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Deutsche Börse: Fintech-Deal für 725 Mio. Euro

Zum Schluss ging nun doch alles überraschend schnell. Kaum berichteten Insider, dass die Verhandlungen der Deutschen Börse AG um die Devisenhandelsplattform 360T in die entscheidende Phase gehen und sich ansonsten angeblich nur noch der US-Konkurrent CME im Rennen befände, hat der Börsenbetreiber Tatsachen geschaffen. Demnach übernimmt die Deutschen Börse die im Jahr 2000 von dem früheren Dresdner Kleinwort Benson-Banker Carlo Kölzer gegründete 360T für einen Gesamtkaufpreis von 725 Mio. Euro. Das liegt im Rahmen. Spekuliert wurde zuvor über einen Betrag zwischen 650 und 750 Mio. Euro. „Die Deutsche Börse AG plant, die Übernahme durch eine Kombination aus Fremd- und Eigenkapital zu finanzieren, mit dem Ziel mögliche Auswirkungen auf das Kreditrating zu minimieren“, heißt es zur Umsetzung. Mit anderen Worten: Die Aktionäre des DAX-Konzerns werden sich auf eine Kapitalerhöhung einstellen müssen. Zeitlich fällt die Übernahme des seit 1. Juni als Vorstand der Deutsche Börse amtierenden Carsten Kengeter mit der Vorlage der Halbjahreszahlen am 27. Juli zusammen. Analysten rechnen hier im Schnitt mit einem Anstieg des Gewinns vor Steuern von rund einem Viertel. Derweil präsentiert sich der Aktienkurs seit Ende 2014 in einer super festen Verfassung und hat mit 87,40 Euro in der ein neues Mehr-Jahres-Hoch erreicht. Das Timing für eine Mittelaufnahme könnte – zumindest aus Unternehmenssicht – günstiger kaum sein. Dem Vernehmen nach soll die 360T-Transaktion „unmittelbar zu einer Erhöhung des operativen Cash Flow je Aktie“ führen. Anleger sollten in dem DAX-Wert engagiert bleiben, auch wenn die Bewertung mit einem KGV von knapp 20 auf den ersten Blick eher ambitioniert aussieht.

 

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Interessantes Detail für Nebenwertefans: 360T sitzt im Frankfurter Grüneburgweg 16-18 – bekannt als WestendCarree. In diesem Gebäudekomplex unweit der Frankfurter Innenstadt und der Alten Oper sitzen unter anderem auch der zum Einflussbereich von Bernd Förtsch gehörende Fintech-Inkubator FinLab sowie die mit gut 18 Prozent an der FinTech Group beteiligte Investmentgesellschaft Heliad Equity Partners. Und auch die FinTech Group ist Luftlinie nicht weit entfernt. Losgelöst davon: Mit dem Einstieg bei der Devisenplattform 360T geht die Deutsche Börse konsequent Richtung Fintech – immerhin bezeichnet sich 360T auf der Homepage explizit als ein Fintech-Partner für den Devisenhandel und Derivate. Letztlich ist der 725-Millionen-Euro-Deal damit auch ein wichtiges Zeichen für den Finanzplatz Frankfurt. Schließlich signalisiert der Abschluss, dass in der Bankenstadt am Main ebenfalls schlagkräftige Fintech-Gesellschaften zu finden sind und die hippen Banken-Herausforderer nicht allesamt in Berlin oder Hamburg ihre Lager aufgeschlagen haben.

 

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Über Gereon Kruse

Gereon Kruse
Gereon Kruse ist Gründer des in Frankfurt ansässigen Finanzportals boersengefluester.de und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Investmentprofis aus dem Small- und Midcap-Bereich stufen die Qualität der Berichterstattung von boersengefluester.de laut der IR.on-Medienstudie 2020/21 mit der Bestnote 1,67 ein. Im Gesamtranking der Onlinemedien liegt die Seite mit Abstand auf Platz 1. Beim finanzblog award der comdirect bank hat boersengefluester.de den Publikumspreis und zusätzlich noch den 3. Platz in der Jurywertung gewonnen. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs.