Erst vor wenigen Tagen hat die Deutsche Rohstoff AG (DRAG) mit einer deutlichen Prognoseanhebung für positive Schlagzeilen gesorgt. Auch boersengefluester.de berichtete über die neueste Entwicklung des vorwiegend in der Ölförderung in den USA tätigen Unternehmens (HIER). Gleichzeitig hatten wir aber auch angekündigt, uns um ein ausführlicheres Update aus erster Hand zu bemühen. Hier stellt sich CEO Dr. Thomas Gutschlag nun unseren Fragen. Es bleibt dabei: Für boersengefluester.de bleibt die im Börsensegment Scale gelistete DRAG-Aktie ein weit überdurchschnittlich interessantes Investment. Immerhin betont Gutschlag im Interview nochmals: „Die Weltwirtschaft wird noch für viele Jahre auf Öl und Gas angewiesen sein.“
Herr Dr. Gutschlag, Sie haben zuletzt ihre Prognose für 2022 spürbar heraufgesetzt und auch den Ausblick für 2021 auf das obere Ende der bislang kommunizierten Spanne eingeengt. Was sind die wesentlichen Treiber dieser Entwicklung?
Dr. Thomas Gutschlag: Wir profitieren von den Investitionsentscheidungen der vergangenen Jahre sowie von unserer vor Kurzem bekannt gegebenen Akquisition durch Cub Creek. Hierdurch konnten wir die Produktion in diesem Jahr wieder deutlich hochfahren. Zudem werden wir ab dem vierten Quartal 2021 bei den zwölf neuen Bohrungen von Cub Creek die Ölförderung starten. Gleichzeitig sind die Öl- und Gaspreise in den vergangenen Quartalen deutlich angestiegen. Hinzu kommen u.a. Gewinne aus dem während der Pandemie im vergangenen Jahr aufgebauten Finanzinvestitionen. Dies alles führt dazu, dass wir für 2022 nun von einem Konzernumsatz zwischen 98 und 106 Mio. Euro und einem EBITDA von 70 bis 76 Mio. Euro ausgehen. Für 2021 haben wir einen Umsatz zwischen 68 und 73 Mio. Euro und ein EBITDA von 57 bis 62 Mio. Euro prognostiziert. Hier gehen wir davon aus, jeweils am oberen Ende der Spannen zu landen. Dabei muss man wissen, dass wir bereits einen Großteil der erwarteten Förderung 2021 verkauft haben und uns auch bereits bei rund einem Drittel der 2022 erwarteten Produktion Verkaufspreise gesichert haben.
Werden Sie noch weitere Bohrflächen zukaufen oder ist die Deutsche Rohstoff AG (DRAG) mit den jüngsten Akquisitionen erst einmal gut ausgelastet?
Dr. Gutschlag: Unsere Tochtergesellschaft Cub Creek Energy hat kürzlich einen Kaufvertrag über 121 km² in Wyoming unterzeichnet, wodurch wir zusammen mit den Flächen von Bright Rock Energy nun rund 240 km² Flächen in Wyoming haben. Dieser Ankauf zeigt, dass wir weiter aktiv sind und regelmäßig Flächen und Produktionen prüfen. Nachdem wir im vergangenen Jahr auch zukaufen konnten haben wir aber keinen Druck. Wir können die gesicherten Flächen für weitere Förderungen entwickeln, werden bei vielversprechenden Angeboten aber auch weiter zukaufen. Unsere liquiden Mittel lagen Ende Juni 2021 bei etwa 71,3 Mio. Euro. Wir haben trotz der laufenden Investitionsprogramme damit weiter eine sehr gute Liquiditätsausstattung, um sich bietende Akquisitions-Chancen auch kurzfristig umsetzen zu können.
In Colorado gibt es zurzeit eine große Fusionswelle im Ölsektor. Welche Opportunitäten könnten sich dadurch für Sie ergeben?
Dr. Gutschlag: Es gibt zahlreiche kleinere Gesellschaften, die trotz der gestiegenen Ölpreise allein für sich keine langfristige Perspektive mehr sehen. Wir haben ja ein Team vor Ort in den USA, eine lukrative Förderung und zudem eine gute Liquiditätsausstattung, womit wir schon ein interessanter Käufer für andere Gesellschaften sind. Aber wir schauen natürlich genau hin und werden nur dann zukaufen, wenn sich hierdurch ein nennenswerter Mehrwert für unsere Aktionäre ergibt.
Wie kommen die Aktivitäten von Almonty in Südkorea voran? Wann soll hier Produktionsbeginn sein?
Dr. Gutschlag: Bei der Mine in Sangdong, die eine der weltgrößten Wolframressourcen beherbergt, liegt Almonty sowohl beim Budget als auch bei der Entwicklung voll im Plan. Vorgesehen ist, dass die Mine im vierten Quartal 2022 die Produktion aufnehmen soll. Nur um ein Gefühl für die Bedeutung des Projekts zu bekommen: Voraussichtlich rund 30 Prozent des gesamten Wolframs außerhalb Chinas und etwa sieben bis zehn Prozent des weltweiten Angebots sollen zukünftig hier produziert werden.
Für 2020 mussten Sie die Dividende aufgrund der hohen Wertberichtigungen streichen. Haben Sie schon eine Vorstellung, wie die künftige Dividendenpolitik aussehen soll?
Dr. Gutschlag: Es ist natürlich noch etwas früh, über eine Dividende für 2021 zu sprechen. Aber die Deutsche Rohstoff AG hat in den vergangenen Jahren regelmäßig Dividenden gezahlt, sodass die Aktionäre direkt von der Unternehmensentwicklung profitieren konnten. An dieser grundsätzlichen Ausrichtung hat sich nichts geändert.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 53,75 | 109,05 | 41,20 | 38,68 | 73,32 | 165,44 | 196,66 | |
EBITDA1,2 | 36,13 | 97,93 | 22,72 | 23,90 | 66,06 | 139,09 | 158,26 | |
EBITDA-Marge3 | 67,22 | 89,80 | 55,15 | 61,79 | 90,10 | 84,07 | 80,47 | |
EBIT1,4 | 6,13 | 32,70 | 5,63 | -16,10 | 32,59 | 91,43 | 95,00 | |
EBIT-Marge5 | 11,40 | 29,99 | 13,67 | -41,62 | 44,45 | 55,27 | 48,31 | |
Jahresüberschuss1 | 7,63 | 17,95 | 0,19 | -16,10 | 26,36 | 66,19 | 67,48 | |
Netto-Marge6 | 14,20 | 16,46 | 0,46 | -41,62 | 35,95 | 40,01 | 34,31 | |
Cashflow1,7 | 37,85 | 68,67 | 34,93 | 13,99 | 51,82 | 142,73 | 139,26 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,51 | 3,54 | 0,04 | -3,17 | 5,00 | 12,15 | 13,02 | |
Dividende8 | 0,65 | 0,70 | 0,10 | 0,00 | 0,60 | 1,30 | 1,75 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Falk |
Welche Strategie fährt die DRAG zurzeit bei ihren Finanzinvestments?
Dr. Gutschlag: Wir haben im vergangenen Jahr die im Zuge der Corona-Pandemie deutlich gesunkenen Kurse für den Aufbau eines Aktien- und Anleiheportfolios im Rohstoffbereich genutzt. Hierbei haben wir auf unsere umfangreichen Erfahrungen in dem Sektor zurückgreifen können und einzelne Werte geradezu zu Ausverkaufspreisen erworben. Bereits im vierten Quartal 2020 konnten wir dann schon erste Gewinne mitnehmen und im ersten Halbjahr 2021 dann circa 11,7 Mio. Euro realisieren. Per 30. Juni 2021 beliefen sich die unrealisierten Gewinne auf 5,8 Mio. Euro. Wir haben hier also einen sehr aktiven Ansatz und prüfen regelmäßig die einzelnen Positionen.
In aller Munde sind zurzeit ESG-Kriterien bei der Auswahl von Investments. Hat die DRAG hier per se schlechte Karten oder wie positionieren Sie sich hier?
Dr. Gutschlag: Die Weltwirtschaft wird noch für viele Jahre auf Öl und Gas angewiesen sein. Unsere Aufgabe ist es, die Umweltbelastung bei Exploration, Produktion und Transport so gering wie möglich zu halten. Deshalb arbeiten wir in allen unseren Lizenzgebieten mit modernster Technologie, um die Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Zudem gelten in den Ländern, in denen wir tätig sind, die höchsten Umweltstandards. Wir beachten aber auch die Interessen der Menschen vor Ort, schaffen Arbeitsplätze in abgelegenen Regionen oder sorgen durch Lärmschutzwände um unsere Bohrplätze für eine möglichst geringe Beeinträchtigung der Umgebung durch Lärm und Licht.
Sind Seltene Erden eigentlich noch ein Thema für die DRAG?
Dr. Gutschlag: Unser Fokus liegt derzeit auf dem Öl- und Gassektor sowie durch Almonty auf Wolfram. Aber wir sind und waren als Rohstoffunternehmen flexibel im Sektor und schauen uns regelmäßig auch andere Bereiche an. Wenn sich hier etwas Vielversprechendes ergibt, investieren wir. Das gilt auch für den Bereich Seltene Erden.
Die Ergebnisse der DRAG schwanken historisch gesehen wahnsinnig stark. Ist das unveränderlich so, oder sehen Sie auch Möglichkeiten, mehr Konstanz in die Entwicklung zu bringen?
Dr. Gutschlag: In der Vergangenheit hatten wir in der Tat sehr stark schwankende Ergebnisse. Das lag sowohl an den volatilen Rohstoffpreisen als auch an Verkäufen von Vermögensgegenständen. Preisschwankungen können wir nur begrenzt beeinflussen. Allerdings können wir über Absicherungsgeschäfte unsere Ergebnisse etwas glätten. Diese Möglichkeit nutzen wir seit einigen Jahren intensiv. Ansonsten haben wir durch die großen Flächenpakete, die wir erworben haben, sehr viel Potenzial eingekauft. Es wird uns helfen, über Jahre hinweg konstant zu wachsen.
Dr. Thomas Gutschlag war 2006 Mitgründer der Deutsche Rohstoff AG. Seit Mai 2007 ist er Vorstand der in Mannheim ansässigen Gesellschaft. Er ist verantwortlich für die Leitung des Konzerns und die Steuerung der Tochtergesellschaften und Beteiligungen. Daneben ist Gutschlag für Kommunikation und Investor Relations zuständig.
Fotos: Clipdealer, Deutsche Rohstoff AG