So schnell kann sich das Blatt wenden. Nachdem die Aktie der Deutschen Forfait im Mai 2013 in den einschlägigen Anlegerzeitschriften nahezu einstimmig zum Top-Tipp erkoren wurde, schoss die Notiz innerhalb von drei Wochen – ausgehend von 4 Euro – um rund 45 Prozent bis auf 5,88 Euro in die Höhe. Begleitet wurden die Empfehlungen von einer ungewöhnlich großen Präsenz des Unternehmens auf Investorenveranstaltungen. Hintergrund: Die Kölner befanden sich in den Vorbereitungen für die Emissionen einer Mittelstandsanleihe im Volumen von 30 Mio. Euro. Die Tour hat sich gelohnt: Noch am Tag der Emission war der mit einem Kupon von 7,875 Prozent ausgestattete Bond (WKN: A1R1CC) ausverkauft.
Mit dem Aktienkurs ging es seit dem Börsenstart der Schuldverschreibung am 22. Mai allerdings fast nur noch bergab. Mittlerweile kostet der Anteilschein wieder weniger als 4,50 Euro. Womöglich lohnt sich jetzt, nachdem der Titel aus den einschlägigen Musterdepots wieder verbannt wurde, aber allmählich wieder ein Blick auf den Small Cap. Zum Halbjahr liegt der Spezialist für Exportfinanzierungen in Entwicklungsländer zwar noch deutlich hinter den entsprechenden Vorjahreszahlen zurück, doch die Zahlen sollten in den kommenden Quartalen sukzessive besser werden. „Ziel ist es, die Deutsche-Forfait-Gruppe als marktführenden Finanzierungsspezialisten und Asset Manager von Außenhandelsforderungen zu etablieren“, sagt die Vorstandsvorsitzende Marina Attawar.
Dabei funktioniert das Geschäftsmodell folgendermaßen: Die Deutsche Forfait kauft von Kreditversicherungen bzw. lokalen Banken besicherte Forderungen von Exporteuren oder Banken und veräußert diese an Investoren weiter. Vorteil für die Ausfuhrgesellschaften: Sie erhalten einen raschen Liquiditätszufluss, verbessern ihre Bilanzqualität und trennen sich von dem Risiko. Die Deutsche Forfait wiederum kauft die Forderungen mit einem – vom Risikograd des Geschäfts und dem Zahlungsziel abhängigen – Discount zum Rechnungsbetrag. Eingesetzt wird das Forfaitierungsinstrument meist bei Geschäften mit Schwellenländern, da hier die Zahlungsziele besonders lang bzw. das Adressausfallrisiko überdurchschnittlich hoch ist.
Waren die Investoren, an die die Deutsche Forfait ihre Forderungen weiterverkauft, bislang meist speziell ausgerichtete Banken oder größere Institute aus den Emerging Markets, wollen die Kölner künftig neue Kundengruppen wie Versicherungen oder Pensionskassen erschließen, in dem sie Forderungen unter ein Fonds-Dach bündeln. Es findet quasi eine Verbriefung von Einzelrisiken statt – das Unternehmen spricht von einem „Trade Finance Fondskonzept“. Vertrieben sollen die Anteile über die neue gegründete Tochtergesellschaft Deutsche Kapital Limited (DKL) mit Sitz in Dubai. „Erste Platzierungsergebnisse werden gegen Ende des dritten Quartals erwartet“, betont die Deutsche Forfait. Das Volumen der Fonds soll zunächst bei etwa 50 Mio. Euro liegen und quartalsweise um bis zu 40 Mio. Euro erhöht werden. Ausgelegt ist das Konstrukt auf eine Gesamthöhe von rund 400 Mio. Euro.
Im ersten Halbjahr 2013 belastete der Fondsaufbau das Konzernergebnis noch mit 0,4 Mio. Euro, zudem drückten die Emissionskosten der Anleihe auf die Profitabilität. Bei einem um zwölf Prozent auf 309,5 gesunkenen Forfaitierungsvolumen sank der Gewinn von 1,5 auf 1,0 Mio. Euro. Doch nun – gestärkt durch die frischen Mittel des Bonds – will die Deutsche Forfait Gas geben: Mittelfristig soll ein jährliches Forfaitierungsvolumen mehr als 1 Mrd. Euro durch die Bücher gehen. Große Märkte wie China und Afrika (Ghana, Nigeria) werden noch stärker beackert. Demnach dürfte 2013 für die Deutsche Forfait eine Art Übergangsjahr werden, wenngleich das zweite Halbjahr bereits eine klare Verbesserung der Zahlen verspricht. Insgesamt rechnet der Vorstand mit einem „deutlich positiven Konzernergebnis“. Zur Einordnung: 2012 kamen die Kölner bei einem Forfaitierungsvolumen von 675 Mio. Euro auf eine Rohergebnis von 13 Mio. Euro und einen Nettogewinn von 2,5 Mio. Euro. Im Kurs verarbeitet sein, sollte der Mitte Juli gemeldete Wechsel im Aktionärskreis. So stieg der langjährige Großaktionär M.M. Warburg aus und verkaufte sein Paket von 20,5 Prozent an den britischen Geschäftsmann Shahab Manzouri. Dem Vernehmen nach soll es sich um ein „langfristiges Investment“ handeln.
Auf dem gegenwärtigen Niveau bringt es das Unternehmen auf einen Börsenwert von 30,5 Mio. Euro. Knapp 60 Prozent davon befinden sich im Streubesitz. Die nächste wichtige Unterstützung befindet sich im Bereich um 4 Euro. Bis dahin hat die Notiz noch etwa zehn Prozent Abwärtspotenzial. Unter Timing-Aspekten bietet es sich also an, die weitere Entwicklung zunächst noch ein wenig von der Seitenlinie aus zu verfolgen. Sollte die Notiz der Deutschen Forfait den Aufwärtstrend der vergangenen Tage fortsetzen, würde sich spätestens bei knapp 5 Euro ein gutes Kaufsignal ergeben. Andererseits sollte der Bereich um 4 Euro eine gute Einstiegsbasis bilden.