Um 44 Prozent ist der Kurs von Deutz seit dem Hoch vom Februar eingebrochen: Damit notiert die Aktie wieder auf dem Niveau vom August 2008. Der SDAX hat gegenüber damals hingegen stark zugelegt. Eine Trendwende ist derzeit kaum in Sicht. Nach der Vorlage der Halbjahreszahlen setzte sich der Abwärtstrend bei Deutz nahtlos fort. Der Motorenhersteller hatte zwar im zweiten Quartal den Umsatz um zehn Prozent auf 410,7 Mio. Euro gesteigert. Enttäuscht hat Investoren aber vor allem der Auftragseingang. Er war um 27 Prozent auf 332,6 Mio. Euro gefallen und lag damit weit unter den Erwartungen der Analysten. Die Book-To-Bill-Ratio, also das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz lag bei lediglich 0,81. Werte unterhalb von eins deuten auf einen künftigen Rückgang des Umsatzes hin. Während der mit weitem Abstand größte Erlöslieferant, das Geschäft mit Motoren für Mobile Arbeitsmaschinen, wie Bagger und Dampfwalzen, zuletzt florierte, ist das Geschäft im Automotive-Bereich geschrumpft. Denn Deutz bietet die Anfang 2014 in Europa eingeführte Euro-6-Abgasnorm noch nicht an. Das dürfte das Geschäft auch in den nächsten Quartalen beeinträchtigen.
Ein weiterer Belastungsfaktor für die Aktie könnte die hohe Abhängigkeit vom Geschäft in Europa sein. Im ersten Halbjahr steuerte die Region fast drei Viertel der Konzernerlöse von Deutz bei. Zuletzt haben sich die Perspektiven für die Wirtschaft in der Euro-Zone allerdings merklich eingetrübt. So lagen zuletzt etliche Konjunkturdaten wie die Industrieproduktion unter den Erwartungen der Volkswirte. Und mit der Verschärfung der Sanktionen gegen über Russland und den russischen Gegenmaßnahmen wächst die Gefahr, dass sich die Konjunktur in Europa noch weiter abkühlt. Obwohl der Auftragsbestand Ende Juni auf nur mehr 346,9 Mio. Euro gesunken ist, und damit kaum mehr ein Quartal reicht, gibt sich Vorstandschef Helmut Leube zuversichtlich. Er will im Gesamtjahr den Umsatz im niedrigen zweistelligen Prozentbereich steigern. Die operative Marge vor Sondereffekten soll bei mehr als vier Prozent liegen.
Leube tritt auf die Kostenbremse. In den kommenden beiden Jahren wird der Konzern „den Standort Köln-Deutz räumen und am größten Standort Köln-Porz ein neues Wellenzentrum zur Fertigung von Nocken- und Kurbelwellen errichten. Darüber hinaus wird das Werk in Übersee am Chiemsee geschlossen und die Austauschmotoren-Fertigung in das Montage-Werk in Ulm integriert.“ Die Optimierungen haben im zweiten Quartal Belastungen von 13,9 Mio. Euro verursacht. Im Gesamtjahr soll sich der Wert auf bis zu 20 Mio. Euro türmen. Ab 2016 sollen die Maßnahmen zu deutlichen Ergebnisverbesserungen führen. 2014 werde die operative Marge nach Einmaleffekten mehr als drei Prozent erreichen – nach 3,3 Prozent im Vorjahr.
Die Finanzprofis lassen sich von Leubes Zuversicht bislang nicht anstecken. Nach der Vorlage der Halbjahreszahlen hagelte es etliche negative Analysenkommentare. So empfehlen beispielsweise die Analysten der Commerzbank und der Deutschen Bank das Papier lediglich zu „Halten“. Und die Analysten von Goldman Sachs können sich trotz eines Kursziels von 7,10 Euro bei einem aktuellen Kurs von 4,50 Euro lediglich zu einem „Neutral“ durchringen. Hingegen rät die UBS mit Kursziel 3,70 Euro zum Verkauf. Nach dem Kursrutsch ist die SDAX-Aktie mit einem 2015er-KGV von 9,5 bewertet. Das zeigt wie skeptisch die Investoren sind. Anleger sollten von der Seitenlinie aus zuschauen und erst einmal abwarten, bis der Motor die Leerlaufdrehzahl erreicht hat.