Knapp zwei Jahre nach der Übernahme von GSW Immobilien steht die Deutsche Wohnen AG vor der nächsten Großakquisition: Das Unternehmen strebt einen Zusammenschluss mit der ebenfalls im MDAX gelisteten LEG Immobilien an. Dafür bieten die Frankfurter je LEG-Aktie 3,3 eigene Anteilscheine an. Bezogen auf den Schlusskurs vor Bekanntgabe der Offerte entspricht das einer Bewertung von 79,37 Euro je LEG-Aktie – was in der Nähe des bislang erreichten Rekordkurses liegt. Nach dem Zusammenschluss würden die rund 61 Prozent des fusionierten Unternehmens auf die frühere Deutsche Wohnen entfallen, der Rest auf die erst seit Februar 2013 an der Börse notierte LEG Immobilien mit Sitz in Düsseldorf. „Der Zusammenschluss ist äußerst vorteilhaft für beide Seiten”, sagt Michael Zahn, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Wohnen und kalkuliert mit einem zusätzlichem jährlichen Cashflow (Funds From Operations) von rund 55 Mio. Euro vor Abzug von Steuern. „Für unsere Aktionäre liegt der Mehrwert der Transaktion in einer deutlichen Steigerung des NAV je Aktie”, sagt dagegen LEG-Vorstand Thomas Hegel. Gemeinsam mit LEG-CFO Eckhard Schultz, der 1988 in Seoul Olympiasieger im Achter im Rudern wurde, würde Hegel in den Vorstand der Deutsche Wohnen rücken. Auch Bewertungen der Aktien sind bereits recht sportlich: Der Net Asset Value (NAV) von LEG Immobilien lag zum Halbjahr bei 52,52 Euro pro Anteilschein. Das Papier der Deutsche Wohnen hat einen Substanzwert von 20,69 Euro – bei einem Kurs von zuletzt 24,04 Euro.
Voraussetzung für ein Zustandekommen der Offerte ist eine Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent plus einer LEG-Aktie. Demnach gilt es den Streubesitz von der Vorteilhaftigkeit des Deals zu überzeugen, schließlich befinden sich gut 74 Prozent der LEG-Anteilscheine im Free Float. Größter Aktionär ist Black Rock mit rund 15 Prozent. Die Aktionäre der Deutsche Wohnen wiederum sollen am 28. Oktober 2015 auf einer außerordentlichen Hauptversammlung die Weichen für den Zusammenschluss stellen. Läuft es wie beim Deal mit GSW Immobilien ab, wird LEG Immobilien vorerst börsennotiert bleiben und via Beherrschungsvertrag in den Kreis der Unternehmen mit Garantiedividende aufrücken. Der ehemals als fast schon als Immobilien-Index bezeichnete MDAX würde nach erfolgreicher Transaktion allerdings den nächsten Abgang eines Immowerts verzeichnen. Zuletzt hatte die Deutsche Annington aus Bochum Gagfah geschluckt, sich anschließend in Vonovia umbenannt und ist seit 21. September 2015 in den DAX-Olymp aufgestiegen. Interessant wird nun, was mit TAG Immobilien aus dem MDAX passieren wird. Eine Ebene darunter – allerdings im Bereich Gewerbeimmobilien – leiten gerade Fair Value REIT und DEMIRE den Zusammenschluss ein. Innerhalb des SDAX treibt Adler Real Estate die Konzentration im Wohnimmobiliensektor im Sauseschritt voran. Für Aktionäre von LEG Immobilien gibt es derweil keinen unmittelbaren Handlungsbedarf. Sie können locker abwarten. Perspektivisch dürfte aus dem Papier ein interessanter Dividendenwert mit Renditen jenseits der drei Prozent werden. Der Anteilschein von Deutsche Wohnen bleibt auf die lange Sicht ebenfalls eine gute Wahl, auch wenn sich der MDAX-Wert zuletzt an der Marke von 25 Euro immer wieder die Zähne ausgebissen hat.
Foto: LEG Immobilien AG