Zu erwarten war es nicht unbedingt, dass die Deutsche Real Estate auch rund zehn Jahre nach dem Einstieg von Summit Real Estate noch immer ganz normal notiert ist, die israelische Immobilienholding also keine Strukturmaßnahmen im Sinne eines Beherrschungsvertrags, Squeeze-outs oder gar Delistings durchgeführt hat. Ein konkreter Anlass dafür besteht freilich auch nicht. Mit Blick auf die herausfordernde Sanierung der Jahre 2003/04 steht das auf Gewerbeimmobilien spezialisierte Unternehmen längst wieder gefestigt da, was sich auch im Aktienkurs widerspiegelt. Bei Notierungen knapp oberhalb von 2 Euro bringt die früher einmal zum Einflussbereich der AGIV Real Estate gehörende Gesellschaft rund 42,5 Mio. Euro auf die Waagschale. Dafür bekommen Anleger zunächst einmal eine Menge Gegenwert: Der Net Asset Value (NAV) hat sich in den vergangenen fünf Jahren von 1,17 auf 2,67 Euro je Aktie erhöht. Immobilientitel, die mit einem dermaßen großen Abschlag auf den NAV gehandelt werden, müssen Investoren sonst mit der Lupe suchen.
Dafür zahlen die Berliner allerdings auch keine Dividenden und ein Streubesitz von gerade einmal 9,52 Prozent ist auch nicht jedermanns Sache. Das Eigenkapital erreichte zum Ende des ersten Quartals 2017 fast 92 Mio. Euro, das sind 24,2 Prozent der Bilanzsumme. Die Relation von Finanzschulden zum Verkehrswert der Immobilien – auch LTV (Loan To Value) genannt – lag zum Jahresende bei 70,3 Prozent. Im Jahr zuvor betrug die Quote sogar 75,7 Prozent. Gleichwohl agieren die Berliner hier noch in einem extrem hohen Bereich. In Börsenkreisen gilt normalerweise ein LTV von weniger als 50 Prozent als ansprechende Größe. Vor diesem Hintergrund relativiert sich also zunächst einmal die ansonsten super günstig anmutende Bewertung der Aktie. Zugunsten der Deutschen Real Estate lässt sich allerdings sagen, dass von den 266 Mio. Euro Finanzschulden „nur“ gut 185 Mio. Euro Kreditverbindlichkeiten gegenüber Banken (mit Schwerpunkt auf Deutsche Genossenschafts-Hypothekenbank und HSH Nordbank) sind. Mit dem restlichen Betrag steht die Deutsche Real Estate gegenüber nahestehenden Unternehmen – also der Summit-Gruppe – in der Kreide.
Das ist insofern wichtig, weil ein Teil dieser Kredite nachrangig zu bedienen ist. Rein bezogen auf die Bankschulden beträgt der LTV zurzeit 48,3 Prozent und soll mittelfristig auf eine Größenordnung von 40 Prozent steuern. Insgesamt ist die am Kapitalmarkt ansonsten relativ wenig beachtete Aktie eine interessante Alternative zu den bekannten Aktien. Daher nehmen wir das im General Standard gelistete Papier auch in unser Beobachtungsuniversum DataSelect auf. Mit Blick auf die Marktkapitalisierung spielt die Deutsche Real Estate etwa in einer Größenklasse mit GxP German Properties.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | ||
Umsatzerlöse1 | 30,43 | 29,11 | 30,46 | 24,01 | 21,46 | 22,41 | 25,60 | |
EBITDA1,2 | 19,76 | 19,82 | 20,44 | 16,87 | 14,07 | 13,27 | 14,11 | |
EBITDA-Marge3 | 64,94 | 68,09 | 67,10 | 70,26 | 65,56 | 59,21 | 55,12 | |
EBIT1,4 | 70,32 | 246,59 | 73,39 | 36,03 | 24,98 | -17,42 | -51,80 | |
EBIT-Marge5 | 231,09 | 847,10 | 240,94 | 150,06 | 116,40 | -77,73 | -202,34 | |
Jahresüberschuss1 | 51,16 | 198,17 | 62,46 | 30,33 | 21,27 | -14,77 | -43,33 | |
Netto-Marge6 | 168,12 | 680,76 | 205,06 | 126,32 | 99,12 | -65,91 | -169,26 | |
Cashflow1,7 | 20,14 | 17,92 | 19,59 | 12,68 | 8,86 | 3,47 | 4,60 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,49 | 9,63 | 3,03 | 1,47 | 1,03 | -0,72 | -2,11 | |
Dividende8 | 0,00 | 0,00 | 0,04 | 0,04 | 0,04 | 0,00 | 0,04 |
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de Wirtschaftsprüfer: RSM Ebner Stolz |
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