Ist natürlich eine schöne Nachricht, dass die DFV Deutsche Familienversicherung beim Bestandsprämienvolumen 2019 mit 101 Mio. Euro beinahe eine Punktlandung – gemessen an den Jahreszielen – hingelegt hat. Und noch besser ist, dass der ursprünglich in einer Spanne von 9 bis 11 Mio. Euro für 2019 avisierte Verlust vor Steuern vermutlich nur bei rund 4,5 Mio. Euro liegen wird. Die eigentliche Ursache für den rapiden Kurszuwachs seit Mitte November ist jedoch, dass sich die auf digitale Versicherungsangebote fokussierte Gesellschaft Ende vergangenen Jahres einen Platz im Konsortium der neu geschaffenen Pflegevorsorge für die Beschäftigten in der Chemie- und Pharmabranche sichern konnte (siehe dazu auch unseren Beitrag HIER).
Eine riesen Chance für die Frankfurter, wenngleich der Mammutauftrag aufgrund der zugesicherten Beitragsstabilität freilich auch Risiken birgt. Schließlich hat die DFV weit weniger Reserven als die Partner R+V Krankenversicherung und Barmenia. Gleichwohl eröffnet der mittlerweile um 50 Prozent über dem IPO-Preis vom Dezember 2018 liegenden Aktienkurs für Vorstand Stefan M. Knoll ganz neue Möglichkeiten: Immerhin hat der umtriebige Gründer der Deutschen Familienversicherung auf Kapitalmarktkonferenzen nie einen Hehl daraus gemacht, dass er gern in Europa expandieren möchte. Dafür bräuchte es allerdings zusätzliche Mittel – und da biss sich die Katze bislang in den Schwanz.
Beim damaligen Börsengang musste die Gesellschaft mangels Investoreninteresse nämlich den Ausgabepreis und das Volumen deutlich kürzen. Das wiederum hatte direkte Auswirkungen auf die ursprünglich kommunizierte Expansionsstrategie. Zudem sorgte der geringe Streubesitz dafür, dass die DFV-Aktie – trotz reger Investor Relations-Aktivitäten – lange Zeit wie Blei in den Regalen lag und nur erratisch hin und her schwankte. Mit dem Chemie-Deal hat sich die Gemengelage jedoch komplett gewandelt und entsprechend gespannt ist boersengefluester.de, welche Schritte bei der im Prime Standard notierten Gesellschaft nun folgen. Nun: Spätestens auf der Bilanzkonferenz am 19. März 2020 wird es neue Informationen geben. Aber schon vorher präsentiert Knoll vor Investoren – etwa auf der von UniCredit und Kepler Cheuvreux veranstalteten German Corporate Conference vom 20. bis 22. Januar 2020 in Frankfurt. Positiver Nebeneffekt: Der rasante Kursanstieg heizt das Investoreninteresse beinahe von allein an.
Für risikobereite Anleger bleibt der Titel auch auf dem jetzigen Niveau eine aussichtsreiche Wahl. Zur Erinnerung: Die ursprüngliche Preisspanne zum IPO lag bei 17 bis 23 Euro. Gemessen daran wäre beim Aktienkurs schließlich noch gar nicht so viel passiert und die aktuelle Entwcklung könnte eine Art zweiter Startschuss für die Börsenstory der Deutschen Familienversicherung gewesen sein.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 70,66 | 66,52 | 90,92 | 114,74 | 155,22 | 183,51 | 119,50 | |
EBITDA1,2 | 2,12 | -2,88 | -2,71 | -7,52 | 2,42 | 4,03 | 7,33 | |
EBITDA-Marge3 | 3,00 | -4,33 | -2,98 | -6,55 | 1,56 | 2,20 | 6,13 | |
EBIT1,4 | 2,12 | -4,10 | -5,20 | -10,56 | -0,81 | 1,67 | 5,72 | |
EBIT-Marge5 | 3,00 | -6,16 | -5,72 | -9,20 | -0,52 | 0,91 | 4,79 | |
Jahresüberschuss1 | 1,48 | -3,34 | -2,10 | -7,43 | -1,70 | 0,99 | 4,16 | |
Netto-Marge6 | 2,09 | -5,02 | -2,31 | -6,48 | -1,10 | 0,54 | 3,48 | |
Cashflow1,7 | 16,62 | 6,63 | 14,33 | 17,67 | 14,62 | 46,35 | 23,40 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | -0,25 | -0,37 | -0,53 | -0,12 | 0,26 | 0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Foto: