Normalerweise ist boersengefluester.de weit davon entfernt, „Fanboy“ von irgendeiner Aktie zu sein. Doch bei Präsentationen der Deutschen Rohstoff AG auf Kapitalmarktkonferenzen haben wir nahezu immer den Eindruck, dass es eine gute Idee sei, sich ein paar Aktien des in erster Linie auf die Ölförderung in den USA spezialisierten Unternehmens ins Depot zu legen. So tough und überzeugend bringen CEO Jan-Philipp Weitz und CFO Henning Döring die Investmentstory rüber. Nun: Selbst der beste Vortrag verpufft, wenn nicht auch die operativen Zahlen mitziehen. Und hier hat die Deutsche Rohstoff AG (DRAG) in den vergangenen Jahren regelmäßig geliefert und ist längst an einem Punkt, wo sich Änderungen bei den Bohraktivitäten und auch Preisverschiebungen beim Rohöl längst nicht mehr so drastisch auswirken, wie es früher einmal der Fall war.
Und eben diese ausgeprägte Prognosesicherheit hat auch dazu geführt, dass der Aktienkurs nicht mehr bei 10 oder 20 Euro steht, sondern sich auf einem merklich erhöhten Niveau zwischen 30 und 45 Euro eingependelt hat. Dabei bringt es das formal in Mannheim ansässige Unternehmen bei Kursen von zurzeit rund 33 Euro auf einen Börsenwert von knapp 167 Mio. Euro. Inklusive der Netto-Verschuldung von zuletzt etwas mehr als 134 Mio. Euro ergibt sich ein Unternehmenswert (Enterprise Value) von knapp 301 Mio. Euro. Das korrespondiert mit einer jetzt nochmals – trotz des höheren Investitionsbudgets – bestätigten EBITDA-Prognose für 2024 in einer Bandbreite von 160 bis 180 Mio. Euro und 125 bis 145 Mio. Euro für 2025. Günstigere Relationen von Ergebnis, Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zum Enterprise Value (EV) werden Investoren auf dem heimischen Kurszettel kaum finden. Dabei liegt die Deutsche Rohstoff mit einem EBITDA von 122,24 Mio. Euro nach den ersten neun Monaten 2024 insgesamt gut auf Kurs.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 53,75 | 109,05 | 41,20 | 38,68 | 73,32 | 165,44 | 196,66 | |
EBITDA1,2 | 36,13 | 97,93 | 22,72 | 23,90 | 66,06 | 139,09 | 158,26 | |
EBITDA-Marge3 | 67,22 | 89,80 | 55,15 | 61,79 | 90,10 | 84,07 | 80,47 | |
EBIT1,4 | 6,13 | 32,70 | 5,63 | -16,10 | 32,59 | 91,43 | 95,00 | |
EBIT-Marge5 | 11,40 | 29,99 | 13,67 | -41,62 | 44,45 | 55,27 | 48,31 | |
Jahresüberschuss1 | 7,63 | 17,95 | 0,19 | -16,10 | 26,36 | 66,19 | 67,48 | |
Netto-Marge6 | 14,20 | 16,46 | 0,46 | -41,62 | 35,95 | 40,01 | 34,31 | |
Cashflow1,7 | 37,85 | 68,67 | 34,93 | 13,99 | 51,82 | 142,73 | 139,26 | |
Ergebnis je Aktie8 | 1,51 | 3,54 | 0,04 | -3,17 | 5,00 | 12,15 | 13,02 | |
Dividende8 | 0,65 | 0,70 | 0,10 | 0,00 | 0,60 | 1,30 | 1,75 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: Falk |
„Wir haben es geschafft, uns in Wyoming operativ zu etablieren. Unsere Ergebnisse liegen im Plan. Es ist uns gelungen, operativ signifikante Effizienzgewinne zu verbuchen und damit unsere Kosten je Bohrung deutlich zu senken“, sagt CEO Jan-Philipp Weitz. Wenn Anleger denn nach Haaren in der Suppe suchen, dann ist es wohl der Umstand, dass der Jahresüberschuss in den ersten neun Monaten 2024 mit 37,85 Mio. Euro um 12,6 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahreswert liegt. Entsprechend fiel das Ergebnis je Aktie von 8,51 auf 7,32 Euro zurück. „Ursächlich hierfür sind vor allem die planmäßig höheren Abschreibungen, geringe Einmaleffekte aus sonstigen betrieblichen Erträgen und ein schwächerer US-Dollar zum Ende des dritten Quartals“, betont Weitz.
Sofern es nicht zu signifikanten Verschiebungen in den kommenden Monaten kommt, geht boersengefluester.de davon aus, dass die Dividende auch zur Hauptversammlung im Jahr 2025 bei 1,75 Euro je Aktie liegen dürfte. Das reicht für eine weit überdurchschnittliche Rendite leicht nördlich von 5 Prozent. Ein Pluspunkt aus Anlegersicht ist zudem, dass der Aktienkurs um mehr als 13 Prozent unter dem Buchwert von zurzeit knapp 38,50 Euro notiert. Im langjährigen Durchschnitt notiert die Aktie eher um 20 bis 30 Prozent über dem Eigenkapital. Am 20. November 2024 veranstaltet das Unternehmen einen Capital Markets Day und wird dann vermutlich auch schon dezidierter auf die Planungen für das kommende Jahr eingehen. Insgesamt gefällt uns die Gemengelage weiter überdurchschnittlich gut. Das größte Risiko für die Aktie bleibt kurzfristig die Entwicklung des Ölpreises. Doch selbst hier ist es nicht zwingend angebracht, jeden Dollar Veränderung direkt auf den Aktienkurs von DRAG zu modellieren. Dafür ist die Gesamtbewertung der Aktie einfach zu niedrig.
Foto: Clipdealer