 bis 80 Mio. Euro ein vergleichsweise großes Rad drehen wird.
Als Malus für die DIC-Aktie gilt in Investorenkreisen der noch immer relativ hohe Verschuldungsgrad. Zwar haben die Frankfurter die Relation vom Kreditvolumen zum Verkehrswert der Immobilien (Experten sprechen vom Loan to Value oder kurz LtV) zuletzt um vier Prozentpunkte auf rund 60 Prozent gedrückt und sind damit schneller als gedacht vorangekommen. Der von boersengefluester.de Sektorschnitt liegt allerdings im Bereich um knapp 50 Prozent. „Der Trend ist klar: Am Ende des Tages wollen die Investoren Werte von weniger als 50 Prozent sehen”, sagt Immobilienexperte Höller und verweist darauf, dass einige Gesellschaften im Ausland sogar mit Quoten von 30 bis 40 Prozent agieren. In Deutschland kann da zurzeit eigentlich nur Hamborner REIT mithalten. Dennoch: DIC Asset befindet sich auf dem richtigen Weg. Zudem hat die Gesellschaft längst kommuniziert, dass sie kein risikoreiches Entwicklungsgeschäft mehr machen wird – selbst wenn das Großprojekt „MainTor” mehr als zehn Jahre nach dem Erwerb des ehemaligen Degussa-Geländes zwischen Main-Ufer und Bankenviertel in Frankfurt nun allmählich in die letzte Runde geht und DIC Asset damit eine gewaltige Herausforderung gemeistert hat.
Mit Blick auf den Kapitalmarkt bleibt die große Aufgabe für Neuvorstand Karaduman damit, den Abstand des Aktienkurses zum Substanzwert – die Analysten siedeln den NAV für 2015 bei rund 13 Euro je Anteilschein an – weiter zu verringern. An Dividenden hat DIC Asset in den vergangenen fünf Jahren jeweils 0,35 Euro pro Anteilschein gezahlt. Allerdings hat sich die Aktienstückzahl von 2010 bis 2015 spürbar erhöht, so dass die Ausschüttungssumme in diesem Zeitraum von 16,0 Mio. Euro (für 2010) auf 24,0 Mio. Euro (für 2015) geklettert ist. Sollte DIC Asset für 2015 erneut 0,35 Euro je Aktie auskehren – und davon ist derzeit auszugehen – käme der SDAX-Titel auf eine Rendite von immerhin vier Prozent. Zum Vergleich: Im Mittel bringen es die von boersengefluester.de regelmäßig analysierten Aktien von Gewerbe-Immobilienunternehmen – sofern sie ausschütten – auf eine Rendite von rund 3,5 Prozent. In dieser Disziplin kann sich der Wert also gut sehen lassen. Per saldo scheint uns die Aktie von DIC Asset damit eine gute Langfristanlage zu sein. Und irgendwann wird die Gesellschaft vermutlich selbst Teil des Konsolidierungsprozesses werden. Ob als Käufer oder Übernahmeziel, muss sich allerdings erst noch zeigen.
Foto: Deutsche Immobilien Chancen AG & Co. KGaA