Es gibt da dieses berühmte Zitat von Warren Buffett: „Der Preis ist das, was du bezahlst. Der Wert ist das, was du erhältst.“ Frei übersetzt heißt es nichts anderes, als dass der Aktienkurs eines Unternehmens längst nicht immer den tatsächlichen Wert einer Gesellschaft widerspiegelt. Clevere Investoren mit Weitblick suchen sich demnach Aktien raus, bei denen die Schere zwischen Chart und fundamentaler Situation ungerechtfertigt weit auseinanderklafft. Die Idee dahinter: Bei anhaltend guten Geschäftszahlen wird sich die Lücke dann auch wieder schließen. Was sich nach relativ simpler Börsenarithmetik anhört, ist in der Praxis freilich oft zum Haare raufen und treibt Heerscharen von Vorständen und Investor Relations-Managern um. Auch Stefan Knoll, CEO und Mitgründer der DFV Deutsche Familienversicherung, räumt bei der Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2023 ein, dass ihn der Kursverfall der DFV-Aktie emotional belastet.
Doch Vollblutunternehmer Knoll sieht die vielen Fortschritte, die das vor allen Dingen im Bereich Krankenzusatzversicherungen (Zahnpolicen) tätige Unternehmen macht und lässt sich nicht beirren: „Ich bin fest davon überzeugt, dass der Aktienkurs wieder steigen wird und man erkennen wird, was für eine Perle die Deutsche Familienversicherung ist.“ In drei Jahren hofft Knoll demnach, zumindest den zum IPO im Dezember 2018 aufgerufenen Preis von 12 Euro wieder zu sehen. Bei einer Notiz von zurzeit etwas mehr als 6 Euro ist das ambitioniert genug, zumal die Frankfurter mit dem Rutsch unter die Marke von 7 Euro auch die für institutionelle Investoren so wichtige Schwelle von 100 Mio. Euro Börsenwert gerissen haben. Da sich zudem gerade einmal gut 22 Prozent der DFV-Aktien im Streubesitz befinden, wiegeln die Fonds und sonstige Kapitalsammelstellen in der Regel noch mehr ab, wenn es um ein größeres Engagement in dem Spezialwert geht.
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Eine Spirale, aus der nur schwer herauszukommen ist. Umso wichtiger für das Team um Stefan Knoll, dass die Deutsche Familienversicherung dank des IPO-Erlöses sowie der im Sommer 2020 durchgeführten Kapitalerhöhung stabil ausgerüstet ist und keine weitere Finanzierung mehr braucht. Im Gegenteil: Die mittlerweile erreichte Größe sowie der frühzeitig eingeschlagene Fokus auf Kostendisziplin und Profitabilität rücken das Unternehmen kontinuierlich näher in den Bereich der Dividendenfähigkeit. Dann wiederum beginnt für Knoll ohnehin ein neues Kapitel in der Unternehmens- und somit auch der Aktiengeschichte. Dabei hat CFO Karsten Paetzmann neben den weitgehend bereits bekannten Zahlen für 2023 mit einem Versicherungsumsatz von 119,50 Mio. Euro und einem Gewinn vor Steuern von 5,56 Mio. Euro Details aus dem „Maschinenraum“ parat, die die DFV-Aktie schon jetzt in einem helleren Licht erscheinen lassen sollten.
Bemerkenswert findet boersengefluester.de etwa die Spezialausführungen zum langfristig laufenden Geschäft mit Pflegezusatzversicherungen – hinter dem Top-Seller Zahnzusatzversicherung das zweitwichtigste Produkt. Die Zauberformel aus den Bilanzierungsregeln IFRS 17 heißt Contractual Service Margin – oder kurz CSM, was sich am ehesten mit „Vertragliche Servicemarge“ übersetzen lässt. Sie repräsentiert den noch nicht realisierten Gewinn aus langfristigen Pflegeversicherungsprodukten, den die Familienversicherung in diesem Fall durch die Bereitstellung der zugesicherten Leistungen zu vereinnahmen erwartet. Finanzvorstand Paetzmann vergleicht diesen Posten mit einem Speicher für künftige Gewinne. Die Ermittlung hängt von vielen Faktoren und Schätzgrößen ab, zuletzt hat sich die Servicemarge aber sprunghaft nach oben entwickelt und türmt sich per Ende 2023 auf knapp 103 Mio. Euro. „Das amortisiert sich in der GuV (Gewinn- und Verlustrechnung) künftiger Geschäftsjahre“, sagt Paetzmann.
Insgesamt sehen die Planungen der Frankfurter für 2024 eine weitere Verbesserung des Gewinns vor Steuern auf eine Bandbreite zwischen 5 und 7 Mio. Euro vor. „Das ist ein Ausdruck von Zuversicht“, betont Stefan Knoll und holt in diesem Zusammenhang zum großen Rundumschlag gegenüber die allzu häufig mürbe machenden politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aus. Absolut empfehlenswert, sich den O-Ton dazu via YouTube-Aufzeichnung (ab Minute 47:30) anzusehen. Es gibt nicht viele Vorstände von börsennotierten Unternehmen, die hierzulande derart Klartext reden.
Doch zurück zum eigentlichen operativen Geschäft: Für die DFV kommt es auch weiterhin darauf an, eine gesunde Balance zwischen Wachstum und Budgettreue zu halten, was Herausforderung genug ist. Zudem gilt es den kleinen Bereich Schaden/Unfall (Hausrat- und Haftpflichtversicherungen) deutlich zu stärken, damit einzelne Großschäden keine substanziellen Belastungen innerhalb des Berichtssegments hinterlassen. In der aktuellen Aufstellung sehen wir die Deutsche Familienversicherung jedoch gut gerüstet, um ihre Ziele für 2024 abermals sicher zu erreichen. Das sollte Vertrauen an der Börse schaffen und sich früher oder später im Aktienkurs zeigen. Jedenfalls gibt es keinen schlagenden Grund, warum ein profitables Unternehmen wie die DFV klar unter Buchwert notiert.
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[sws_grey_box box_size=”640″]Die Berichterstattung und Handlungseinschätzungen durch boersengefluester.de stellen keine Anlageempfehlungen und auch keine Empfehlung oder einen Vorschlag einer Anlagestrategie dar. Zwischen der DFV Deutsche Familienversicherung AG (DFV) und boersengefluester.de besteht eine entgeltliche Vereinbarung zur Soft-Coverage der DFV-Aktie. Boersengefluester.de hält keine Beteiligung an der DFV. Boersengefluester.de nimmt Maßnahmen zur Vermeidung von Interessenkonflikten vor.[/sws_grey_box]
Foto: Clipdealer
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