Kurz und schmerzlos lief die Präsentation der Neun-Monats-Zahlen der DFV Deutsche Familienversicherung am 11. November 2021 über die Bühne. Angesichts der Flut an Quartalsmeldungen, die an diesem Tag auf die Börsianer einprasselten, ist das zunächst einmal gar nicht verkehrt. Gleichwohl gibt es schon ein paar Dinge, die die Q3-Präsentation der DFV zu einem besonderen Ereignis gemacht haben: Immerhin haben die Frankfurter nun endlich den Rückversicherungsvertrag aus dem – für die DFV ansonsten so unglücklich verlaufenen – CareFlex-Deal mit der Chemiebranche in trockene Tücher gebracht. Demnach übernimmt die DFV rückwirkend zum 1. Juni 2021 Erstversicherungsanteile der zum CareFlex-Konsortium gehörenden Barmenia im Volumen von 35 bis 40 Mio. Euro. Zumindest ein Trostpflaster, auch wenn die Deutsche Familienversicherung als eigentlicher Initiator der Pflegezusatzversicherung natürlich sehr viel lieber in der Rolle des Erstversicherers agiert hätte. Aber das ist längst vergossene Milch.
Warum sich der Vertragsprozess über so viele Monate hingezogen hat, wollte CEO Stefan Knoll indes nicht im Detail verraten. Nur soviel: Er spricht nur von „internen Gründen“. Losgelöst von regulatorischen Sonderthemen aber ein absolut wichtiger Schritt für die DFV, der das Wachstum aus dem eigentlichen Kerngeschäft nochmals forcieren wird. Beachtlich auch, dass im dritten Quartal 2021 mit plus 0,1 Mio. Euro erstmals wieder ein positives Ergebnis vor Steuern anfiel. Bezogen auf die ersten neun Monate des laufenden Jahres steht damit ein Ergebnis vor Steuern von minus 1,1 Mio. Euro zu Buche.
Wesentliche Treiber der Verbesserung sind insbesondere das markant verbesserte Kapitalanlageergebnis sowie die – gemessen am Beitragswachstum – deutlich unterproportional gestiegenen Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb. Die vielen Optimierungsmaßnahmen auf der Investmentseite sowie die Kostendisziplin zeigen also klar Wirkung. „Wir sehen uns auf einem Kurs, der Profitabilität erwarten lässt“, sagt CFO Karsten Paetzmann. Um diesen Weg nicht zu gefährden, trifft die Gesellschaft auch – auf den ersten Blick – unpopuläre Entscheidungen und verzichtet in den letzten Monaten des Jahres auf ein zu teuer eingekauftes Versicherungsgeschäft. Das hat zwar zur Folge, dass das Brutto-Neugeschäftsziel von 30 Mio. Euro für 2021 auf rund 24 Mio. Euro gekürzt wird.
Dafür dürfte auf der anderen Seite der Verlust vor Steuern mit rund 2 Mio. Euro aber nur halb so hoch ausfallen wie ehemals prognostiziert. Entsprechend zuversichtlich ist boersengefluester.de, dass sich die DFV-Aktie schon bald wieder ganz normal unter KGV-Gesichtspunkten bewerten lässt. Ein Vorzug, von dem andere InsurTechs meilenweit entfernt sind. Und auch die Aktivitäten als Rückversicherer sind keinesfalls Standard für eine Gesellschaft wie die Deutsche Familienversicherung. Wichtige Themen im kommenden Jahr bleiben derweil die kürzlich auf die Schiene gesetzte Auslandsexpansion sowie der Ausbau des bislang auf Krankenzusatz- und Sachversicherungen fokussierten Versicherungsportfolios Richtung Vollsortimenter. All das spiegelt sich im Aktienkurs nur ansatzweise wider.
Höchste Zeit, dass die Notiz zu ihrer Careflex-Stärke zurückfindet. Damals kostete der im streng regulierten Börsensegment Prime Standard gelistete Titel deutlich mehr als 20 Euro. Das All-Time-High vom 6. Juni 2020 lag gar bei 28,50 Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 70,66 | 66,52 | 90,92 | 114,74 | 155,22 | 183,51 | 119,50 | |
EBITDA1,2 | 2,12 | -2,88 | -2,71 | -7,52 | 2,42 | 4,03 | 7,33 | |
EBITDA-Marge3 | 3,00 | -4,33 | -2,98 | -6,55 | 1,56 | 2,20 | 6,13 | |
EBIT1,4 | 2,12 | -4,10 | -5,20 | -10,56 | -0,81 | 1,67 | 5,72 | |
EBIT-Marge5 | 3,00 | -6,16 | -5,72 | -9,20 | -0,52 | 0,91 | 4,79 | |
Jahresüberschuss1 | 1,48 | -3,34 | -2,10 | -7,43 | -1,70 | 0,99 | 4,16 | |
Netto-Marge6 | 2,09 | -5,02 | -2,31 | -6,48 | -1,10 | 0,54 | 3,48 | |
Cashflow1,7 | 16,62 | 6,63 | 14,33 | 17,67 | 14,62 | 46,35 | 23,40 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | -0,25 | -0,37 | -0,53 | -0,12 | 0,26 | 0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Foto: Joshua Coleman