Eins muss man Vorstand und Aufsichtsrat der DFV Deutsche Familienversicherung lassen: Sie glauben felsenfest an den Erfolg des seit Ende 2018 börsennotierten Versicherungsunternehmens, das sich so sehr das Thema Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben hat. Dabei sendet das Management nicht nur Lippenbekenntnisse, sondern stockt den eigenen Aktienbestand regelmäßig auf – wohlweislich, dass Insiderdeals (neben überzeugenden Zahlen) mit die beste Werbung Richtung Kapitalmarkt sind. Besonders aktiv war zuletzt Aufsichtsrat und Fondsmanager Luca Pesarini, der über die ihm zurechenbare Haron Holding, nochmals gut 231.000 Euro in DFV-Aktien investierte und seinen Anteil damit von 22,91 auf 23,09 Prozent aufstockte. Zugekauft, wenn auch im kleineren Maß, haben zuletzt aber auch Vorstandschef und Mitgründer Stefan M. Knoll sowie Vertriebsvorstand Stephan Schinnenburg. Bemerkenswert ist darüber hinaus auch die Mitte Juni publizierte Meldung, wonach die Helaba Invest Kapitalanlagegesellschaft mit ihrem Anteil von mehr als zehn Prozent an der DFV nunmehr strategische Ziele verfolgt – und nicht mehr, wie ursprünglich geplant, auf die Erzielung von Handelsgewinnen aus ist.
Last but not least gab die DVF kürzlich bekannt, dass sie Produkte mit Lebensversicherungskomponenten in ihr Portfolio aufzunehmen gedenkt und dafür eine Kooperation mit den in Stuttgart ansässigen VPV Versicherungen startet. Auch hier gibt es enge Verbindungen, denn die VPV hatte sich im Rahmen des IPOs mit etwas mehr als 15 Prozent an den Frankfurtern beteiligt. Insgesamt eine knisternde Gemengelage, die sich momentan in einer signifikant erhöhten Volatilität der DFV-Aktie widerspiegelt. Gespannt ist boersengefluester.de daher schon jetzt auf die Präsentation von CEO Stefan M. Knoll am 22. August 2019 auf dem von Montega organisierten 3. Hamburger Investorentag (HIT). Wir werden auf jeden Fall in Hamburg vor Ort sein und über die Highlights berichten. Mit Bezug auf die Deutsche Familienversicherung ist das Update schon insofern interessant, weil die Halbjahreszahlen offiziell erst für den 13. September angesetzt sind. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser setzen das Kursziel für den Anteilschein weiterhin bei 17,50 Euro an. Verglichen mit dem Emissionskurs von 12 Euro ist das eine ordentliche Hausnummer.
Klar sollte freilich jedem Investor sein: Der Aufbau eines Versicherungsunternehmens bringt zunächst einmal operative Verluste mit sich. Vor 2021 ist kaum mit schwarzen Zahlen zu rechnen, dementsprechend ist der Titel auch nichts für dividendenorientierte Anleger. Investments in die Deutsche Familienversicherung und bspw. in die Allianz-Aktie oder einen anderen etablierten Versicherer haben völlig unterschiedliche Chance-Risiko-Profile. Was die weitere Kapitalmarktstory der DFV angeht, gilt es jedoch unbedingt einen schlüssigen Weg zum Ausbau des Streubesitzes von gegenwärtig nur rund zwölf Prozent zu finden. Ansonsten werden sich institutionelle Investoren immer schwertun mit der DFV-Aktie. Sonst verpuffen auch die an sich so positiven Insidertransaktionen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 70,66 | 66,52 | 90,92 | 114,74 | 155,22 | 183,51 | 119,50 | |
EBITDA1,2 | 2,12 | -2,88 | -2,71 | -7,52 | 2,42 | 4,03 | 7,33 | |
EBITDA-Marge3 | 3,00 | -4,33 | -2,98 | -6,55 | 1,56 | 2,20 | 6,13 | |
EBIT1,4 | 2,12 | -4,10 | -5,20 | -10,56 | -0,81 | 1,67 | 5,72 | |
EBIT-Marge5 | 3,00 | -6,16 | -5,72 | -9,20 | -0,52 | 0,91 | 4,79 | |
Jahresüberschuss1 | 1,48 | -3,34 | -2,10 | -7,43 | -1,70 | 0,99 | 4,16 | |
Netto-Marge6 | 2,09 | -5,02 | -2,31 | -6,48 | -1,10 | 0,54 | 3,48 | |
Cashflow1,7 | 16,62 | 6,63 | 14,33 | 17,67 | 14,62 | 46,35 | 23,40 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,14 | -0,25 | -0,37 | -0,53 | -0,12 | 0,26 | 0,28 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Deloitte |
Foto: DFV Deutsche Familienversicherung AG